Die nachgebaute SG 38, auf der Lars Kirn durch die Lüfte fliegt, wird bei den "Mobilen Legenden" zu sehen sein. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

SG 38 erinnert an die Ursprünge des Segelfliegens / Bei den "Mobilen Legenden" im Einsatz – sofern es das Wetter zulässt

Von Alexandra Feinler Eutingen. Ein Fuß neben der Schleppkupplung und Lars Kirn würde in der Luft hängen. Denn der Schulgleiter, kurz SG 38, ist rundum offen. Der Flugsportverein Rottenburg-Horb präsentiert den "Vater aller Segelflugzeuge" bei den "Mobilen Legenden". Die Thermik ist fast perfekt. Kurzerhand laden die Mitglieder des Flugsportverein Rottenburg-Horb ihre neueste Sehenswürdigkeit auf ein Transportgerät.

Große Augen machen die Besucher des Flugsportgeländes Eutingen. Nicht oft bekommen sie ein Holzflugzeug zu sehen, das anstatt eines Fahrwerks eine Kufe besitzt. Diese stabile Holzvorrichtung erinnert eher an einen Schlitten, der so ähnlich funktioniert wie der SG 38.

Ab den 1930er-Jahren wurde er vor allem in Bergregionen, beispielsweise rund um den Wurmlinger Berg, betrieben. Rund zehn bis 20 Personen zogen an einem Gummiseil, das am Flugzeug befestigt war. "Das funktionierte wie beim Tauziehen", erklärt Moritz Brennenstuhl, Mitglied des FSV Rottenburg-Horb. Wenn dieses gespannt war, lief die Gruppe los und zog den Schulgleiter bis zum Hang.

Je nach Thermik glitt der SG 38 durch die Lüfte, was auch in Eutingen an einen Gleitschirm-Flug erinnerte. Im Gegensatz zu früher zog das "Zugfahrzeug" den rund 200 Kilogramm schweren Flieger und Pilot Lars Kirn in die Höhe. "Von oben sind die Eindrücke ganz anders. Man hat eine super Sicht nach unten und fühlt sich noch freier als beim Flug mit unseren Segelflugzeugen", erklärt der 22-Jährige.

Der Gegenwind bläst ihm unaufhaltsam ins Gesicht, denn der SG 38 besitzt keine Flugkabine. Es ist auch nicht aus heute üblichem Material wie glasfaserverstärktem Kunststoff gebaut, sondern eine filigrane Holzkunst. Drahtseile und eine ausgeklügelte Bauweise machen die Meisterarbeit aus den Anfängen des Segelfliegens aus. Eine Faszination, die Moritz Brennenstuhl kaum in Worte fassen kann: "Es ist eines der ersten Segelflugzeuge, die das Hobby ermöglicht haben. Das Flugzeug ist von der Konstruktion seiner Zeit voraus."

Dieses Gefühl kommt auch in Lars Kirn auf, der mit dem Oldtimermodell, das 1999 nachgebaut wurde, mit rund 40 bis 90 Stundenkilometern durch die Lüfte gleitet. Innerhalb von wenigen Minuten setzt er wieder zur Landung auf dem Fluggelände an. Mit strahlenden Augen nimmt er seine Fliegerbrille ab und erzählt von seinem ersten Flug mit der SG 38.

Wenn das Wetter mitspielt, wird dieser Einsitzer auch bei den Mobilen Legenden zum Einsatz kommen. "Die SG 38 passt wunderbar zu diesem Fest, weil die Bauart ebenfalls ein Oldtimer ist und unseren Ursprung verdeutlicht", erklärt Moritz Brennenstuhl. Der Bezirksjugendleiter Südwürttemberg des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbands brachte das Flugzeug als Leihgabe nach Eutingen. Dort wurde das Eigentum des baden-württembergischen Luftfahrtverbands innerhalb von rund 45 Minuten aufgebaut und soll vor allem jungen Menschen die Möglichkeit bieten, die "Höhenluft wie zu Opas Zeiten" zu schnuppern. Interessierte können sich beim Fly-In am heutigen Freitag, 30. Mai, gegen 17 Uhr selbst ein Bild von den historischen Seltenheiten in der Luft machen und das ganze Wochenende über im Rahmen der Mobilen Legenden die Luftshow genießen. Der Flugsportverein Rottenburg-Horb ist gewappnet für die große Veranstaltung und ist sicher, mit der SG 38 eine Besonderheit auf den Platz sowie in die Lüfte zu bringen.