Mühringens Ortsvorsteherin Monika Fuhl drückt sogar Lokführer Gerhard Ortlepp ihr gelbes Flugblatt in die Hand. Fuhl will wissen, wie viele Pendler hier die Parkplätze benutzen: "Damit wir dem Landkreis klar machen können, wie wichtig es ist, dass genügend Stellplätze am Bahnhof zur Verfügung stehen." Foto: Hopp

Bahnsprecher bestätigt: "Alle Flächen sind in Privatbesitz". "Es hängt vom Besitzer ab, ob er dort Parken erlaubt!"

Starzach/Horb-Mühringen - Das gibt es wohl nur in Eyach: Gestern bestätigte ein Bahn-Sprecher, dass der Bahnhof keinen offiziellen öffentlichen Parkplatz hat! Seit Wochen sind die Pendler verunsichert, die täglich vom Bahnhof Eyach Richtung Tübingen oder Rottweil fahren.

Ursache des Problems: der Kreis hat Halteverbotsschilder aufgestellt (wir berichteten). Die ersten Knöllchen wurden schon verteilt.

Jetzt kommt raus: Selbst da, wo das Parken offensichtlich noch erlaubt ist, könnte es bald untersagt werden. Das bestätigt ein Bahn-Sprecher: "Unser Part beschränkt sich auf die Bahnsteige. Die Gemeinde Starzach hatte es abgelehnt, das Ensemble zu kaufen. In der Folge wurde es an einen Privatmann verkauft." Starzachs Bürgermeister Thomas Noé hatte dem Schwarzwälder Boten gesagt, dass sei während seiner Amtszeit geschehen. Man habe damals das vordere Gebäude besichtigt und festgestellt, dass die damals geforderten 40.000 Euro ein zu hoher Kaufpreis seien angesichts der zu erwartenden Reparaturen (wir berichteten).

Das heißt: Auch das Gelände direkt am Bahnhof, wo jetzt viele Autos parken, ist in Privatbesitz. Auch der Bahn-Sprecher bestätigt: Das Areal ist – nach Durchsicht der meisten vorhandenen Unterlagen – Privatgelände. Im Kaufvertrag stehe, dass der Käufer es anstreben solle, mit der Gemeinde eine Regelung auszuarbeiten, wie es mit den Parkplätzen dort weiter geht.

Auch der Seitenstreifen hinter dem Güterschuppen, wo viele Autos parken, ist Privatbesitz. Der Bahnsprecher bestätigt, dass es damit keinen offiziellen öffentlichen Parkplatz am Bahnhof Eyach gibt. Es hänge ausschließlich vom Besitzer der Grundstücke ab, ob er dort das Parken erlaube.

Das Chaos um Parkplätze und Halteverbotsschilder am Bahnhof Eyach. Gestern hingen wieder jede Menge Zettel an den Autos, die hier parken. Doch diesmal sind es keine Strafzettel.

Mühringens Ortsvorsteherin Monika Fuhl drückt sogar Lokführer Gerhard Ortlepp ihr gelbes Flugblatt in die Hand: "Wir wollen wissen, wie viele Pendler hier die Parkplätze benutzen. Damit wir dem Landkreis klar machen können, wie wichtig es ist, dass genügend Stellplätze am Bahnhof zur Verfügung stehen."

Der Landkreis Tübingen hatte hier Halteverbotsschilder aufgestellt. Damit der Winterdienst besser durchkommt (wir berichteten). Und: Erste Pendler wie Jana Kessenheimer haben schon ein Knöllchen in Höhe von 15 Euro kassiert. Die Mühringerin: "Ich stand neben dem Schuppen. Für diese Aktion mit dem Halteverbot habe ich zumindest auf der Straßenseite, wo der Schuppen ist, kein Verständnis." Jetzt parkt sie weiter hinten und sagt: "Ich time das halt so, dass ich drei Minuten früher da bin. Dann schaff ich das noch."

Ortsvorsteherin Fuhl: "Ich habe mit der Familie von Jana gesprochen. Die Eltern waren erst gar nicht begeistert, dass sie ihr noch ein Auto kaufen müssen, damit sie in Tübingen studieren kann. Aber bei Zimmerpreisen von 450 Euro für zwölf Quadratmeter ist die Kombination mit dem Semesterticket für 80 Euro viel günstiger." Und Mühringen behält eine Einwohnerin...

Auch Studentin Josefine Bolsch kann dem Halteverbot auf dem Tübinger Teil nichts abgewinnen. Studentin Laura Brand sagt: "Ich pendele von Trillfingen nach Tübingen. Das hier ist der nächste Bahnhof. Da brauchst du einen Parkplatz." Das sagt auch eine Frau aus Börstingen: "Wenn das Wetter gut ist, gehe ich zu Fuß zum Bahnhof Eyach. Aber es ist mir schon passiert, dass der Zug ausgefallen ist. Jetzt mache ich das nur noch mit dem Auto. Damit ich zur Sicherheit meine Termine in Tübingen schaffe." Dabei zieht sie die Zugfahrt vor: "Die Parkgebühren in Tübingen werden auch immer teurer, und die Fahrt dorthin macht durch die vielen Tempo-30 Zonen in den Ortsdurchfahrten auch keinen Spaß mehr." Auch für diese Frau fehlen legale Kurzzeit-Parkplätze am Bahnhof Eyach.

Fuhl hofft, dass sich jetzt viele Pendler melden, die vom Bahnhof Eyach abfahren. Die Ortsvorsteherin von Mühringen: "Ich will schriftlich belegen, wie beliebt der Bahnhof Eyach ist. Und erreichen, dass es genügend legale Parkplätze gibt."

Denn der Bahnhof Eyach ist Ausgangspunkt für Pendler aus Haigerloch, Trillfingen, Dommelsberg, Empfingen und Weitingen. Fuhl: "Viele arbeiten in Tübingen. Auch nach Horb, Sulz und Rottweil ist die Verbindung vom Bahnhof Eyach her viel besser als mit dem Bus."

Deshalb muss jetzt eine Parkplatzlösung her. Bis dahin gilt: Im Zweifelsfall auf dem Freudenstädter Teil parken (dort, wo die Schienen die Kreisstraße Richtung Mühringen kreuzen).

Hier sind keine Knöllchen zu befürchten. Landkreissprecherin Sabine Eisele: "Die Fläche liegt zwar im Landkreis Freudenstadt, befindet sich jedoch nicht in unserem Eigentum. Auf fremdes Eigentum können wir keinen Einfluss nehmen. Und auch verkehrsrechtlich können wir nichts ausrichten, denn zuständige Verkehrsbehörde ist die Stadt Horb."

Und deren oberster Chef ist Wolfgang Kronenbitter. Er hatte bezweifelt, dass die vom Landkreis Tübingen auf deren Gemarkung aufgestellten Halteverbotsschilder korrekt aufgestellt sind (wir berichteten). Der Landkreis hatte diese Zweifel bestätigt und will dies vor Ort noch einmal kontrollieren.

Wird Horb jetzt dort an der Kreisstraße, die auf Freudenstädter Gemarkung verläuft, auch Halteverbotsschilder aufstellen lassen? Kronenbitter: "Das glaube ich weniger."