Das ehemalige Rohrdorfer Schul- und Rathaus wurde 1979 abgebrochen. Foto: Heimatbuch Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Vorbereitungen laufen zum 1250-jährigen Bestehen des Dorfes / Historie des Schul- und Rathauses

Zu 1250 Jahre Rohrdorf sind die Organisatoren aktuell sehr aktiv, denn für den 17. bis 19. Juli wollen sie einen Handwerkermarkt mit Handwerksvorführungen von anno dazumal umsetzen, dafür tauchen sie in die Geschichte der Rohrdorfer ein, was sich bei umfangreicherer Recherche als nicht immer so einfach herausstellt.

Eutingen-Rohrdorf. Wie ein gut gehütetes Geheimnis scheint die Geschichte des ehemaligen Rohrdorfer Schul- und Rathauses aus dem Jahr 1846 im Archiv vergraben zu sein. Nach monatelanger Recherche, der aufopferungsvollen Arbeit der Rohrdorfer Archivarin Charlotte Kessler und Befragung der Rohrdorfer kam ein Teil der Geschichte zum Vorschein. Erste Aufzeichnungen aus dem Jahr 1844 weisen den Beschluss der Gemeinde Rohrdorf auf, das zuständige Oberamt um eine Beratung zum geplanten Bau des späteren Schul- und Rathauses zu bitten. "Wegen Mangels an größeren Räumlichkeiten" wurde ein neues Schulgebäude gebraucht. Das bisherige war zu klein, was auch der Schularzt beanstandet hatte. Jedoch seien keine "Gesundheitsbefürchtungen" aus dem bisherigen Schulgebäude hervorzugehen, da dieses immer gelüftet werde.

Die Gemeinde Rohrdorf stellte daher den Antrag auf einen Staatsbeitrag für den Schulhausbau. Den Platz neben der Kirche hatte die Gemeinde bereits erworben und alle Unterlagen bei Bauinspektor Rupp zu Reutlingen vorgelegt. Dem Oberamt mussten damals Anlagen des Baus eines Schul- und Rathauses vorgelegt werden, weshalb Brandversicherungspapiere ausgefüllt wurden.

Unter Werkmeister Graf und Schultheiß Teufel begannen am 15. Februar 1845 die Grab- und Steinarbeiten. Damals war es üblich, dass alle im Ort mithalfen, ist aus den Unterlagen zu erkennen. Schreiner Josef Widmaier erhielt für seine Holzarbeiten einen Abschlag von 150 Gulden. Als Schlosser wurde Johann Peter Müller verpflichtet, der zusammen mit dem Rohrdorfer Stefan Schweizer die Arbeiten an Türen und Fenstern vornahm. "Eine Besonderheit hatte das Rohrdorfer Schul- und Rathaus: Die ›unbesteigbaren Kamine‹ waren eigentlich nicht zulässig und mussten per königlicher Ministerialverfügung vom Oberamt abgenommen werden", fand Charlotte Kessler im Archiv.

Die Kosten des Gebäudes mit der Nummer 71, das 1846 fertiggestellt wurde, lagen schlussendlich bei 5787,16 Gulden. Ein Teil der Kosten wurde über das Schulgeld gedeckt, das seit 1812 nicht mehr nach der Höhe der Gemeindesteuern, sondern nach der Anzahl der Bürger berechnet wurde. Über die Einweihungsfeier und die kommenden Jahre ist nur wenig im Archiv zu finden. Weil dieses in den vergangenen Jahrzehnten umgezogen war, sind die Aufzeichnungen nicht vollständig, weiß die Archivarin. Kessler fand jedoch eine Inventarliste aus dem Jahr 1857. Bücher wie "Heiden und die Christen" von Gebhard Schneider wurden an die Schüler verteilt, die sich mit lokalen Themen wie der Obstbau-Ernte beschäftigten.

73 Kinder aus Rohrdorf besuchten im November 1886 die Schule. Neue Schulbänke wurden angeschafft, um für 75 Kinder Platz zu garantieren. "Die alten Bänke sind nicht mehr zu verwenden", zeigt ein Vermerk im Archiv auf. Ein neuer Ofen wurde in der Mitte des Zimmers aufgestellt, um dieses besser beheizen zu können. 300 Mark kosteten die Anschaffungen. Lange sind im Archiv keine Aufzeichnungen vorhanden, bis ein Schulwochenbuch von 1928 Aufschluss gibt. Die Kinder hatten damals an Pfingsten Heuferien, wo sie nicht zur Schule gehen konnten, sondern zuhause helfen mussten.

