Ihre Tigermäntel hätten die "Stolperschwänzle" schon einige Male für viel Geld verkaufen können, doch die Eutinger Tänzer gaben sie nicht her. Archiv-Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: 1989 kam Idee auf, eine gemischte Tanzgruppe zu gründen, aus der die "Stolperschwänzle" entstanden

An Fans der Tigermäntel, kreischende Zuschauerinnen und an Extraproben erinnern sich die Eutinger "Stolperschwänzle"-Trainerinnen. Vor 30 Jahren wurde mit der gemischten Garde der Narrenzunft Eutingen der Grundstein der späteren Männertanzgarde gelegt.

Eutingen. Diese Saison, im "Jubiläumsjahr", präsentieren sich die "Stolperschwänzle" als die "Bademeister vom Gäu". "Früher hatten wir kein Motto", erinnern sich die ehemaligen Trainerinnen Annette und Ursula Sökler. Die Narrenzunft Eutingen hatte mit der Prinzengarde, später den Sweetys und eine Zeit lang dem P-Club oder Abadusa einige Tanzgruppen.

1989 kamen ein paar Tänzer auf die Idee, eine gemischte Tanzgruppe mit Männern und Frauen zu gründen. Mit ungarischen und spanischen Tänzen auf der Bühne sorgten sie für Begeisterung. Geprobt hätten die Tänzer im Probelokal, manchmal im "Linde"-Saal, im Hasenhaus oder im Feuerwehrhaus – immer da, wo gerade Platz gewesen sei.

Für die Kostüme gaben sie viel Geld aus. "Den Stoff hatten wir anfangs aus dem Stoffladen in Horb", erzählen Annette und Ursula Sökler. Genäht hatten die Kostüme Helga Breier, Marga Sökler und Lydia Beyerle. Accessoires wurden dazu gekauft.

Irgendwann hatten die Männer den Wunsch geäußert, einen Tanz alleine zu machen und so sei die Männertanzgarde entstanden, die heute als "Stolperschwänzle" bekannt ist. "An die Namensfindung kann ich mich noch gut erinnern", sagt Ursula Sökler. Die Eutinger Gruppe sei mit dem Bus nach Dietingen unterwegs gewesen und habe überlegt, welchen Namen sie sich geben könnte. Immerhin konnte die Gruppe mit dem besten Namen etwas gewinnen. "Irgendwem ist dann ›Stolperschwänzle‹ eingefallen. Ich weiß nur noch, dass wir dann erst nicht gewonnen haben", erinnert sich Ursula Sökler lachend.

Mit dem Kassettenkoffer geht es zum Auftritt

Zu den ersten "Stolperschwänzle" gehörten Patrick Raible, Franz Krespach, Martin und Gustav Scherer, Markus Geissler, Klaus Sökler, Alexander Plaz, Andreas Gramer und Rainer Müller. "Anfangs waren wir noch wenige, mit den Jahren kamen einige dazu", erzählt Annette Sökler.

Die Trainerinnen stellten sich bald um, denn bei den Männern musste immer etwas Akrobatisches dabei sein. "Wir waren auch die Ersten in der Region, die einen Tänzer in die Arme der anderen fallen ließen", ist sich Ursula Sökler sicher. Die Lieder für die Auftritte waren damals noch auf Kassette. "Stundenlang sind wir bei Armin Schäffer gesessen und haben die Lieder geschnitten. Da bist du fast verrückt geworden", wissen die Trainerinnen, dass damals noch analog am Computer geschnitten wurde. Mit dem Kassettenkoffer ging es dann zum Auftritt, wobei die "Stolperschwänzle" hauptsächlich auf der Eutinger Fasnet zu sehen waren.

An einem Fasnetsmontag nahmen die Eutinger Tänzer in Talheim an einem Fasnets-Tanzwettbewerb teil. "Wir wollten gewinnen, aber Vollmaringen war mit dem gleichen Lied da", sagt Ursula Sökler und fügt hinzu, dass die etwas mehr Haut gezeigt hätten. Sie könne sich auch noch an einen der ersten Auftritte erinnern, als die Eutinger Männertanzgarde zum Hubert-von-Goisern-Lied "Koa Hiatamadl" auftrat. Jeder Tänzer trug ein kariertes Kleid, hatte eine Perücke auf und jeder dazu einen anderen Vorbau. Mit "Holz vor der Hütte" oder Blumenkasten tanzten die Männer.

Bei den "Dschingis Khan"-Kostümen 2002 hätten sich die Eutinger Näherinnen selbst übertroffen, loben die ehemaligen Tänzerinnen heute noch: "Da waren viele grün-goldene Streifen vernäht, hinten am Rücken nochmals extra was. Das war super anzusehen und kam gut beim Publikum an." Nika Ziebart habe damals den Kasatschok getanzt, was die Trainerinnen nie vergessen werden. Doch mit so manchem "Stolperschwänzle" wurde ein Schritt immer wieder geübt. Und auch sonst brachten die Tänzer so manches Opfer: "Das wird mir heute noch nachgetragen. Ich hab den in der Bar gesehen und gesagt: Du gehst jetzt heim, du musst morgen auftreten", lacht Annette Sökler, verrät aber keine Namen.

Doch die beiden Sökler-Schwestern kamen selbst auch immer wieder dran und spielten beim Wikinger-Auftritt 1999 den "Pausenclown", denn die Männer mussten sich schnell umziehen. "Damals hat der ›Kalle‹ das Wikingerschiff gemalt. Das sah super aus", beschreiben sie den damaligen Hintergrund.

2004 gaben sie ihr Amt weiter. Sandra Krespach, Sabrina Weiss, Anja Neubrand und später nochmals Annette Sökler haben die "Stolperschwänzle" schon trainiert. Heute sorgen Bettina Ehmann und Carina Platz für Choreografie, Häs und Motto.