Rundgang im Energiehof (von links): Steffen Frank, Armin Jöchle, Winfried Vees, Rainer Himmelsbach, Andre Baumann, Otto Körner und Juliane VeesFotos: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Andre Baumann besucht Energiehof Weitenau / Von Wildblumenfeld profitieren Insekten und Anlagen-Betreiber

Auf seiner Sommertour machte Staatssekretär Andre Baumann im Energiehof Weitenau in Weitingen Station. Dabei gab es einen regen Austausch über Biogas und Infos zur Gäuwärme.

Eu tingen-Weitenau. Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle hatte den Bevollmächtigten des Landes Baden-Württemberg beim Bund eingeladen. Und der kam, samt seinem Referenten Klaus Eckert. Darüber hinaus nahmen an dem Rundgang im Energiehof Ortsvorsteher Rainer Himmelsbach, Steffen Frank, Geschäftsführer der Gäuwärme GmbH, natürlich die Gastgeber Winfried und Juliane Vees sowie der Regionalreferent Süd des Fachverbands Biogas, Otto Körner, teil. Dem Zwei-Stunden-Rundgang schloss sich eine Besichtigung der Gäuwärme im Gewerbegebiet "Unter dem Wasen" in Weitingen an.

Erste Station waren die Stromtankstelle und die Biogastankstelle. Winfried Vees erklärte, Ziel ist es, einen Traktor mit Biogas als Antriebsmittel zu versorgen. Das Vorhaben habe sich wegen der Corona-Pandemie aber verzögert. Der Traktor wird erst in der zweiten Hälfte 2021 ausgeliefert – neben nur einem weiteren, der nach Deutschland geht.

Baumann gab sich als Freund des Gasantriebs zu erkennen. Eigentlich könnte Biogas als Antriebsmittel mehr gefördert werden, meinte er. Die Technik sei da, aber mit der Umsetzung gebe es Probleme. Winfried Vees sagte dazu: "Diese Technik muss man nicht neu erfinden."

Zu erfahren war auch, dass ein normaler Bus, der circa 250 000 Euro kostet, mit Gasantrieb lediglich 10 000 Euro teurer wird. Doch die Stadtwerke würden dazu gedrängt, E-Busse anzuschaffen.

Pflanzenfasern taugen als Verpackungsmaterial

Silphie-Pflanzen und das Wildblumenfeld mit seiner großen Blumenmischung waren ebenfalls Thema. Die Silphie ist ein in Nordamerika beheimateter Korbblütler. Sie kann als Energiepflanze angebaut werden. Zudem eignen sich ihre Fasern zur Herstellung von Verpackungsmaterialien, was derzeit mit Unterstützung der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) erforscht wird.

Blumen und Wildkräuter, die auf Blühflächen wachsen, können ebenfalls, anstelle von Reinkulturen wie Gerste oder Mais, für die Energieerzeugung genutzt werden. So kann eine erkennbare Änderung in der landwirtschaftlichen Nutzung von Flächen erreicht werden. Die Pflanzen stehen derzeit in voller Blüte und bieten Insekten Nahrung und Lebensraum. Im Herbst werden die Felder dann abgeerntet und die Pflanzen in Biogasanlagen zu Strom weiterverarbeitet.

Beim Besuch auf dem Energiehof Weitenau ging es grundsätzlich um die Nachhaltigkeit, der man eine größere Bedeutung zukommen lassen müsse. Dabei sei die Bürokratie oft im Weg, auch die der EU, hieß es.

50 Prozent ihres Energie-Inputs bezieht die Familie Vees aus Pferde-, Rinder- und Schweinemist, hinzu kommen zwischen 50 und 60 Tonnen Gülle pro Woche zur Energiegewinnung. Der Rundgang endete mit einem Blick in die imposante Technikhalle, wo Winfried Vees die einzelnen Umwandlungsprozesse von Biomasse hin zu sauberer Energie detailliert erläuterte. Zudem gab es noch eine Info zum Weitinger Energielehrpfad. Einig waren sich die Teilnehmer, dass die EU die Bio-Landwirtschaft weiterhin und sogar mehr unterstützen müsse.

In Deutschland gibt es 1000 Biogasanlagen. Wie geht es weiter, wenn die jetzigen Betreiber nicht mehr da sind. Gibt es Nachfolger? Müssen Biogas-Anlagen mangels Nachfolger wieder aufgegeben werden? Auch solche Fragen spielten eine Rolle.

Speziell für Weitingen gab es noch interessante Informationen. So wurde die Gäuwärme GmbH 2013 gegründet und ging 2014 ans Netz. Die Gemeinde Eutingen ist mit 30 Prozent als Gesellschafter beteiligt. Inzwischen liefert sie Wärme an 276 Haushalte. 62 weitere haben bereits Vorkehrungen getroffen für einen zukünftigen Anschluss. Bisher wurden in die Gäuwärme gut 4,7 Millionen Euro investiert. Die verlegten Rohre haben eine Länge von 13,8 Kilometer. Zwischen 2015 und 2019 lieferte das Unternehmen nahezu 16 000 Megawattstunden. Das bedeutet eine CO2-Ersparnis von 4628 Tonnen gegenüber Heizöl.