Blues Blaster Seven rocken das "Rockin". Fotos: Morlock Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Die Blues Blaster Seven begeisterten am Samstagabend ihr Publikum im Hochdorfer "Rockin"

Eutingen-Hochdorf. Kann es sein, dass auch Rock-Engel Weihnachten feiern? Irgendwie schob sich beim Gig der Blues Blaster Seven (BB7) am Samstagabend im "Rockin" hinterm Hochdorfer Bahnhof die Vision in den Vordergrund, dass Joe Cocker und Gary Moore zusammen auf einer Wolke sitzen, sich ein Fläschchen besten irischen Whisky brüderlich teilen, jeder so eine blöde batteriebetriebene, ständig blinkende Nikolausmütze auf dem Kopf, und sich dabei wie Bolle freuen, was da unten auf der Erde gerade abgeht.

Denn da sang irgend so ein Typ Cockers "Unchain my heart" besser als es der Altmeister selbst je hinbekam und das berühmte Gitarren-Riff aus dem Thin Lizzys "Whiskey in the Jar" klang dreckiger als Moore es zu irgendeiner Zeit und egal in welchem Zustand aus einer seiner Gitarren je herausgekitzelt hat. Oder haben die beiden von da oben sogar ein bisschen mitgespielt – die Herren von BB7 quasi ferngesteuert. Möglich ist ja alles!

Irgendwie außerirdisch gut war der Gig auf jeden Fall. Eigentlich treten die BB7 mit zwei Bläsern an, doch das zweite Saxofon ist im Sommer abhandengekommen. Stefan Huber (Alt-Saxofon) musste die Gruppe aus beruflichen Gründen verlassen.

Für diesen Gig hat sich die Band nun mit Thomas Brenner, Gitarrist der Formation "Souled Out" verstärkt und die Fans waren gespannt, wie sich die beiden Gitarren vertragen, zumal Jürgen "Rocky" Lachmann, der Gitarrist der Blues Blasters, ein derart geniales Klangbild aus seinen beiden elektrischen Sechssaitern herauskitzelt, dass neben ihm nicht viel Platz bleibt.

Doch Brenner nutzte die Lücke. Er trug mit seiner Routine und seinem großartigen Spiel so mannschaftsdienlich zum Sound bei, dass man meinen konnte, er spiele schon immer mit. Dem war aber nicht so. "Wir haben gerade einmal gemeinsam geprobt", erklärte Brenner. Gut, dafür konnte er nicht bei jedem Lied mitspielen, denn beide Bands haben recht unterschiedliche Repertoires. Doch wenn er mit einstieg, ließ ihm Kollege Lachmann jeden Raum, den er brauchte und stellte sich auch als Rhythmusgitarrist zur Verfügung.

Der treibende Rhythmus und der coole Grove wird bei der Blues Blaster Seven von Klaus Wielinski am Schlagzeug, Chris Käppler an seinem edlen, fünfsaitigen Bass und Jürgen Hesse, der sein Keyboard meisterlich beherrscht, geradezu verschwenderisch geliefert und bietet nicht nur Christoph Kolz am Tenorsaxofon und Gesangsmikro die Basis für jede Art von Improvisation, sondern lädt Sänger Roland Strelow geradezu ein, all die vielen tollen Songs zu "seinen" Liedern zu machen.

Strelow kann seine Stimme scheinbar unendlich variieren. Mal klingt sie so tiefschwarz wie Stevie Winwood in seinen allerbesten Zeiten oder so derb wie eben der berühmte Joe, der auf seiner Wolke vielleicht mitsang.

Bei jedem Stück wurden vielschichtige Klangbilder aufgebaut, die wie in einem Kaleidoskop zerfielen, um wenig später neu und schöner zu entstehen. Da wurden Soli zum niederknien gespielt, die Passagen wurden weitergereicht, vom Nebenmann aufgenommen, neu interpretiert und doch endete jeder musikalische Ausflug immer im Rahmen der Originalkomposition. Und dies alles mit einer Lässigkeit, als ob die Herrschaften den lieben, langen Tag nichts anderes machen würden.

Weit über drei Stunden rockten sie das "Rockin". Die Ladys im Publikum legten beim rhythmischen Hüftgewackel ganze Sonderschichten ein, so mancher Luftgitarrist übte für die Weltmeisterschaften in dieser Disziplin und die verhinderten Schlagzeuger bearbeiteten Tischplatten und Oberschenkel.

Es war ein schöner Gig, der geradezu nach einer Wiederholung schreit und die zwei Helden des Blues werden es sich dann sicher wieder auf ihrer Wolkenbank gemütlich machen und den himmlischen Lautsprecher auf volle Pulle stellen.