Hauptthema des 39. Hoamet-Festumzugs ist Waschtag der 1950er Jahren. Publikum verfolgt buntes Treiben.
Eutingen-Weitingen - Der große Festumzug ist jedes Jahr der Höhepunkt beim Weitinger Hoametfest. Am Sonntagnachmittag war es wieder soweit. Viele hundert Besucher standen rechts und links der Weitinger Dorfstraße und freuten sich an dem bunten Treiben, das da an ihnen vorbeizog.
Auch in diesem Jahr pilgerten wieder zahlreiche Personen in den Jaunerflecken. Darüber freute sich Hoamet-Chef Hermann Nesch, der wie jedes Jahr den Umzug mit seinem detailreichen Wissen moderierte. Weitingen hatte sich für die vielen Gäste richtig festlich herausgeputzt, glänzte mit Blumenschmuck, Gastfreundlichkeit und dem neuen Latschareplatz beim Rathaus als Dorfmittelpunkt, der Hotspot und Treffpunkt der lokalen Prominenz gleichzeitig war.
In vielen Höfen entlang der Umzugsstrecke wurde bewirtet, auch das Wetter spielte gerade so wieder mit, und deshalb stand dem großen Festhöhepunkt nichts im Wege. Ein Umzug, bei dem in diesem Jahr neben der Feldarbeit und der Sichelhenke, dem Erntedankfest, insbesondere der Waschtag früherer Tage im Mittelpunkt des Geschehens stand. Nach Ende des Umzugs gab es noch eine Live-Vorführung dieser Art von Waschen, an das sich nur noch die älteren unter den Zuschauern erinnern. Damals war es schwere Arbeit für die Hausfrau. Der Waschzuber musste angeheizt werden, die Wäsche eingeweicht und von Hand gewalkt werden. Wenn sie einigermaßen sauber war, dann musste man sie mit Muskelkraft auswringen und zum Trocknen aufhängen. Am Ende hatte man Wäschestücke, so hart wie Bretter, die man zum Teil auch noch stärkte. Heute, im Zeitalter von Waschmaschinen und Trockner, kann man sich so etwas gar nicht mehr vorstellen. Gut, dass es Vereine wie die Weitinger Hoamet gibt, die die alten – nicht immer ganz so guten Zeiten – für ihre Nachwelt erhalten.
Im Umzug sah man die beiden prächtigen Braunen, die die Kutsche, beladen mit charmanter Fracht, von Eberhard Schweizer aus Rohrdorf zogen. Den Pferden folgte das Fußvolk. Allen voran der "Täfelesbub" mit der Erntekrone.
Ein besonderer Hingucker bei jeden Umzug sind die Trachtenträgerinnen der "Weitinger Hoamet" und die Weitinger Buben und Mädels der Kindergruppe Florin Schmitt, die in Klamotten von anno dazumal den Reifen schlugen und mit dem zerfetzten Lederball kickten. Für sie war’s genauso wie für die Laufgruppen der Erntehelferinnen aus dem Narrenverein und ihre Kolleginnen von der Christel-Gruppe ein toller Spaß. Sie brachten in ihren alten Häs und mit den Original-Utensilien aus Omas Zeit ebenfalls reine Nostalgie nach Weitingen, und die Damen und Herren des Geschichts- und Heimatvereins Kayh, die jedes Jahr in Weitingen dabei sind, haben auch für den 39. Umzug ihr bestes Gewand herausgesucht, das sie stolz präsentierten.
Auch die wichtigsten Utensilien eines Landwirts, ein gut funktionierenden Trecker mit allerlei Hilfsanbauten und der fleißigen Bäuerin auf dem Nebensitz, wurde auf der Weitinger Hauptstraße spazieren gefahren. Wie jedes Jahr war es ein Umzug, der begeisterte. Musikkapellen und die Tiger-Band sorgten für ordentlich Sound, der Landtagsabgeordnete Norbert Beck ließ sich zusammen mit Bürgermeister Armin Jöchle in einer Kutsche mit gelb geschmückten Rappen spazieren fahren, und die Mädels vom "Kommando Zisch" hatten sich in ihr schönstes Schaff-Häs geworfen.
Knapp 50 Gruppen und Einzelpersonen beteiligten sich an diesem besonders prächtigen Umzug. Es war wieder ein große Freude zu sehen, dass das Althergebrachte immer noch geschätzt und aufgehoben wird. Auch wenn man es nicht mehr im Alltag einsetzt, ist ein alter Kinderwagen, das alte Fahrrad, ein Kratten oder der Herd, der mit Holz geheizt wird, ein Stück Vergangenheit und Erinnerung, die es zu bewahren gilt. Die Mitglieder des Förderkreises "Weitinger Hoamet" kümmern sich darum, dass es noch lange so bleibt und dass es jedes Jahr beim Umzug was Neues zum Bestaunen gibt.