"Bitte recht ernst und nicht lachen, so wie das früher war", hieß es für die Hochzeitsgesellschaft von Heimat und Brauchtum. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Sichelhenke: Verein Heimat und Brauchtum stellt eine historische Eutinger Hochzeit nach

"Das ist schön", freuten sich die Gäste über den Erntewagen am Eingangsbereich zur Sichelhenke. Die Narrenzunft Eutingen lud wieder zu einem umfangreichen Programm ein, das auch der Verein Heimat und Brauchtum mitgestaltete.

Eutingen. Das Hochzeitssofa war bei der Sichelhenke im Museumsschuppen vom Verein Heimat und Brauchtum belegt, denn ein gespieltes Hochzeitspaar stellte mit ihren Gästen eine Hochzeit anno dazumal nach.

Wer über den Seiteneingang den Museumsschuppen von Heimat und Brauchtum Eutingen betrat, sah an den großen Tischen einige Trachtenträger. Inmitten das Hochzeitspaar – gespielt von Daniela Meiser im schwarzen Brautkleid mit historischem Schleier und Stefan Platz mit schwarzem Frack und Zylinder. "Wir haben einige Fräcke in unserer Sammlung. Manche sind Leihgaben, andere haben wir geschenkt bekommen", erklärte Annette Sökler von Heimat und Brauchtum. Der Brautschleier stamme aus dem Besitz von Anna Sökler aus Rohrdorf. Weitere Kleidungsstücke seien von Theresia Sökler und anderen aus Eutingen und Umgebung.

Trachtenträger zeigen Kleidungsstile von früher

N eben dem Brautpaar gesellte sich auch die Bräutigam-Familie mit Heribert Platz als Bräutigamvater im schwarzen Zwirn und Katrin Platz im weißen Kleid mit Spitze. Die Trachtenträger aus Eutingen zeigten die verschiedenen Kleidungsstile. Sabine Rainer, eine der Vorsitzenden von Heimat und Brauchtum, hatte sich ganz in Schwarz gehüllt.

Farbe zeigten die Vorsitzende Ursula Sökler, Susanne Gold, Jolie Raible, Emma Eisenbrückner und Heike Saier mit ihrer Eutinger Tracht und der passenden Schappel. "Da muss man immer aufpassen, wie man den Kopf hält", erklärten Jolie Raible und Susanne Gold, dass die Schappeln nach unten ziehen würden. Das Gewicht sei deutlich zu spüren. Die Verwandtschaft aus Bildechingen war mit Susanne Schelhammer und Andreas Hess eingeladen. Sie scherzten: "Wir wissen nicht, mit wem wir verwandt sind." Die Hochzeitsgesellschaft aus Eutingen merkte an: "Man muss immer ein paar reiche Tanten und Onkel einladen, wegen den Geschenken."

Auch Pfarrer und Ministranten ziehen mit

Eine bunte Gruppe mit Schappel- und Häubchenträgerinnen, aber auch mit Männern in unterschiedlichen Trachten stellten sich vor dem Museumsschuppen auf. Den Zug führte die Musikkapelle Eutingen mit ihrem neuen Dirigenten Peter Bild an, die so manchen historischen Marsch eingeübt hatten. Um den Hochzeitszug perfekt zu machen, wurde Michael Kramer als Pfarrer sowie Benedikt Gsell und Mark Sautter als Ministranten engagiert. Nach ihnen kamen die Blumenmädchen Elli Eisenbrückner, Mara und Lia Rakoczy sowie Laila und Kiara Meiser.

Unter großem Applaus zog die Hochzeitsgesellschaft zum Narrengelände und wieder zum Narrenschuppen zurück. Dort wurde mit den Musikern Adi Geiss und Egon Prexel das Hochzeitsfest gefeiert, wobei das Brautpaar sich auf dem historischen Hochzeitssofa des ehemaligen Gasthauses Waldhorn verewigte.

