Rainer Himmelsbach, neuer Gemeinderat und Ortsvorsteher von Weitingen, sieht die Verkehrswende, die Energiewende, eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie die Kinderbetreuung in Eutingen als aktuell große Themen an. Foto: Spotts Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Der neue Gemeinderat und Ortsvorsteher von Weitingen Rainer Himmelsbach setzt sich für Nachhaltigkeit ein

Rainer Himmelsbach ist neu im Eutinger Gemeinderat und wurde auch zum Ortsvorsteher von Weitingen gewählt. In den kommenden fünf Jahren möchte er einen Fokus auf ökologische Aspekte in der Kommune legen.

Eutingen -Weitingen. Vier große Themen sieht Rainer Himmelsbach aktuell als besonders wichtig an: die Verkehrswende, die Energiewende, eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie die Kinderbetreuung.

"Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Landkreis-Umfrage zum ÖPNV – mir selbst sind sofort viele Dinge eingefallen, die man verbessern könnte", berichtet Himmelsbach. "Unsere Bahnhöfe sind praktisch nur mit dem Auto erreichbar", kritisiert der 60-Jährige und weist darauf hin, dass in dieser Hinsicht der öffentliche Nahverkehr verbessert werden müsse, dann bliebe auch das eine oder andere Auto zuhause stehen. In seinen Augen mache es auch wenig Sinn, zum kommenden Edeka-Markt oder dem Haus am Talbach mit dem Auto zu fahren, wenn es gute Alternativen im ÖPNV gibt. Dabei sieht er aber auch den Landkreis in der Pflicht etwas zu tun: "Wir sind ein bisschen abgehängt worden hinsichtlich der Investitionen." Sollte der Bedarf aus der Umfrage erkennbar sein, so könnte Himmelsbach sich einen Bürgerbus als Zwischenlösung oder Ergänzung vorstellen. Außerdem müssten alternative Antriebe mehr in den Blick rücken. "Es gibt Fördermittel für E-Tankstellen – die zu bekommen, stelle ich mir nicht so schwierig vor. Aber wir müssen uns eben dafür entscheiden und überlegen, wo wir solche Tankstellen ansiedeln könnten", sagt Himmelsbach und nennt beispielhaft für alle Bahnhöfe den Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord, dessen Spatenstich kürzlich erfolgte. Pendler könnten so ihr E-Auto tagsüber aufladen. "Gute Standorte sind auch Rathäuser, Gewerbegebiete und Einkaufsstandorte", meint er.

Von Bürgermeister Armin Jöchle habe er erfahren, dass die Gemeinde bereits 90 Prozent des Energiebedarfs aus regenerativen Energiequellen bezieht: "Aber bei 100 Prozent muss noch nicht Schluss sein, wir können auch mehr produzieren und damit andere Kommunen unterstützen." Photovoltaik (PV) wäre dabei die einfachste und ausgereifteste Option nach Meinung des Weitinger Ortsvorsteher, um CO2-frei Energie zu produzieren. "Ich sehe noch viele Dächer in der Gemeinde, wo eine PV-Anlage realisierbar wäre, aber wir müssen die Bürger auch motivieren, darin zu investieren." Eine Regelung wie in Tübingen, wo es bei Neubauten Pflicht ist, eine PV-Anlage anzubringen, ist seiner Meinung nach in Eutingen nicht erforderlich, da dort bereits eine Quote von mehr als 90 Prozent auf freiwilliger Basis gegeben sei. Er selbst habe ebenfalls eine solche Anlage auf dem Dach.

Zum Thema nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sagt der IT-Fachmann: "Ich denke an unsere kleinen Gewerbegebiete aber auch an das mögliche Interkommunale Gewerbegebiet Flugfeld. Allerdings möchte ich nicht noch mehr Logistik bei uns und auch keine Zerstörung der Natur. Wenn wir die Flächen beim Flugfeld wirklich brauchen, dann wünsche ich mir Handwerker, Ingenieure und Fertigungs- sowie Entwicklungsbetriebe", sagt der 60-Jährige. "Um solche Gewerbetreibenden dazu zu bringen, sich bei uns anzusiedeln, muss die nötige Infrastruktur gewährleistet sein." Er möchte auch, dass geschaut wird, wo eine Erweiterung von Gewerbegebieten möglich und sinnvoll wäre. Da Gewerbe auch immer neue Familien mit sich bringt, ist es Himmelsbach wichtig, dass das Kinderbetreuungsangebot in der Gemeinde aufrecht erhalten und ausgebaut wird.

Ob jeder Ort ein eigenes Rathaus braucht, könne man diskutieren, aber es gebe gute Gründe, die für ein eigenes Rathaus sprechen: "Wir haben ein geografisches Problem, denn unsere Ortschaften sind zu weit auseinander. Und wie sollen Senioren mit Rollatoren zu Rathäusern kommen, die nicht im eigenen Ort sind?" Denkbare Lösungen gebe es viele, aber diese müssten im Gemeinderat diskutiert werden, regt Himmelsbach an.

Beim anstehenden großen Projekt "Rathausumbau Eutingen" sieht der 60-Jährige die Dringlichkeit, dort die Barrierefreiheit herzustellen. Doch auch was die Ausstattung der Verwaltung angeht sieht er Handlungsbedarf: "Wenn ich als IT-ler die technische Ausstattung der Gemeindemitarbeiter sehe, dann sehe ich auch einiges an Modernisierungspotenzial." Die Verwaltung müsse deshalb mit den richtigen Mitteln ausgestattet werden, meint er. Das andere Großprojekt, das Dauerthema in der Gemeinde ist, die Erweiterung und Sanierung der Halle Weitingen mit Neubau Feuerwehrhaus sei ein teures Vorhaben, "aber ich lade jeden ein, sich mit mir den Zustand der Halle anzuschauen und mit eigenen Augen zu sehen, unter welchen Bedingungen die Feuerwehr aktuell arbeiten muss."

In Weitingen sieht der neue Ortsvorsteher außerdem Probleme mit dem Verkehr. "Vor allem der Schwerverkehr hat in Weitingen in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wodurch es immer wieder zu brenzligen Situationen kommt." Da müsse in der Bürgerschaft eine Diskussion stattfinden, ob beispielsweise mit Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Bremsschwellen an den Punkten mit besonderem Gefahrenpotenzial für Kinder, Schüler oder Rathausbesucher reguliert werden soll, meint Himmelsbach. "Das ›Adler‹-Areal soll ein wunderschöner Flecken werden, mit Kleingewerbe, Café und Tagespflege", wünscht er sich für seinen Teilort. Denn die Fläche im Ortskern sei riesig und könne zur "tollen Perle" werden.

Auf die kommende Zeit in den Gremien freut er sich: "Ich finde es klasse, dass viele Neue und Junge dabei sind und wie miteinander umgegangen wird – das hat mich auch am Meisten gereizt."