Junge und erfahrene Sternsinger wurden am Neujahrstag in Eutingen-Göttelfingen ausgesandt. Foto: Feinler

Religion: Fünf Männer unterstützen die jungen Sternsinger / 30 Häuser besucht

Einhörner aus Tonkarton hängen am Christbaum, echte Kerzen werden am Baum angezündet, überraschte Gesichter sind zu sehen, als die "großen Sternsinger" vor den Göttelfinger Haustüren stehen. Einen Tag lang waren Alexander Mauch, Werner Raible, Klaus Flaig, Thomas Wally und Joachim Raible unterwegs.

Eutingen-Göttelfingen. Bereits am Gemeindehaus hatten die fünf Männer eine Gaudi, denn Beutel- und Sternträger Werner Raible war mal wieder nicht gerichtet. "Immer der gleiche", lachten die anderen fünf und machten sich auf den Weg zur ersten traditionellen Station: Rosemaries Haus.

Die sogenannte Mutter der Göttelfinger Sternsinger wartete schon mit ihrer Familie auf die kleinen und großen Sternsinger. Über die Küche machten sich die Männer auf den Weg zur Stube, wo alle Sternsinger in das Segenslied einstimmten. Da sie so stark den Weihrauchkessel geschwenkt hatten und die ersten Kinder zu husten begannen, lüftete Familie Flaig. "Das hat es früher nicht gegeben. Da wurde geräuchert, was das Zeug hält", wusste Joachim Raible. Daher schwang er im Freien den Kessel, dass es nur so qualmte, während Alexander Mauch seiner Janina und Annika den Weihrauchkessel erneut anfeuerte. Schnell richtete der Familienvater noch ein paar Abschiedsworte an seine Mädels, denn seine Mannen waren schon davon geschritten. "Wir müssen Gas geben", lautete das Motto des Abends, immerhin standen 27 Häuser auf ihrer Liste.

Seit einigen Jahren wieder das frühere Amt eingenommen

Auch in Göttelfingen sind Sternsinger nicht in Massen vorhanden, weshalb die Männer seit einigen Jahren wieder ihr früheres Amt eingenommen haben. "Bei uns ist es immer lustig", wissen die Fünf, die ihre Sprüche und die Liedtexte noch aus ihrer Jugend auswendig aufsagen können.

Gerührt vom besonderen Besuch kamen Anneliese und Paul Neff der Bitte des Balthasar nach: "So öffnet eure Hände und gebt uns eine gute Spende." Lange verweilen können die Sternsinger nicht, denn Mauch hält einen straffen Zeitplan in der Hand. Doch Werner Raible ruft bei Elektriker Wendelin Katz zur Pause auf, denn sein batteriebetriebener Stern brennt nicht. "So kommen wir nicht durch", scherzt der Göttelfinger. Und tatsächlich findet Katz eine Blockbatterie. "Das ist noch Qualität", erklärt er, dass die Batterie schon viele Jahre guten Dienst leiste.

Für die Kinder legen einige Göttelfinger Süßigkeiten bereit

So auch für die Fünf, die anschließend beim Café Sökler klopfen. "Da war ich auch noch nie in der Stube", weiß Joachim Raible, dass man eigentlich nur Söklers Wirtsräume kennt. Überrascht ist auch Caféwirtin Hildegard Sökler über die "Großen": "Kommt rein. Was wollt ihr trinken?" zeigt sich die 91-Jährige gleich in alter Manier gastfreundlich. Mauch fragt: "Wo sollen wir jetzt bei dir den Segen anbringen?" Sökler zeigt auf die Küchentüre, doch da befindet sich nicht der Segensspruch der Vorjahre und so machen sich die Fünf auf den Weg zum Café-Eingang, wo der frühere weggewischt wird. Immer wieder muss Mauch seine Kreide herausholen und ist äußerst akribisch, wenn es um die perfekte Neun geht. "So war der früher schon", nimmt es Werner Raible gelassen.

Einige Göttelfinger haben Süßigkeiten für die Kinder-Sternsinger bereitgelegt. "Das nehmen wir mit und geben es den Kleinen", ist einer der häufigsten Erklärungen, die die Fünf an diesem Abend abgeben. Die meisten Göttelfinger haken nach, warum Erwachsene nun von Haus zu Haus gehen. Sternsinger-Nachwuchs fehle nicht nur in Göttelfingen, erklärt Joachim Raible: "Ich hab gelesen, dass sie unser Modell auch in der Nähe von Rottenburg kopiert haben. Aber da laufen Rentner." Werner Raible lacht: "Das sind wir auch bald."

Den Vorschlag, die Eutinger Siedlung wegen der Sternsinger-Not mitzumachen, nehmen sie nicht wahr, denn im Vergleich zum Vorjahr sind dieses Mal scheinbar alle Göttelfinger daheim und lassen die Herren freudig ein. Nur einmal, innerhalb einer Stunde, müssen sie draußen bleiben. "Meine Frau schläft", erklärt der Göttelfinger Neubürger. Bei der Kälte bekommt er die Kurzversion zu hören.

30 Häuser haben die "großen" Sternsinger an diesem Abend besucht und damit drei mehr, als auf der Liste stehen