Der Eutinger Landwirt Günter Bok (links) führte mehr als 50 Interessierte bei seiner Felder-Begehung zu den unterschiedlichen Stationen seiner Grundstücke. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Felderbegehung: Teilnehmer und Landwirt Günter Baur sprechen über Alternativen zum Spritzen / Mit Mythen aufgeräumt

Um Interessierten Einblicke in einen landwirtschaftlichen Betrieb zu geben und Fragen zu beantworten sowie mit Mythen aufzuräumen, aber auch Alternativen zum Spritzen zu nennen, lud der Eutinger Landwirt Günter Bok zur Felder-Begehung ein.

Eutingen. Mehr als 50 Interessierte kamen an der Maschinenhalle beim Witthau zusammen, weshalb Günter Bok drei Gruppen einteilte. Kreisbauernverbandsvorsitzender Gerhard Fassnacht sowie Bernhard Staer, Amtsleiter des Landwirtschaftsamt Freudenstadt, führten neben dem Gastgeber von Station zu Station. Auf laminierten Tafeln hatte Günter Bok Informationen zu Raps, Dinkel, Weizen, Gerste, Hafer und weiteren Erzeugnissen oder Maßnahmen wie Streuobstwiesen ausgehängt.

An einem Weizenfeld zeigte Bok seiner Gruppe auf, wie ein unabsichtliches Dünge- und Pflanzenschutzfenster aussehe. Am Rande des Ackers sei zu wenig gespritzt worden, weshalb sich nun der Ackerfuchsschwanz stark ausbreite und der Weizen an dieser Stelle regelrecht verhungre. Ob sich das Pflügen an dieser Stelle nicht eher bewähre, wollte ein Interessierter wissen. Der Haupterwerbslandwirt aus Eutingen erklärte, dass ein hoher Aufwand betrieben werden müsse, wenn man auf intensive Bodenbearbeitung wie mit dem Pflug setze. Er habe beispielsweise vor zwei Jahren die Erfahrung bei der Gerste gemacht, die er gegrubbert (Bodenlockerung) habe. Im nächsten Jahr habe er mehr Trespen (unerwünschte Süßgras-Art)gehabt, die wiederum den Ertrag der Wintergerste schmälerten.

Das Spritzen hinterfragte ein Bio-Landwirt aus Rotfelden: "Man kann nicht sagen, dass man spritzen muss." Er habe auf seinen Grünlandflächen Klee angesät, diesen oft gemäht und damit Disteln vertrieben. Bok wies daraufhin, dass dies aber nur wirtschaftlich sei, wenn man Viehhaltung habe. Einig waren sich beide, dass ein Biobetrieb sorgfältiger arbeiten müsse als ein konventioneller.

An der ökologischen Ausgleichsfläche, die aus der Produktion herausgenommen wurde, zog er "Freunde" der Landwirte wie Ackerfuchsschwanz und Trespe heraus. Die Teilnehmer der Felder-Begehung konnten somit diese "Unkräuter" anschauen. Ebenso legte Bok Weizen- und Dinkel-Pflanzen auf den Weg, um zu zeigen, dass der Laie diese aktuell nicht voneinander unterscheiden könne. Die Bodenbearbeitung bei Dinkel und Weizen sei gleich. Bis August werde der Raps noch stehen. Nach dessen Ernte werde die flache Bearbeitung und vor dem Säen die Bearbeitung der Ackerflächen mit dem Grubber anstehen.

"In der Vergangenheit haben wir wahrscheinlich alle zu früh gesät. Wer dann erst im Frühjahr gespritzt hat, bekam die Gräser nicht in den Griff", erklärte Bok, dass er daher nun später säe und im Herbst spritze. Daher stehe sein Weizen gut da. Der Weizen werde vor dem Ernten stärker gedüngt als Dinkel. Dinkel habe einen anderen Eiweißkleber, daher könne er auf die letzte Stickstoffzugabe verzichten. Der Dinkel sei nicht so intensiv wie der Weizen, dafür sei aber auch der Ertrag nicht so hoch. Aktuell baue er seinen Dinkel für die Walz-Mühle an, deren Inhaber Thomas und Josef Walz Fragen beantworteten.

Interessierte wollten wissen, was Mutterkorn ist, und erfuhren, dass Pilze das Weizenkorn verformen. Dieses schwarze, längliche Korn ist giftig, kann allerdings rausgeputzt werden, wenn es beim Dreschen nicht halbiert wird. Vor allem der Roggen sei sehr empfindlich, was Mutterkorn angehe. Einen weiteren Schädling hatte Bok in seinem Raps entdeckt, den er seiner Gruppe zeigte. Als er den Rapsstängel halbierte, war dieser innen braun, und ein kleines wurmartiges Tier bewegte sich am unteren Rand. Laut Günter Bok weisen die Larven auf den Rapsstängelrüssler hin, der zum Aufplatzen und S-förmigen Verkrümmen der Pflanze führe. Dieses Jahr habe Bok Gelbschalen aufgestellt und diese seien voll mit Schädlingen gewesen, sodass die gelbe Schale nur noch schwarz war. Ende Februar habe er dann gespritzt, was aber nicht kritisch sei. Bei der Blütenspritzung soll darauf geachtet werden, dass die Bienen beim Spritzen nicht direkt getroffen werden, sagte Bok. Daher werde empfohlen, tagsüber nicht zu spritzen, wenn Bienen unterwegs seien, sondern eher auf die Abendstunden nach dem Bienenflug  zu gehen. Ob Bok keine Stickstoffsammler habe, wollte der Bio-Landwirt wissen. Erbsen habe er als Winterbegrünung wachsen lassen, abgemäht und siliert, erklärte Bok. An den letzten Stationen erfuhr die Gruppe noch mehr zum Hafer, der Ende Februar gesät wurde, und zu Streuobstwiesen, die nicht mit dem Rasenmäher gemäht werden sollen. Das bestätigte auch Fassnacht, der um die rund 500 Bäume das Gras länger stehen lasse und dann mit dem großen Mäher schneide. In der Maschinenhalle konnten sich die Interessierten noch länger austauschen und mit Fachleuten ins Gespräch kommen.