Das Sportheim könnte schon bald weichen müssen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Großprojekt sieht auch den Bau von Seniorenwohnanlagen beim Sportplatz vor / Auch andere Sportvereine könnten profitieren

Von Martin Dold Eutingen. Es könnte "das" Projekt der Gemeinde schlechthin werden: Die Verlegung des bisherigen Trainingssportplatzes und die Ansiedlung einer Seniorenwohnanlage sowie eines Discounters. Im Gemeinderat war es das dominierende Thema, zu dem auch Vertreter des Sportvereins Eutingen in mehr als nur Mannschaftsstärke angetreten waren. Gebhard Gfrörer vom gleichnamigen Empfinger Architekturbüro sowie Bürgermeister Armin Jöchle stellten die ersten Planungen vor. Man wolle, so Jöchle, die Idee in die Bevölkerung hinein tragen und Betroffene frühzeitig einbeziehen. Geplant ist eine Bürgerversammlung sowie ein Termin mit den 21 betroffenen privaten Grundstückseigentümern.

Das Vorhaben sei bereits 2008 diskutiert worden, doch damals wäre die Finanzierung unmöglich gewesen, betonte Jöchle. Als erste Hausnummer bezifferte er die Kosten auf 2 bis 2,5 Millionen Euro. "Man kann da aber im derzeitigen Stadium sehr schnell falsch liegen", gab er zu bedenken.

Alleine der Bau eines Kunstrasenplatzes (109 x 70 Meter) samt Kleinspielfeld (60 x 40), der auf die freie Fläche im Anschluss an das derzeitige Hauptspielfeld und in Richtung Bauhof gebaut werden soll, schlägt mit mindestens 500 000 Euro zu Buche. Der Kunstrasen hätte eine Schotterschicht, eine elastische Tragschicht sowie einen Flor, der mit Granulat verfüllt wird. Hinzu kommen würde eine Flutlichtanlage. Dass die Fläche im Regionalplan als Retentionsfläche bei Überschwemmungen ausgewiesen ist, hält Gfrörer für beherrschbar. Das Hauptspielfeld selbst wird nicht verändert. Das neue Vereinsheim soll unterhalb des Hauptspielfeldes in Richtung Bahngleis gebaut werden. Dort würden dann bis zu 90 Parkplätze entstehen, informierte Gfrörer.

Der bisherige Trainingsplatz soll laut Planung einer Seniorenwohnanlage und einem Discounter mit 100 Stellplätzen weichen. "Diese Bauten würden auch als Puffer zwischen Sportplatz und Wohngebäuden", so Gfrörers Gedanke, zumal es bereits Klagen der Anwohner des bisherigen Trainingsplatzes wegen Lärmbelästigungen gibt.

Das bisherige Sportheim komme in die Jahre, daher gebe es in diesem Punkt für den Sportverein ohnehin bald Handlungsbedarf, so Jöchle. Zustimmendes Nicken von SVE-Vorstand Jörg Teufel war ihm in diesem Punkt sicher.

Zum Thema Kunstrasen werde man beim Württembergischen Landessportbund vorstellig werden, um zu sehen, was an Zuschüssen möglich sei. Eigenleistungen des Vereins dürften in erheblichem Umfang hinzu kommen. "Wir wollen aber den SV Eutingen nicht so stark belasten, dass der Verein keine Vorstände mehr findet", gab Jöchle vor.

Denkbar ist auch die Nutzung durch andere Vereine der Gemeinde. So könnten die Fußballvereine der anderen Teilorte auf dem Kunstrasen beispielsweise Testspiele austragen. Der Kunstrasen bedürfe auch deutlich weniger Pflege als ein Naturrasen, ergänzte Gfrörer. Für Letzteren kommen schnell 25 000 Euro pro Jahr an Pflegeaufwand zusammen.