Die Unter- und Oberklassen waren damals in einem Raum der Volksschule untergebracht. Die Unterklasse beschäftigte sich damals mit dem Kuckucksruf und dem Thema Gewitter bei Nacht, während die Oberklasse "die blühende Kastanie, Maikäfer und im Turnen Gymnastik sowie Tauziehen" auf dem Lehrplan hatte.

Kleine Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen wurden am Rohrdorfer Schul- und Rathaus vorgenommen, doch im eigentlichen blieb das Gebäude erhalten. Die Jahrgänge wurden, wie es damals üblich war, zusammengelegt, erinnern sich ältere Rohrdorfer. Das Gebäude kam jedoch immer stärker in die Jahre und der Schulhausneubau in Eutingen kündigte sich an. 1962 wird das neue und heutige Rathaus an der Schwalbenstraße eingeweiht. 1965 stimmt der Gemeinderat zu, die Schulen in Eutingen, Weitingen und Rohrdorf in Eutingen zusammenzufassen.

Die Gemeinde Weitingen, die anfangs diesen Vorschlag nicht ablehnte, machte später das Recht auf eine eigene Hauptschule geltend und wollte die Gemeinde Rohrdorf dazu bewegen, sich von Eutingen zu lösen und sich Weitingen anzuschließen. Die zuständigen amtlichen Stellen erklärten, dass Weitingen keine Hauptschule erhalte, weil die Voraussetzungen, Mindestzahl an Schülern und auch entsprechende Schulräume fehlen. Die Grundschule in Rohrdorf blieb vorerst, doch die Schulverhältnisse wurden in baulicher Hinsicht immer schwieriger. Gedanken an einen Umbau oder sogar Neubau der Volksschule in Rohrdorf wurden wach. Das staatliche Schulamt Horb und das Oberschulamt Tübingen sollten bauliche Veränderungen beurteilen. Am 3. Juli 1966 werden die oberen Schulsäle in Rohrdorf instand gesetzt. Malermeister Lothar Gfrörer aus Eutingen setzt während der Sommerferien den großen Schulsaal sowie den kleineren, das frühere Rathauszimmer, instand.

Der Zahn der Zeit nagt jedoch an dem Gebäude von 1846, so ein Auszug von 1968: "Das Schulhaus bedarf dringend einer Renovierung. Besonders die Abortanlagen, die noch über der Straße sind und aus dem 18. Jahrhundert stammen, entsprechen den heutigen Verhältnissen nicht mehr. Die Fenster, welche undicht sind, müssen im ganzen Haus durch neue ersetzt werden. Der untere Gang mit seinen ausgelaufenen Steinplatten sowie der Eingang muss erneuert werden. Auch die Heizung, besonders der Ofen im großen Schulsaal sind nicht mehr in Takt und sollten durch eine neue Heizungsanlage erneuert werden."

Nach eingehender Beratung beschließt der Gemeinderat, Architekt Lohmiller aus Eyach zu beauftragen. Der Architekt stellt eine Liste von Neuerungen zusammen, in der neue Fenster, der Bau eines neuen Aborts, einer Kläranlage sowie der Einbau einer elektrischen Heizung enthalten sind. Der überflüssige Kamin soll abgerissen und die die elektrischen Leitungen unter Verputz gelegt sowie Wände isoliert werden. Der Eingang und der untere Gang müssen erneuert werden.

Der Kostenvoranschlag belief sich auf 88 900 DM. Trotz der hohen Kosten beschließt der Gemeinderat, die Renovierung vorzunehmen. Doch es kommt anders: "Nach einer mündlichen Mitteilung des Schulrats Hauer sollen auch die erstklassigen Grundschulen der kleineren Gemeinden zusammengelegt werden. Dadurch würde Rohrdorf überhaupt keine Schule mehr besitzen. Es dreht sich nun darum, ob es sich lohnt, das Schulhaus ganz, wie schon genehmigt umzubauen, oder ob einige Ersparnisse gemacht werden könnten.

Der Gemeinderat kam zu folgendem Beschluss: "Die Abortanlagen mit Kläranlage sowie der untere Eingang und Gang müssen neu gebaut werden. Was oben mit den Schulräumen gemacht werden soll, wird noch mit den Architekten beraten." Die Sanierung erfolgt, doch bereit 1971 wird die Grundschule in Rohrdorf formell aufgelöst. Die Rohrdorfer besuchen die Grundschule in Weitingen und das Gebäude wird 1976 an den Landkreis Freudenstadt verkauft. Dieser lässt es abbrechen, um die Ortsdurchfahrt Rohrdorf zu verbreitern. Wenige Jahre später gestaltete die Kirchengemeinde den Platz, der bis heute als Kirchenvorplatz erhalten ist. Nur noch Fotos erinnern an das ehemalige Schulgebäude, zu dem langsam die Erinnerungen erlöschen.