Im Eutinger Pfarrgarten, mit der Sankt-Stephanus-Kirche auf Sichtweite, fühlt sich der Aushilfspfarrer Daniel Kelechi Ibemere wohl.Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Pfarrer Daniel Kelechi Ibemere übernimmt die Urlaubsvertretung in der Seelsorgeeinheit bis 7. September

Elf Jahre als Pfarrer feiert Daniel Kelechi Ibemere am heutigen Samstag in der Seelsorgeeinheit Eutingen, in der er noch bis 7. September die Urlaubsvertretung übernimmt. Aufgrund von Corona-Vorsichtsmaßnahmen wird dieses Jahr der langjährige Aushilfspfarrer Gerald Wamala aus Uganda nicht einreisen können, weshalb Pfarrer Daniel Kelechi Ibemere aus Frankfurt ins Gäu kam.

Eutingen. Ursprünglich stammt der 43-Jährige aus Nigeria. Seit rund zwei Jahren lebt er jedoch in Deutschland und arbeitet aktuell an seinem Doktortitel an der philosophisch-theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main.

Langweilig wird es Pfarrer Daniel Kelechi Ibemere im Eutinger Pfarrhaus daher nicht, denn neben den Aufgaben in der Seelsorgeeinheit steht regelmäßig das wissenschaftliche Arbeiten bevor. Nebenbei lernt der Sprachbegabte noch Spanisch, womit er neben seinen Heimatsprachen Ibo und Effik auch Italienisch, Englisch und Deutsch spricht. "Mama Mia", scherzt er und erklärt, dass die italienische Sprache bei Weitem nicht so kompliziert sei, wie die deutsche mit ihren Artikeln und Konjugationen. Vor zwei Jahre habe er angefangen, Deutsch in einem Seminar zu lernen.

Als Urlaubsvertretung habe er schon als Klinikseelsorger im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg und einer Pfarrgemeinde in Hamburg gewirkt. Doch schwäbisch sei schon manchmal eine besondere Herausforderung, so habe er es beispielsweise in Hamburg von der Sprache her leichter gehabt. "Die Menschen in den deutschen Städten sind ganz anders, als auf dem Land", beschreibt er die Warmherzigkeit und die Offenheit der Dorfbewohner. Auch in der Seelsorgeeinheit habe er schon einige Familien kennengelernt und sich über Einladungen gefreut. Besonders schätze er es, dass er ein Auto zur Verfügung gestellt bekommen habe. "Das hatte ich bisher noch nie. Ich habe sonst immer ein Bahnticket bekommen", beschreibt er, dass ihm so der Besuch aller vier Orte in der Seelsorgeeinheit in den fünf Wochen möglich sei.

Nach dem 7. September plane er, wieder zurück nach Frankfurt zu gehen. Aus Ergenzingen habe er jedoch auch schon ein Urlaubsvertretungsangebot erhalten. "Mir gefällt es hier gut. Die Leute sind nett", beschreibt er, dass die Gäu-Region ihm zusagen würde. Die Menschen seien offen, was ihm auch schon von 2015 bis 2018 in Venedig gefallen habe. "Mein Bischof hat mich nach Venedig geschickt", erinnert sich der Pfarrer, wie er ins italienische Sankt Mauro Martire Noventa di Piave kam. In einem Sprachkurs seien ihm die Grundsätze vermittelt worden, das meiste habe er jedoch von den Kindern und Familien der Gemeinde gelernt. 7000 Gläubige habe die Gemeinde gehabt, in der er einiges erlebte.

Zuvor war er in Imo State, in Nigeria, zwei Jahre lang Direktor der Grundschule und hatte seine eigene Pfarrei. Mit 32 Jahren wurde Daniel Kelechi Ibemere Pfarrer. Seinen Traumberuf hatte er von jungen Jahren an verfolgt: "Wir hatten einen Priester in der Heimatgemeinde, der so ein lieber Mann war. Als ich ein Kind war, hat er uns immer um sich gehabt. Wir haben mit ihm im Pfarrhaus gespielt. Das war toll." Somit habe Daniel Kelechi Ibemere schon früh erfahren, wie wichtig der Glaube für ihn ist und wie Pfarrer im Namen des Glaubens wirken. Kein Wunder, dass er von Anfang an die Grundschule besuchte, die von ihm als Priesterseminar beschrieben wurde. Zehn Jahre lernte er dort alles, was er später einmal für seine eigene Kirchengemeinde brauchen könnte.

Zu seiner Heimat hat er immer noch viel Kontakt. "Deutschland ist schon ganz anders, als Nigeria", bezieht er sich auf viele Themen, aber vor allem auf die Gottesdienste. In Nigeria seien die Gläubigen während der Messe eher aktiv. Sie würden singen und tanzen, was in Deutschland so nicht erfolge. Bis zu drei Stunden würde eine Messe in seiner Heimat dauern, in Deutschland seien es rund 45 Minuten. Für Jugendliche würde in Nigeria einiges im Gottesdienst geboten werden, während er junge Menschen in den deutschen Kirchen nur zu besonderen Anlässen oder Festen sehe. "In Nigeria leben wir miteinander. Die Familie ist wichtig, keiner steht alleine da", beschreibt er, wieso oft alle unter einem Dach leben.

Oft stelle er fest, dass die Menschen in Deutschland viel haben, aber nicht zufrieden seien. "Ich finde, die Menschen hier lachen zu wenig", habe der 43-Jährige immer wieder festgestellt. "Wir sind arm, aber wir sind zufriedener", vergleicht er sein Heimatvolk mit den Deutschen. Jedoch gebe es auch in Deutschland ganz unterschiedliche Menschen. Am schnellsten sei er mit den Gläubigen aus der Seelsorgeeinheit Eutingen warm geworden, in den Städten wäre es ihm eher schwer gefallen. Vielleicht liegt es auch am schwäbischen Dialekt, denn im Nu war ihm klar, was das Wort schaffen bedeutet. "Es gibt hier einige, die sehr fleißig sind", lobt er die "schaffige Leut" in der Seelsorgeeinheit. Ebenso komme er mit den Nachbarn gut aus, weshalb er den Zuruf "Wia gohts?" schnell verinnerlichte. "Schwäbisch ist kompliziert", hatte der Pfarrer noch am Anfang des Gesprächs gesagt, doch schon bald die wichtigsten Worte ohne Probleme ausgesprochen.

Am heutigen Samstag wird er diese wieder brauchen, denn da begeht er sein elfjähriges Priesterjubiläum. Noch bis 7. September können die Gläubigen Aushilfspfarrer Daniel Kelechi Ibemere in den Kirchen in Eutingen, Weitingen, Göttelfingen und Rohrdorf erleben.