Im Jahr 2012 sollten sich daher Bürger, der Sportverein und die Träger öffentlicher Belange erstmals äußern. Bedenken und Anregungen sollen aufgenommen werden. "Es soll diskutiert werden, ob das Ganze gewünscht und machbar ist", so Jöchle.

Die städtebauliche Konzeption wurde vom Gemeinderat begrüßt. Nun wird ein Finanzierungskonzept erstellt und das Büro Gfrörer mit der Vorentwurfsplanung beauftragt.

Eutingen (md). Für Zündstoff in der Diskussion sorgte vor allem die mögliche Ansiedlung eines Discounters. "Der Verbrauchermarkt ist nicht das Ziel des Ganzen, sondern eine zukunftsweisende Sportstätte", stellte Bürgermeister Armin Jöchle klar: "Wir haben einen intakten Einzelhandel, aber wenn da etwas wegbrechen sollte, müssen wir uns Gedanken machen".

Kritische Töne waren von Weitingens Ortsvorsteher Roland Raible zu vernehmen. Er frage sich, was mit den Gebäuden am Schelmengraben passiere, die die Gemeinde erworben habe vor dem Hintergrund, dort eine Seniorenwohnanlage zu errichten. Diesen zentrumsnahen Standort sehe er zudem als deutlich geeigneter an.

Auch den Discounter sieht er beim Sportplatz am falschen Ort, zumal dann auch der Verkehr in der Marktstraße zunehmen werde. Raible sprach von 400 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag. Daher gehöre ein solcher Markt an die B 14 oder in ein Gewerbegebiet. Jöchle sah diese 400 Autos als überschaubar an, verglichen mit den 10 000 an der B 14. Raible sieht große finanzielle Risiken auf die Gemeinde zukommen. Als ob es mit einer Modernisierung von Sportheim und Trainingsplatz nicht getan wäre.

Für den Bau des Kunstrasens würden 500 000 Euro anfallen, entgegnete Jöchle, für die Modernisierung 350 000 Euro – und dann habe man weder Seniorenwohnanlage noch Discounter und Parkplätze, dafür weiterhin einen kleinen Sportplatz und die Lärmproblematik. "Das Ganze ist nicht ohne Risiko, aber es ist es wert, über die Chance zu diskutieren", so Jöchles Einschätzung.

Tobias Plaz sah die 500 000 Euro, die an der Kommune hängen bleiben dürften, für relativ günstig an angesichts des Potenzials. Er sprach sich dafür aus, die Fläche für den Discounter nur vorzuhalten, um andere Einzelhändler nicht vor den Kopf zu stoßen.

Martin Zerrinius sah dort die Schaffung der Parkplätze für das neue Sportheim auch das Problem der fehlenden Parkplätze für den Friedhof gelöst. Mit dem Discounter habe er aber etwas Bauchschmerzen. Hubert Lachenmaier erklärte seine Unterstützung für das Konzept, da sich so mehrere Ideen verbinden ließen.

Von Martin Dold

Es ist ein überaus ambitioniertes Projekt: die Verlegung des Sportplatzes mit der gleichzeitigen Ansiedlung einer Seniorenwohnanlage und eines Discountmarktes. Sofern die Wirtschaft weiter brummen sollte und die Steuereinnahmen sprudeln, scheint die Finanzierung die Gemeinde nicht über Gebühr zu belasten – und es wären einige drängende Probleme auf einen Schlag gelöst. Doch es gibt auch andere Stimmen: Die Ansiedlung eines Discounters könnte der örtliche Einzelhandel als Affront auffassen. Daher macht es Sinn, die Fläche lediglich vorzuhalten, um sie im Bedarfsfall rasch nutzen zu können. Vom neuen Kunstrasenplatz hingegen könnte nicht nur der SV Eutingen profitieren, sondern auch die drei anderen Fußballvereine des Ortes, die dort Testspiele austragen könnten. So erhält das Projekt sogar noch eine Note für Gesamt-Eutingen.