Ein alter und schöner Brauch wird in Weitingen mit dem Binden der "Weihsanga" und der Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt gepflegt.Foto: Nesch Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Der Erlös von mehr als 100 "Weihsanga" kommt der Arbeit von Pfarrer Gerald Wamala in Uganda zugute

Eine alte Weitinger Traditionspflege zu Mariä Himmelfahrt brachte kürzlich Geld zusammen. Deshalb kann sich Pfarrer Gerald Wamala in Uganda jetzt über eine Spende freuen.

Eutingen-Weitingen. Am 15. August wurde das höchste Marienfest im katholischen Kirchenjahr, Mariä Himmelfahrt, gefeiert. Verbunden ist es mit dem 1000 Jahre alten Brauch der Kräuterweihe.

Der Feiertag, auch "Weihsanga-Tag", wie er noch genannt wird, garantierte früher auf dem katholischen Dorf einen schulfreien Tag, wenn nicht gerade Sommerferien waren. Fast alle Schulmädchen brachten ihre Kräuterbüschel, die zu Hause für die Familie und die Verwandtschaft gebunden wurden, zur Weihe in die Kirche. Dafür gab es zur Belohnung auch ein wenig Taschengeld.

Doch der Brauch schlief mit zunehmender Verweltlichung allmählich fast ein und hatte seine frühere Bedeutung verloren. Dass dies in Weitingen erfreulicherweise nicht ganz geschah, ist vor allem Albrecht und Elisabeth Teufel zu verdanken, die sich insgesamt für die Auffrischung und Pflege kirchlichen Brauchtums große Verdienste erworben haben.

Die über 100 Kräuterbüschel wurden im "Posthof" der Familie Teufel von einigen engagierten Personen, überwiegend Frauen aus der Kirchengemeinde, zusammengestellt und gebunden. Maria Schäfer nahm einige nach Rohrdorf mit. Aber auch aus Eutingen, Göttelfingen und anderen Orten wurden von privater Seite etliche Exemplare bestellt und abgeholt. Geweiht wurden sie tags darauf beim Sonntagsgottesdienst von Pfarrer Andreas Gog in der Pfarrkirche.

Dieses Jahr war es aufgrund der anhaltenden hochsommerlichen Hitze und Dürre zum Teil etwas schwierig, die erforderliche Menge an Blumen und Kräutern zusammenzubringen, aber dank eifrigen Sammelns und großzügiger Unterstützung gelang es trotzdem wieder.

Die zentrale Stellung im Kräuterstrauß nimmt die Königskerze – auch Marienkerze, Marienlicht oder Wetterkerze genannt – ein, die das "Zepter der Himmelskönigin Maria" symbolisiert. Um sie und den Getreidesorten herum gruppieren sich die verschiedenen Heil und Segen bringende Kräuter. Die Zahl ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Das Spektrum reicht von den heiligen Zahlen sieben, neun und zwölf über 33 bis zu früheren 77. Eingebunden werden unter anderem Johanniskraut, Magdalenenkraut, Herrgottströpfle, Rote und Weiße Schafgarbe, Wermut, Tausendgüldenkraut, Baldrian, Basilikum, Kamille, Liebstöckel und andere Gewürz- und Heilkräuter. Vermischt wird der "Weihesang" mit Blumen aus den heimischen Gärten wie Sonnenblumen, Gladiolen, Dahlien oder Phlox. Früher wurde der "Handgriff" noch mit Krautblättern umwickelt. Nach dem Gottesdienst wurden die "Weihsanga" gegen eine Spende angeboten. Nach altem Volksglauben sollen die geweihten Kräuterbüschele auf verschiedene Art und Weise Mensch und Tier bei Gewitter und Krankheit Schutz und Hilfe bringen, aber auch für Eheglück und gesunden Kindersegen sorgen.

Der Spendenerlös kommt der Arbeit von Pfarrer Gerald Wamala in Uganda zugute, der meist zu dieser Zeit die Urlaubsvertretung in der Seelsorgeeinheit übernimmt. Aufgrund der Corona-Pandemie war dies aktuell jedoch nicht möglich. Er ließ jedoch seine Grüße und seinen Dank "an die geliebten Menschen im Gäu" übermitteln.