Doch Brenner nutzte die Lücke. Er trug mit seiner Routine und seinem großartigen Spiel so mannschaftsdienlich zum Sound bei, dass man meinen konnte, er spiele schon immer mit. Dem war aber nicht so. "Wir haben gerade einmal gemeinsam geprobt", erklärte Brenner. Gut, dafür konnte er nicht bei jedem Lied mitspielen, denn beide Bands haben recht unterschiedliche Repertoires. Doch wenn er mit einstieg, ließ ihm Kollege Lachmann jeden Raum, den er brauchte und stellte sich auch als Rhythmusgitarrist zur Verfügung.
Der treibende Rhythmus und der coole Grove wird bei der Blues Blaster Seven von Klaus Wielinski am Schlagzeug, Chris Käppler an seinem edlen, fünfsaitigen Bass und Jürgen Hesse, der sein Keyboard meisterlich beherrscht, geradezu verschwenderisch geliefert und bietet nicht nur Christoph Kolz am Tenorsaxofon und Gesangsmikro die Basis für jede Art von Improvisation, sondern lädt Sänger Roland Strelow geradezu ein, all die vielen tollen Songs zu "seinen" Liedern zu machen.
Strelow kann seine Stimme scheinbar unendlich variieren. Mal klingt sie so tiefschwarz wie Stevie Winwood in seinen allerbesten Zeiten oder so derb wie eben der berühmte Joe, der auf seiner Wolke vielleicht mitsang.
Bei jedem Stück wurden vielschichtige Klangbilder aufgebaut, die wie in einem Kaleidoskop zerfielen, um wenig später neu und schöner zu entstehen. Da wurden Soli zum niederknien gespielt, die Passagen wurden weitergereicht, vom Nebenmann aufgenommen, neu interpretiert und doch endete jeder musikalische Ausflug immer im Rahmen der Originalkomposition. Und dies alles mit einer Lässigkeit, als ob die Herrschaften den lieben, langen Tag nichts anderes machen würden.
Weit über drei Stunden rockten sie das "Rockin". Die Ladys im Publikum legten beim rhythmischen Hüftgewackel ganze Sonderschichten ein, so mancher Luftgitarrist übte für die Weltmeisterschaften in dieser Disziplin und die verhinderten Schlagzeuger bearbeiteten Tischplatten und Oberschenkel.
Es war ein schöner Gig, der geradezu nach einer Wiederholung schreit und die zwei Helden des Blues werden es sich dann sicher wieder auf ihrer Wolkenbank gemütlich machen und den himmlischen Lautsprecher auf volle Pulle stellen.
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