"Liederkranz"-Vorsitzender Roland Schneider freute sich mit seinen Sängern schon im Frühjahr auf die neue Chorleiterin Martina Dentler-Bachteler. Foto: Nesch Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Weitinger Männergesangverein "Liederkranz" hat mit Martina Dentler-Bachteler die erste Frau als Chorleiterin

Beim "Liederkranz" ist man stolz auf seine 118-jährige Geschichte als reiner Männergesangverein. Viele Dirigenten prägten ihn nachhaltig, so zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg Hans Mattenschlager, Arno Gulde und zuletzt Matthias Heid über längere Zeit. Natürlich waren es – wie die Sänger – immer Männer. Darauf legte man Wert. Doch nun hat es den Männerchor auf gut Schwäbisch auch "verwischt".

Eutin gen-Weitingen . Also ta nzen werden sie künftig zwar nicht, dafür singen sie nach dem Ton und Takt einer Frau. Sie heißt Martina Dentler-Bachteler, wohnt seit fast 18 Jahren in Vollmaringen und ist dort auch Chorleiterin des Männergesangvereins "Cäcilia". Aber immerhin trägt dieser als Zusatz einen Frauennamen. Das rührt daher, dass der Verein aus dem 1875 gegründeten gemischten Kirchenchor hervorgegangen ist und die heilige Cäcilia die Patronin der Kirchenmusik ist.

Drei Mal sei sie 2014 gefragt worden, ob sie nicht den Vollmaringer Männerchor übernehmen wolle, meinte die Chorleiterin. Und ihr sei geraten worden: "Mach das!" Also tat sie es und konnte im Nachhinein zufrieden feststellen: "Das Beste, was mir passieren konnte." Und sie ergänzt: "Die Männerstimmen klingen so wunderbar, so einzigartig. So schön, auch weil alle sehr nah beieinander liegen."

Dieselben positiven Erfahrungen machte sie auch beim Kennenlerntermin mit dem Probedirigieren mit den Weitinger Sängern. Zuvor hatte sich Vorsitzender Roland Schneider bei einem Vollmaringer Sänger erkundigt, ob eine Anfrage überhaupt aussichtsreich sei. "Aber sie dirigiert nur Männerchöre", bekam er zur Antwort. Damit war das erste Kriterium schon mal erfüllt.

Zudem habe man schon beim Schnupperdirigieren und "ersten Abtasten" erkannt: "Das passt." Und beide Seiten hätten von Anfang an das Gefühl gehabt, dass "die Chemie stimmt", wie Roland Schneider und Martina Dentler-Bachteler übereinstimmend betonten. Fast so wie: Gesucht und gefunden. Alle hatten sich auf die nun folgenden regulären Proben mit der temperamentvollen Mittvierzigerin und Nachfolgerin von Matthias Heid gefreut, der nach erfolgreichen 17 Jahren den Dirigentenstab abgegeben hatte.

Doch so schnell, wie man sich einig war, so schnell war alles wieder vorbei. Schon die zweite richtige Singstunde wurde Mitte März abgesagt. Das Coronavirus hatte als Übeltäter dazwischengefunkt und eine Zwangspause verursacht, die länger als geplant dauerte.

Probearbeiten starten

Man hoffte auf den Mai, der bekanntlich alles neu macht, aber auch das Maifest fiel aus. Die Auftritte im Weißbiergarten des Musikvereins und beim "Hoametfescht" mussten gestrichen werden und zum Schluss der geplante Liederabend im Herbst.

Über sieben Monate vergingen, bis am vergangenen Donnerstagabend fast vollzählig die Probearbeiten hier unter strengen "AHA-Auflagen" endlich aufgenommen werden konnten. Dazu wurde das Probelokal von der Grundschule ins Begegnungshaus der Kirchengemeinde verlegt.

Jetzt hoffen alle natürlich, dass aufgrund der stark steigenden Infektionszahlen nicht schon wieder eine Zwangspause droht. Denn Ziel ist, exakt nach einem Jahr Pause dort zu singen, wo der bisher letzte Auftritt stattgefunden hat: mit dem traditionellen Silvestersingen beim Jahresabschlussgottesdienst in der Kirche.

Abgesagt wurde aber bereits die Mitwirkung an Allerheiligen auf dem Friedhof in Verbindung mit dem Volkstrauertag, und die für den 14. November geplante Hauptversammlung wurde aufs nächste Jahr verschoben. Dabei hoffen die Sänger dann sich auf ein Konzert vorbereiten zu können.

Die gebürtige Erlangerin kam mit drei Jahren nach Rottenburg und machte dort am EBG ihr Abitur. Danach studierte sie Schulmusik mit den Schwerpunkten Querflöte und Gesang in Trossingen und Freiburg sowie Germanistik in Tübingen, wechselte aber wegen der Geburt ihrer Drillingstöchter 2003 nicht in den Schuldienst. Während ihres Studiums absolvierte sie auch noch erfolgreich eine Schreinerlehre und erteilte auch Unterricht an der Städtischen Musikschule in Rottenberg. Zusätzlich nahm sie selbst noch Unterricht in klassischem Gesang mit dem Schwerpunkt Opernarien an der Staatsoper in Stuttgart. Schon länger betätigt sie sich auch als Stimmtrainerin bei den Chören des Bildechingers Peter Straub. Ihre Rottenburger Musikschülerinnen und Musikschüler nehmen regelmäßig erfolgreich an Landes- und Bundeswettbewerben teil, ebenso zwei ihrer drei Töchter: Chiara (Geige) und Sophie (Querflöte). Auch ihr Mann Hans-Georg betätigt sich musikalisch als Mitglied des Südwestdeutschen Posaunenquartetts.