Marco Schurer, begeisterter Windenfahrer, beteiligt sich nicht nur als solcher in der Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Flugsport: Der Segelflieger ist ausgebildeter Windenfahrer / Große Freude an dem technischen Hobby

Noch schnell die Batterie eingebaut und schon schwingt sich Marco Schurer auf den roten Iveco-Magirus-LKW, auf dem sich die Winde der Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm befindet. Langsam, aber doch hörbar fährt der 23-Jährige in Richtung Landebahn auf dem Eutinger Fluggelände.

Eutingen. Sowohl die Thermik als auch die Flugrichtung hat der Segelflieger vorab geprüft und weiß daher ganz genau, wo das Windenfahrzeug platziert werden muss.

Nach dem Abstellen zieht er die Fallschirme am Ende des Windenseiles aus und hängt sie am Transport-Fahrzeug ein. Dieses bringt die Seile an den Start, wo ein Pilot im Segelflugzeug wartet. Das Seil wird am Segelflugzeug eingehängt und das Vorgehen der Flugleitung mitgeteilt.

Verhalten in besonderen Situation wird geprüft

"ASK-21, doppelsitzig, Sie ist startklar", erhält Windenfahrer Marco Schurer von der Flugleitung die Rückmeldung, die er wiederholt. Um das Vorgehen verstehen zu können, muss jeder Windenfahrer zuvor den Segelflugschein gemacht haben.

Die Ausbildung zum Windenfahrer besteht aus dem theoretischen Teil mit Informationen zu den gesetzlichen Bestimmungen über Startgeräte, die Betriebstüchtigkeitsanforderungen für Startwinden zum Start von Segelflugzeugen und Motorseglern sowie die gesetzlichen Versicherungsbestimmungen. Außerdem werden das Verhalten bei besonderen Vorkommnissen während des Startvorgangs sowie die Grundbegriffe der Motorenkunde, der prinzipielle Aufbau einer Startwinde, die Inbetriebnahme und die Bedienung der Startwinde behandelt.

Im praktischen Teil der Ausbildung, der sich auf mindestens zehn Ausbildungstage bei unterschiedlichen Wetterlagen erstreckt, müssen mindestens 100 selbstständige durchgeführte Starts als Windenfahrer unter der verantwortlichen Aufsicht eines Ausbilders erfolgen. "Ich habe die Ausbildung gemacht, weil es mich schon immer interessiert hat wie es funktioniert Segelflugzeuge in die Luft zubringen und was da für Technik dahintersteckt.

Mich hat auch schon immer interessiert, wie so eine Startwinde aufgebaut ist und wie so eine Startwinde funktioniert", berichtet der 23-Jährige.

"Immer jemand da, den man fragen kann"

Ob das Rumschrauben oder das Windenfahren – die Aufgabe liegen dem gelernten Elektriker. Er erinnert sich noch an seinen ersten eigenverantwortlichen Start als Windenfahrer: "Da ist man schon etwas nervös, ob man alles richtig macht. Aber es ist ja immer jemand da, den man fragen kann."

Bringt sich zudem auch in der Werkstatt ein

Wenn Anfang des Jahres alle geprüften Windenfahrer eingeteilt werden, freut er sich auf die kommenden Aufgaben. Seit drei Jahren ist der Gäufelder Mitglied der Eutinger Fluggemeinschaft, heute Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm. Bereits seit seinem 14. Lebensjahr ist er vom Fliegen fasziniert und kam über einen Bekannten zum Fliegen. "Es macht viel Freude", beschreibt der 23-Jährige, der den Motor der Winde anwirft. Das Seil wird straff, also legt er den Hebel nach vorne, was die Winde beschleunigt. Das Segelflugzeug beginnt über den Platz zu rollen und verliert immer stärker den Bodenkontakt, bis es etwa 300 Meter Höhe hat.

Eigenständig hängt der Segelflugpilot das Windenseil aus. Doch nicht nur das Bedienen fällt in den Aufgabenbereich von Marco Schurer, der sich zudem im Werkstatt-Team einbringt. Fünf Mitglieder, zwischen 17 bis 30 Jahren, bringen die Winde aktuell auf den neuesten Stand.

Unter Anleitung haben die Ehrenamtlichen bereits rund 300 Arbeitsstunden in die Startwinde investiert. "Wenn alles klappt, dann sind wir Anfang der nächsten Saison fertig", hofft Marco Schurer, dass die Corona-Pandemie dem Ziel keinen Strich durch die Rechnung macht.