Mesner Lothar Schurer (links) und Pfarrer Andreas Gog Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Reihe "Krippenschätze der Seelsorgeeinheit im Gäu" in Weitingen mit Führung und Ausstellung abgeschlossen

Eutingen-Weitingen (hne). Einen gelungenen Abschluss fand die Reihe "Krippenschätze unserer Seelsorgeeinheit" in der Weitinger Pfarrkirche Sankt Martinus mit knapp 60 Besuchern.

Lothar Schurer, der laut Maritha Schmitt in der Weitinger Kirche "wie Zuhause ist", hatte die Führung übernommen. Der langjährige zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates und Noch-Mesner ging zunächst kurz auf die Geschichte des von 1504 bis 1515 erbauten spätgotischen Gotteshauses und auf die zahlreichen Sanierungen und Renovierungen ein, die ihre Spuren in der Ausgestaltung hinterlassen haben.

"In der Weitinger Kirche ist das ganze Jahr Weihnachten", so Schurer. Sichtbar sei dies an den beiden Bildtafeln im neugotischen Hochaltar von 1898, die links die Anbetung der Hirten und rechts die Huldigung durch die drei Weisen aus dem Morgenland zeigen. Bekanntlich steht das Trio, das später zu drei Königen für die damals bekannten drei Erdteile umgedeutet wurde: Europa, Asien und Afrika.

Zur Weihnachtszeit gehört auch die Flucht nach Ägypten, die in einem Relief aus der Zeit um 1480 an der Nordwand links des Hochaltars dargestellt ist. Zwischen den beiden Standorten rezitierte Elisabeth Speiser das Gedicht "s’ Weggataler Kripple" von Sebastian Blau.

Pfarrer Karl Wagner, der 1933/34 die Kirche renovieren und den Hochaltar kräftig "stutzen" ließ, hatte offensichtlich keinen Gefallen an der Ganzjahresdarstellung von Weihnachten, so Schurer. Er ließ deshalb jedes Jahr nach Mariä Lichtmess die beiden Tafeln ausbauen.

An ihrer Stelle wurden die beiden Figuren Johannes und Maria gestellt, die 1986 ihren Platz im Chorbogen gefunden haben. Nach dem Umbau der Kirche 1985/86 wurden die beiden Darstellungen wieder ganzjährig eingebaut. Die Krippe auf dem früheren rechten Seitenaltar wurde danach versuchsweise im Bereich der Kanzel aufgestellt und später durch die jetzige ersetzt.

Auf Anregung Pater Josef Schröters brachte Lothar Schurer 1987 von seiner Israel-Reise Krippenfiguren aus Bethlehem mit. Sie sind naturfarben, sehr filigran und anmutig geschnitzt. Aus Wurzeln des Weitinger Waldes bildete er dazu die Grotte auf dem Hirtenfeld ab. Somit versinnbildlicht die Krippe, einschließlich der aus Bananenblättern gefalteten Engel aus Uganda, die drei bereits genannten drei Erdteile.

Über die früheren Krippen und ihre Erbauer ist laut Schurer in den Aufzeichnungen nichts zu finden. Die große Vorgängerkrippe ist jedoch noch vorhanden und wird auf der Kirchenbühne aufbewahrt. Die früheren Krippen in der Kapelle sind aber nicht mehr vorhanden.

Ergänzend erläuterte Pfarrer Andreas Gog zusätzlich die stilistischen Elemente und die dahinter stehenden theologischen Aussagen der Darstellungen des Hochaltars und öffnete zum Teil noch nicht bekannte Sichtweisen. Insgesamt zeige das neugotische Kunstwerk, einschließlich des Tabernakels und der Sockelbilder des Altartisches, eine in sich geschlossene und zusammenhängende "Darbringung des Herrn", von der Menschwerdung bis zur Darbringung am Kreuz.

Mit der jährlichen Auswechslung der Altarbilder meinte Gog, dass Dekan Karl Wagner damit die Darstellung des Weihnachtsgeschehens vermutlich zu etwas Besonderem und Nichtalltäglichem habe machen wollen.

Anschließend konnten noch auf dem Kirchplatz eine lebendige Krippe, "fast wie zu Zeiten des Heiligen Franz von Assisi", sowie bei einer Ausstellung im voll besetzten Begegnungshaus ein breit gefächertes Spektrum an Krippen aus Privatbesitz bestaunt werden. Dazu wurden die Besucher von den Ministranten mit kalten und heißen Getränken sowie Kranzbrot und Waffeln bewirtet.