Die Kunden nehmen die neue Filiale der Raiffeisenbank in Weitingen gut an. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Raiffeisenbank Oberes Gäu: Zwischenbilanz ein Jahr nach dem Neubau in Weitingen

Die Infrastruktur in kleineren Ortschaften bröckelt vielerorts ab. Dazu gehört auch, dass im Zuge des Onlinebankings Bankfilialen geschlossen werden. Nicht so in Weitingen, wo die Raiffeisenbank Oberes Gäu vor genau einem Jahr ihren Neubau in Weitingen eröffnet hat.

Eutingen-Weitingen. Deren Vorstand Markus Urban steht unserer Zeitung zu diesem Thema Rede und Antwort.  

Die Weitinger Filiale der Raiffeisenbank Oberes Gäu wurde vor einem Jahr eingeweiht. Wie fällt die bisherige Bilanz aus?

Die Bilanz ist durchweg positiv. Das Wichtigste: Unsere Kunden und Mitglieder nutzen unser Angebot vor Ort. Die Bürger äußern sich sehr positiv. Wir haben neue Kunden bei der Raiffeisenbank begrüßen dürfen. Neben dem veränderten Finanzangebot in Weitingen ist unsere Filiale sicher sehr ansprechend. Durch die neuen Räumlichkeiten stehen unseren Kunden optimale Bedingungen für eine Beratung zur Verfügung. Auch unsere Spezialisten nutzen die Beratungsmöglichkeiten und führen beispielsweise Baufinanzierungsberatungen vor Ort durch.

Die Nutzung unseres SB-Bereichs, insbesondere des Geldausgabeautomaten hat deutlich zugenommen. Dies liegt an dem neuen Standort. Die Lage an der Dorfstraße ist perfekt. Die Frequentierung hat deutlich zugenommen.  

Was gab den Ausschlag für einen Neubau, wo doch ansonsten die Infrastruktur in kleineren Ortschaften eher ausblutet?

Die Veränderungen in der Infrastruktur kleinerer Ortschaften sind vielerorts zu beobachten. Diese haben viele Gründe, wie zum Beispiel demografische Entwicklung, Digitalisierung oder verändertes Kundenverhalten. Die Eröffnung unserer Filiale haben wir nicht gemacht, um die Infrastruktur in Weitingen zu erhalten. Das wäre eine schlechte unternehmerische Entscheidung.

Ein einzelnes Unternehmen kann diese Entwicklungen weder aufhalten noch beeinflussen. Für uns ist die Neueröffnung ein wichtiger Schritt unserer strategischen Ausrichtung. Die Kunden vor Ort und persönlich zu beraten, das ist unsere Stärke und unterscheidet uns von anderen Marktbegleitern. Diese Kundennähe ist die Grundlage für unseren geschäftlichen Erfolg.

Was sprach für den Ausbau gerade in Weitingen, aber gegen Standorte wie Göttelfingen, Rohrdorf oder Wachendorf, wo Filialen geschlossen wurden?

Der Neubau in Weitingen war keine Entscheidung gegen Göttelfingen, Rohrdorf oder Wachendorf. Wir haben unsere neun Ortschaften in vier Marktgebiete unterteilt. Rohrdorf gehört zur Filiale Weitingen, Göttelfingen zu Baisingen, Felldorf und Wachendorf zu Bierlingen und Eckenweiler zu Ergenzingen. Das Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Unser bedienter Service wird immer seltener in Anspruch genommen, auch auf unserer Hauptstelle in Ergenzingen. Darauf mussten und müssen wir uns einstellen.

Daher haben wir bei der Gestaltung der Geschäftsstelle den Fokus auf die Beratung gerichtet. Die meisten Kontakte haben unsere Kunden zu unserer Bank mittlerweile online, über den Computer oder das Handy. Deshalb ist für uns klar, auch in die digitalen Zugangswege zu investieren. Unsere Devise: Egal, auf welchem Weg der Kunde zu uns kommt, er bekommt sehr gute und schnelle Lösungen.  

Wie viel hat die Bank für die Weitinger Filiale investiert?

Das Investitionsvolumen lag bei einer halben Million Euro. Eine gute Investition in die Zukunft der Bank.  

Müssen die Genossenschaftsmitglieder durch die Kosten für den Neubau eine niedrigere Dividende fürchten?

Nein. Durch die Dividende profitieren unsere Mitglieder vom Erfolg unserer Bank. Die Belastungen aus der Investition können wir gut tragen. Unsere Geschäfte entwickeln sich gut. Allerdings befinden wir uns in einem sehr herausfordernden und schwierigen Umfeld. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank belastet die Ertragslage der Regionalbanken in den nächsten Jahren massiv. Wir werden alles dafür tun, um auch künftig unseren Mitgliedern eine attraktive Dividende bieten zu können.

Wie macht sich die rege Bautätigkeit in der Region in der Bilanz der Bank bemerkbar?

Mit einem deutlichen Anstieg der Baufinanzierungen. Für 2017 rechnen wir mit einem Zuwachs von über fünf Prozent. Zusammen mit den Darlehensvermittlungen an unsere Verbundpartner beträgt das Neukreditvolumen rund 17 Mio. Euro. Eine sehr erfreuliche Entwicklung. In den Ortschaften unseres Geschäftsgebietes entstehen weitere Baugebiete aufgrund der Nachfrage an Bauland. Diese Entwicklung wollen wir aktiv begleiten.