Historisches: Gemeinderat Eutingen genehmigte 1975 die Planungen / Einweihung erfolgte im Mai 1980

Schon einige Zeit besteht der Wunsch, dass das Eutinger Rathaus barrierefrei werden soll. Bereits der Weg vom alten Rathaus zum heutigen Rathaus barg einige Herausforderungen.

Eutingen. Aus den Aufzeichnungen des damaligen Bürgermeisters Julius Schaffner geht hervor, dass das alte Rathaus in einem denkbar schlechten Zustand gewesen sei, weshalb über einen Neubau nachgedacht wurde. Wo einst der Kindergarten, vier Wohngebäude und Scheunen sowie Schuppen standen, sollte das neue Rathaus entstehen. 1974 wurde dem Regierungspräsidium Karlsruhe das "Raumprogramm Rathausneubau" übermittelt. Die Ideen und Pläne habe man aber schon länger in der Schublade gehabt, erinnert sich ein damaliger Gemeinderat. "Sonst wär man nie an die Sonderfördermittel für Rathausneubau gekommen. Da musste man schnell handeln und konnte nicht lange warten."

Mit den Planungen und Umsetzung für den Neubau nahmen die Räte und die Gemeindeverwaltung einen längerer Weg auf sich. Einige Architekten aus Nagold, Eyach, Haigerloch und Horb wurden angefragt, Vorentwürfe abzugeben. "Der Gemeinderat forderte damals zehn Vorentwürfe", ist aus den Unterlagen zu entnehmen: "Das war zeitlich aber unmöglich und wurde daher fallen gelassen."

Die Planungen und das Raumprogramm wurden im September 1975 gebilligt. Der Auftrag ging an die Architekten Heuser/Dorner Nagold. Nebenbei wurde mit den damaligen Grundstückseigentümern verhandelt, denn wo heute das Rathaus mit Park angelegt ist, waren früher mehrere Gebäude. Diese seien teilweise "eigentumsmäßig ineinander verschaltet" gewesen. Die Architekten berechneten den potenziell umbauten Raum und schätzten die Kosten auf rund 1,2 Millionen D-Mark. Anhand der Planung wurde ein Kostenzuschussantrag gestellt, der auch vom Landratsamt befürwortet, dem das Stadtbauamt und Straßenbauamt zustimmte.

In dieser Zeit konnten auch die Gebäude und dazugehörigen Flächen erworben werden. Doch nicht alles lief reibungslos. So habe das Regierungspräsidium nicht geglaubt, dass die Termine eingehalten werden können. Auch gab das Innenministerium Zeichen, dass mit einer Bezuschussung nicht zu rechnen sei. Mit einem ausführlichen Schreiben wandte sich daher der damalige Bürgermeister an den Regierungspräsidenten Trudpert Müller. Daraufhin sagte der Regierungspräsident die Finanzierung zu, wobei der Bund ein Drittel und das Land ein Drittel für den Gebäudesubstanzverlust beim Abbruch des alten Rathauses und eine Ausgleichsstockzuschuss tragen würde. Somit hätte die Gemeinde rund 550 000 D-Mark aufbringen müssen.

Doch so einfach war es nicht, denn die Gemeinde Eutingen war 1975 entstanden und nicht alle waren sich sofort auf Anhieb einig. Daher gab es auch über den geplanten Rathausneubau Diskussionsbedarf, schreibt der damalige Bürgermeister: "Im Gemeinderat werden alle möglichen Bedenken und Rivalitäten mit Projekten in den Ortsteilen vorgebracht. Mit Mühe konnte ich erreichen, dass der Gemeinderat die Finanzierung ›zur Kenntnis‹ nimmt und bei der Haushaltsberatung endgültig entscheidet (Ablehnung damit verhindert)."

Immer wieder kommen Herausforderungen auf die Planer zu, viel Überzeugungsarbeit wurde geleistet und Kontakte genutzt sowie immer wieder neu geplant. Nach Westen, zur Straße hin, war ursprünglich eine große Dachfläche, über dem vorspringenden Sitzungssaal geplant. Auf Anregung des Denkmalamts wurde der Giebel zur Straße geplant. So entstand ein Dachraum, in dem die Gemeindebücherei später untergebracht wurde. Diese war ursprünglich in einem ebenerdigen Anbau im Süden, zur Kirche hin, vorgesehen. Der im Erdgeschoss vorgesehene Gemeindesaal sollte halbiert und eine Volksbankfiliale eingerichtet werden, wurde Ende der 70er-Jahre dem Regierungspräsidium mitgeteilt.

Ebenso sollte eine Postfiliale im Erdgeschoss der linken Rathaushälfte installiert werden. Für diese Flächen wurde die Bezuschussung herausgenommen. "Das Regierungspräsidium ist aber mündlich damit einverstanden, dass Kostenüberschreitungen beim Feuerwehrhaus statt der rentierlichen Teile in den Zuschuss Rathaus hereingenommen werden", vermerkt der damalige Bürgermeister. Bei einer späteren Besprechung mit den Verantwortlichen des Regierungspräsidiums habe sich dann ergeben, dass die Mehrkosten des Baus anerkannt und somit der Zuschussbetrag, trotz Volksbank- und Postfilialen-Integration nicht verringert wurde.

Aufatmen kam dann aber noch nicht in Frage, denn immer wieder habe es Probleme bei den Mittelanforderungen gegeben, was immer wieder bereinigt werden musste. 1977 wurden die Rohbauarbeiten vergeben. Auch Eutinger Unternehmen wirkten am Bau mit. Acht Büroräume und ein Sitzungssaal entstanden anfangs im Neubau. "Im Dachgeschoss ist das Grundbuchamt untergebracht", schrieb Julius Schaffner seine Erinnerungen nieder und ergänzte: "Mit dem Neubau wurde ein städtebaulich bedeutsamer Ortsmittelpunkt geschaffen."

1979 zog die Verwaltung ins neue Rathaus, was nach dem Anlegen der Außenanlage im Mai 1980 eingeweiht wurde. Einige Eutinger bedauern heute noch, dass das alte Rathaus abgerissen werden musste. Doch wie Schaffner einst betonte, wären die Sanierungskosten immens gewesen und der Zuschuss aus dem Abbruch sei für den Neubau gebraucht worden. Das Regierungspräsidium hielt 1982 die Gesamtbaukosten für den Neubau, ohne Wert des Grundstückes, mit rund 1,6 D-Mark fest, jedoch ohne den Anbau an der Nordseite, denn dieser erfolgte später.