Karl-Heinz Pfeffer (links) gibt nach 36 Jahren als Verkaufsberater im Außendienst bei der BayWa seine Aufgaben an Nachfolger Pierre Kling ab. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Der 63-Jährige geht in den Ruhestand und übergibt seine Aufgaben an Edgar Jüngling und Pierre Kling

Nach 36 Jahren müssen sich die Landwirte in der Region an ein neues Gesicht gewöhnen, denn Karl-Heinz Pfeffer hat seinen Ruhestand angetreten. Der langjährige Betriebsleiter des BayWa-Standorts Eutingen und gleichzeitig Verkaufsberater im Außendienst gab seine zahlreichen Aufgaben an zwei Kollegen weiter.

Eutingen. Von Tailfingen aus leitet Edgar Jüngling den BayWa-Standort am Alten Bahnhof in Eutingen. Die Aufgaben des Verkaufsberaters im Außendienst übernahm der 23-jährige Pierre Kling. Nach dem Abschluss der Realschule begann er eine Landwirtschaftslehre am Hof Dicke bei Calw. Erfahrungen sammelte er auch auf dem Ihinger Hof der Universität Hohenheim, erhielt Einblicke in die Arbeitsweise von Landwirten im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme und in der Oberpfalz. "Ich konnte viel mitnehmen. Die Zeit hat mich geprägt", beschloss der junge Landwirt dann sich stetig fortzubilden. An den landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf legte er dieses Jahr die Prüfung zum staatlich geprüften Techniker, Fachrichtung Landbau, ab.

Jahrelang in der familiären Landwirtschaft gearbeitet

Über das Internet erfuhr er von der freien Stelle als Verkaufsberater im Außendienst, wobei der Beinberger im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie und seiner Freundin nebenbei mitarbeitet. "So hat er den Bezug zur Praxis", betont Pfeffer, der in seinem Nachfolger eine qualifizierte Fachkraft mit akademischem Grad sieht. Er selbst komme ebenfalls aus der Praxis, habe jahrelang in der familiären Landwirtschaft gearbeitet, bevor er 1982 als Verkaufsberater im Außendienst zur damaligen WLZ kam. Mit zahlreichen landwirtschaftlichen Erfahrungen, aber als Neuling im kaufmännischen Bereich ließ er sich in seiner Freizeit am kaufmännischen Lehrinstitut in Stuttgart zum Kaufmann ausbilden. Die Fernschulung zum Betriebsleiter schloss Pfeffer an.

Anfangs war er für den Bereich Altensteig und Umgebung zuständig, erhielt 1989 die Region rund um Eutingen dazu. Als der Betriebsleiter des WLZ-Standorts Eutingen in Rente ging, übernahm Pfeffer auch dessen Aufgaben.

"Das war keine einfache Zeit", denkt er heute mit einem Lächeln zurück. Während der Hochphase musste so mancher Landwirt fast acht Stunden warten, bis er seine Anlieferung an der Eutinger WLZ abladen konnte. "Da war die Straße dicht", erinnert sich Pfeffer. Der Ablauf wurde optimiert und so konnten die Landwirte nach einer kurzen Umstellungsphase schneller abladen, bis die Wartungszeit auf eine halbe Stunde verkürzt wurde.

Sieben Mitarbeiter hatten am Eutinger Standort in zwei Schichten gearbeitet, heute seien es noch drei. Der Wandel innerhalb kürzester Zeit sei immer schneller. Früher habe die WLZ ein großes Lager gehabt und Landwirte hatten ihre Ware abgeholt. Doch heute würden viele Landwirte online bestellen oder sich die Ware mit dem Lastwagen anliefern lassen.

Einige Bürger können sich noch an die Verkaufsstelle bei der WLZ erinnern, wo es alles Mögliche gab – von Bratensoßen-Pulver über Gartenzubehör bis hin zu Kunstdüngersäcke und viele weitere landwirtschaftliche Produkte. "Eutingen war mal Kartoffel-Standort", erinnert sich Pfeffer, dass sich die Kartoffeln bei der BayWa gehäuft hatten.

Immer wieder stellte sich der langjährige Betriebsleiter auf Veränderungen ein. Als Pionier nahm er sich stetig neue Herausforderungen an. Für die Qualitätsoffensive ließ er sich zum Multiplikator ausbilden, um Mitarbeiter in dieser Hinsicht zu schulen. Als der Betrieb eine Zertifizierung erfuhr, ließ er sich zum Auditor ausbilden und blieb bis 2012 dem Amt treu. "Früher hat jeder Standort seine eigene Herangehensweise gehabt", sagt Pfeffer. Inzwischen wurden die Prozesse mit der Zertifizierung vereinheitlicht.

Neu- und Umbau der Getreide-Erfassungsanlage ein prägendes Projekt

2003 fusionierte die ehemalige WLZ mit der BayWa, wobei Pfeffer ein Jahr lang im Integrationsteam mitwirkte. "Das hat riesig Spaß gemacht, obwohl wir anfangs Angst hatten. Bei der Schulung hieß es nämlich: Dreimal rot und du bist tot", bezog sich Pfeffer auf die Ansage, dass ja keine roten Zahlen geschrieben werden dürften.

Weil die Biogas-Anlagen in der Region immer stärker zunahmen, wurde die Erfassungsmenge bei der BayWa geringer. Pfeffer suchte einen Ausweg und kam 2007 auf die Idee, Abrollcontainer auf das Feld der Landwirte zu liefern. Dort konnten die Landwirte, die kein Lager haben, das Getreide unterbringen und mussten keine Transportwege auf sich nehmen. Von 16 steigerte sich die Menge auf 100 Container im Umkreis von 100 Kilometern. "Für mich war es immer wichtig, dass jeder was dazu gewinnt, der Landwirt und wir als Partner", verrät Pfeffer.

2011 wurde die mobile Reinigungs- und Beizanlage unter seiner Regie eingeführt. . "Das war eines der schwierigsten Projekte, denn dafür braucht man Leute, die technisches Verständnis haben", weiß der langjährige Betriebsleiter.

Ein prägendes Projekt war auch der große Neu- und Umbau der Getreide-Erfassungsanlage am Standort Eutingen. "Dafür habe ich 15 Jahre lang gekämpft", berichtet er von einem Fassungsvermögen der alten Anlage von fünf bis sechs Tonnen. Wenn Landwirte zehn Tonnen Frucht anliefern wollten, habe die Aufnahme lange Zeit in Anspruch genommen. Daher wurde die rund 40 Jahre alte Anlage durch eine neue ersetzt, die etwa 120 Tonnen pro Stunde aufnehmen kann.

Einige Veränderungen habe er mitgetragen, sei gerne vorausgegangen, doch nun wollte er Platz für den Nachwuchs schaffen. "Es kommt eine neue Zeit der Technik und damit auch ein anderes Vorgehen, das sollen die Jungen machen", wünscht er seinen Nachfolgern viel Erfolg. Wichtig ist es ihm, seinen treuen Kunden und Wegbegleitern für die vergangenen Jahre zu danken.

Seinen Ruhestand könne der Talheimer mit zahlreichen Bauprojekten genießen. "Langweilig wird es nicht", weiß der 63-Jährige, der sich auf die Enkeltage freut und nebenbei noch seine Landwirtschaft führt. Wenn es jedoch ruhiger werde, schaue er gerne immer mal wieder auf dem Alten Bahnhof in Eutingen vorbei.