Ein Erinnerungsfoto mit der Hochzeitsgesellschaft

Z udem waren einige historische Hochzeitsanzeigen, Hochzeitsfotos und weitere Dokumente ausgestellt. So fand der Eutinger Michael Kramer, der den Pfarrer gespielt hatte, eine Hochzeitsanzeige von 1894. Auf dieser wurde der Namensvetter Michael Kramer genannt, der eine Klara Rosalia Seele heiratete. Martin Scherer nahm sein Smartphone heraus und machte ein Foto von einer Hochzeitsanzeige, denn ein Vorfahre namens Bernhard Scherer hatte Ende des 19. Jahrhunderts geheiratet.

W er wollte, konnte sich zur Hochzeitsgesellschaft setzen und an der Festtafel ein Erinnerungsfoto machen. Traditionell gab es früher weiße Bratwürste in Eutingen, weshalb die Hochzeitsgesellschaft diese von der Narrenzunft Eutingen serviert bekam.

Eutingen. Wer zur Mittagszeit auf das Narrengelände beim Alten Bahnhof in Eutingen kam, musste schauen, dass er noch einen freien Platz an der Sonne oder im Inneren des Narrenschuppens erhielt. In der Hexenküche bereiteten die Eutinger Talhexen die "Pfannabeetle" nach altem Eutinger Rezept zu. Diese waren gegen Nachmittag aufgrund der großen Nachfrage ausverkauft. Gut angenommen wurden auch die Schlachtplatte und weitere Speisen. Die Tänzerinnen der Sweetys hatten die Kuchentheke unter sich.

Die jüngsten Tänzer der Narrenzunft Eutingen – die Bambini – gingen mit der Tombola-Box von Tisch zu Tisch. Bald waren die Lose ausverkauft. "Dieses Mal gibt es 50 Preise mehr als im Vorjahr. Das sind dann 200 Preise", freute sich Melvin Weiß, der zusammen mit seinem Vater Thorsten Weiß sowie Daniela Merlo mit Töchtern die Auslosung der Preise vornahm.

Für die Kinder boten die Schelladralle ein Programm. Wer wollte, konnte aus dem Salzteig von Jana und Margit Geiger Figuren und Formen modellieren, diese auf alten Tonziegeln anbringen und in der Sonne trocknen lassen.

Die größeren Kinder versuchten sich an der Sichelhenke-Rallye. Eine der Fragen lautete, warum überhaupt die Sichelhenke gefeiert wird. "Na, weil im Herbst die Sicheln hingehängt wurden", wusste Fenia und kreuzte die erste Antwortmöglichkeit an. Als nächstes durfte sie eine der Fasnetsfiguren der Narrenzunft Eutingen heraussuchen und ein Bild davon malen. Wem es zu schwer war, Talhexe, Bär, Schelladralle oder Teufel zu malen, der bekam eine Vorlage von den Betreuern. Jeder, der seinen Ralley-Bogen abgab, erhielt eine kleine Belohnung.

Musikkapelle Eutingen mit neuem Dirigenten bereits eingespieltes Team

Im Museumsschuppen des Vereins Heimat und Brauchtum wurde ebenfalls einiges geboten. Dieses Mal präsentierten die Trachtenträger und Akteure das Thema "Hochzeit anno dazumal" im unteren Stock mit Bildern, Fotos und durch das lebendige Museum (wir berichten). Im oberen Stock konnten sich die Gäste die Klöppeleien von Gisela Noll und Roswitha Platz anschauen.

Ebenso wurden die restlichen Themenbereiche mit Schuhmacherwerkstatt, Milchsammelstell und weiteren landwirtschaftlichen Geräten unter die Lupe genommen. Ortshistoriker Willi Schaupp führte durch die Themenbereiche und beantwortete die Fragen der Gäste.

Die musikalische Umrahmung übernahm die Musikkapelle Eutingen mit ihrem neuen Dirigenten Peter Bild. Obwohl dieser erst seit Anfang des Monats mit den Musikern probt, zeigten diese sich schon als eingespieltes Team. Lieder wie "Eine weiße Rose" oder "Böhmischer Traum" durften natürlich nicht fehlen und damit klang der Sichelhenke-Tag am frühen Abend aus.