Diskussion: Glyphosat beschäftigt Erzeuger / Noch keine Lösung für zahlreiche Probleme

Eutingen. Themen wie Glyphosat, Bioprodukte und Veränderungen in der Landwirtschaft heizten die Diskussionen bei der Veranstaltung "Landwirtschaft trifft Naturschutz" an. Rund 15 Gäste besuchten den Diskussionsabend im Wachhäusle der Nabu-Gruppe Eutingen.

Günter Bok, Ortsbauernverbandsobmann, stellte verschiedene landwirtschaftliche Themen vor, worauf Eberhard Kläger, Vorsitzender des Nabu Eutingen, seine Naturschutzthemen nannte. Über das Pflügen und die Mulchsaat gelangte Günter Bok auf die Direktsaat, wobei gleich Fragen aufkamen: "Das ist ein System, das nur noch mit Glyphosat funktioniert. In Deutschland ist es noch nicht so stark im Einsatz wie in Kanada oder USA."

Die Gäste wollten wissen, ob Glyphosat nicht teurer sei als zu pflügen. Die Landwirte verneinten, denn fürs Pflügen müsste man neben dem Dieselverbrauch des Traktors auch den Verschleiß und die Arbeitszeit einrechnen. "Wir können das machen, aber wir sind auf die Nachfrage angewiesen. Wir Landwirte stellen die Ware in die Verkaufsregale, die ihr kauft", wies Winfried Vees vom Energiehof Weitenau auf eines der Probleme hin.

Die Landwirtschaft habe sich gewandelt, weil sich auch das Verbraucherverhalten verändert habe. Die Wirtschaftlichkeit sei für die Landwirte wichtig, weshalb neben Glyphosat auch das Düngen eine Rolle spiele. Eutingen habe beispielsweise einige Problembereiche, denn das Wasserschutzgebiet und die FFH-Wiesen würden deren Bewirtschaftung nicht vereinfachen. Es gebe zwar Subventionen, aber dafür sei der Ertrag nicht so hoch.

Regelmäßig würden Bodenproben genommen um verschiedene Werte zu erhalten. "Wir stehen in der Zwickmühle: Wir sollen verwertbares Getreide produzieren und der Umwelt nichts antun", erklärte Günter Bok die Bedrängnis aus Sicht der Landwirtschaft und fügte hinzu: "Ich mach auch lieber andere Dinge als zu spritzen, aber manchmal muss es sein." Einige Sorten seien robuster geworden, weshalb man weniger spritzen müsse.

Gegen manche Unkräuter komme der Landwirt aber nicht an, zeigte Günter Bok anhand der Herbstzeitlose auf. "Die kannst du von Hand rausziehen", erklärte Eberhard Kläger und Günter Bok wandte ein: "Das hab ich auch, aber auf zwei Hektar, das dauert." Manchmal sei das Spritzen die einzige Lösung, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Kläger ließ das aber nicht stehen, denn das Insektensterben stimme ihn bedenklich. Äcker, die früher mit dem Pflug bearbeitet worden seien, würden heute mit Glyphosat gespritzt werden. Dadurch würden laut Kläger Unkräuter abnehmen, diese seien jedoch für Insekten wichtig.

"Das kann man so nicht sagen. Mit dem Pflug ist es genau das Gleiche", wandten die Landwirte ein. Sie ließen die Argumentation nicht gelten, dass es durch Glyphosat weniger Unkräuter gebe. "Es gibt genauso viele wie früher", verwiesen sie auf den Effekt des Pflügens gegenüber dem Glyphosat-Spritzen. Das wollte Kläger überprüfen und die Diskussion ohne Fakten von Seiten des Naturschutzes nicht in die Länge ziehen.

Auf Harmonie waren die Organisatoren an diesem Abend bedacht, hatte sie ein Zeitungsartikel auf die Idee für den Diskussionsabend gebracht. "Es führt zu nichts, wenn wir uns gegenseitig beschuldigen. Wir können nur miteinander einen Weg finden", erklärte Kläger, der an diesem Abend die Herausforderungen des gemeinsamen Weges erneut zu spüren bekam.

Eine Lösung auf die zahlreichen Probleme konnte nicht gefunden werden, was sich auch beim Thema Bioprodukte zeigte. Einige Bioprodukte seien nach Auffassung der Landwirte reine PR-Gags. Dazu komme, dass die Bioprodukte nur einen geringen Marktanteil einnehmen würden.

Die Landwirte suchten jedoch einen Weg. "Wenn ihr mir sagt, was wir machen sollen, dann versuchen wir das", war daher das Angebot des Weitingers Winfried Vees. Er habe bei der Nabu-Landesgeschäftsstelle wegen der Einsaat von Pflanzen nachgefragt, aber keine zufriedenstellende Antwort erhalten.

Nun versuche er es mit Blühstreifen und hoffe, dass diese besser zu mähen seien, als bei den vorherigen Versuchen. "Wenn ich mehr rück- als vorwärts fahren muss, dann lohnt sich das nicht mehr", beschrieb er den aufwendigen Prozess. Das weltweite Problem konnte an diesem Abend in Eutingen nicht gelöst werden, weshalb die Landwirte und die Nabu-Gruppe eine Feldbegehung planen, um weitere Ansätze erarbeiten zu können.