Porträt: Bäckermeister Roland Plaz spricht über seine Leidenschaft

Es ist das Mehl, das in der Nase kitzelt. Und der Teig, der zwischen den Fingern klebt, was Bäckermeister Roland Plaz daran erinnert, warum er diesen Beruf gewählt hat. Der Eutinger backt, seitdem er ein kleiner Junge war und wollte nie etwas anderes machen.

Eutingen. So viel Leidenschaft für den Beruf, wie sie Roland Plaz mitbringt, gibt es immer seltener. Was dem 68-Jährigen am Backen so gut gefällt? "Jeder Tag ist abwechslungsreich. Als Bäcker kann man immer wieder Neues ausprobieren und das machen, was den Leuten schmeckt", sagt Plaz. Zu jeder Jahreszeit gebe es andere Backwaren, dadurch könne man viel ausprobieren. Der Fleiß und das Engagement werde von den Kunden honoriert und das sei es, was den Job ausmache.

Dennoch reicht das oft nicht aus, um neue Auszubildende für diesen Beruf zu gewinnen. Aber nicht nur die Bäckerei Plaz hat Probleme Nachwuchs zu finden, im Kreis Freudenstadt haben im Jahr 2018 insgesamt nur acht Männer mit der Ausbildung zum Bäcker begonnen, teilt das Statistische Landesamt mit. Weibliche Auszubildende gab es auch im Jahr 2017 nicht. Die Ausbildungszahlen in Baden-Württemberg sehen ähnlich aus. Im Jahr 2018 haben 907 Personen die Lehre zum Bäcker angetreten. Darunter waren 152 Frauen. Die Bundesagentur für Arbeit teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass es zum diesjährigen Ausbildungsbeginn im Kreis Freudenstadt zehn freie Stellen gemeldet waren. Davon blieben sechs Stellen unbesetzt.

Die Ausbildung zum Bäcker scheint immer unbeliebter zu werden. Und das, obwohl der Beruf des Bäckers schon lange nicht mehr so sei wie früher, erklärt Roland Plaz. Doch dieses Bild vom "Nachtbäcker" sei in den Köpfen der Menschen so fest verankert, dass es schwierig sei, es wieder wegzubekommen. Dabei würden modernste Techniken den Bäckerberuf deutlich vereinfachen. Und generell habe sich in der Ausbildung etwas geändert. Früher seien die Auszubildenden noch für Spülarbeiten "ausgenutzt" worden. "In meiner Ausbildung hat es ewig gedauert, bis ich einen Teig anfassen konnte. Das ist heute nicht mehr so", erklärt Plaz.

Roland Plaz kommt aus einer Bäckerfamilie. Der Betrieb wird heute schon in vierter Generation weitergeführt. Sein Großvater Anton Plaz hat 1890 die Bäckerei in Eutingen eröffnet. Sein Sohn Stefan Plaz, der Vater von Roland Plaz, übernahm 1948 das Geschäft. 1960 wurde die Filiale in Eutingen erstmals umgebaut und seither häufig auf den neusten Stand gebracht. Während seiner Kindheit konnte Roland Plaz schon in der Bäckerstube helfen. "Ich bin mit dem Backen aufgewachsen", erklärt der 68-Jährige. Dass Plaz im Laden seiner Eltern mitgeholfen hat, sei selbstverständlich gewesen. Aber schon zu Schulzeiten, sei er lieber morgens in der Bäckerstube gestanden, als in die Schule zu gehen. "Ich weiß noch, wie ich bis zur letzten Sekunde geholfen habe, dass es gerade noch so gereicht hat, mich für die Schule fertigzumachen", sagt Plaz.

1964 ging er für seine Ausbildung nach Stuttgart. Sein Vater wollte das so, erinnert sich der 68-Jährige. "Ich sollte auch einen anderen Betrieb kennenlernen", sagt er. 1971, mit 20 Jahren, legte Plaz seine Meisterprüfung ab. Als sein Vater plötzlich verstarb, musste er mit 27 Jahren überraschend die Bäckerei übernehmen. Das tat er zusammen mit seiner Frau Elfriede. Auch unter Roland Plaz veränderte sich die Bäckerei. "Wir mussten mit der Zeit gehen", erklärt er.

2011 war es dann soweit und die Bäckerei wurde an seinen Sohn, Tobias Plaz und dessen Frau Alexandra Plaz, weitergegeben. Dass sein Sohn einmal die Bäckerei übernimmt, sei nicht immer klar gewesen. "Am Anfang wollte mein Sohn kein Bäcker werden, aber mit zwölf Jahren hat sich plötzlich ein Schalter umgestellt", sagt Plaz. Natürlich freue es ihn, dass sein Sohn übernommen hat, er hätte ihn aber nie dazu gezwungen. "Wenn er lieber etwas anderes gemacht hätte, wäre das auch okay gewesen", sagt er.

Und so ganz ist Roland Plaz auch noch nicht weg aus dem Geschäft. Selbst wenn er 2015 offiziell in den Ruhestand gegangen ist, macht ihm der Job auch nach über 60 Jahren noch so viel Spaß wie am ersten Tag. "Ich fahre noch immer Touren, weil ich es einfach gerne mache", erklärt Plaz. Die nächste Generation sei vielleicht auch schon gesichert, erzählt Plaz mit einem Lächeln. "Der Sohn von meiner Tochter ist auch schon ganz begeistert, vielleicht wird das mal was", sagt er.

Mit einem handwerklichen Beruf jedenfalls käme man nie zu kurz, ist sich Roland Plaz sicher. Es ist ihm wichtig, den Bäckerberuf für künftige Generationen in ein gutes Licht zu rücken, denn das sei es: "ein Zukunftsberuf".