Isaak Guderian beeindruckte mit seinem Song „Always on the run“ und einem in Flammen getauchten Bühnenbild beim Halbfinale des Eurovision Song Contests in Malmö. Foto: AFP/JESSICA GOW/TT

Beim ersten Halbfinale des ESC 2024 in Malmö überzeugte der für Deutschland antretende Isaak mit einer spektakulären Feuer-Bühnenshow. Doch im Vordergrund stand trotzdem seine starke Stimme, für die er häufig schon viel Lob kassierte.

Zuerst brennt es aus einer großen Metalltonne neben Isaaks Ledersessel, dann steigen Flammen in seinem Bühnenbild auf, und am Ende sprühen große Feuerfontänen: Der deutsche Starter beim Eurovision Song Contest (ESC) will dem Musikwettbewerb offensichtlich Feuer geben. Ob das zum Erfolgsgeheimnis für Isaaks Auftritt im ESC-Finale wird, muss sich zeigen. Denn seine starke Stimme bekommt schon lange viel Anerkennung - in Malmö soll er nun endlich auch die richtige Bühnenshow haben.

 

Dass Deutschland beim ESC mit Isaak eine Chance auf einen Platz weit vorn haben wird, dürften nach den ernüchternden Resultaten der vergangenen Jahre nur die größten Optimisten glauben. Zumindest nicht schon wieder wie in den beiden vergangenen Jahren Letzter werden, muss wohl das erste Ziel von Isaak sein - und die Chancen darauf stehen nach dessen erstem öffentlichen Auftritt auf der ESC-Bühne gut.

Isaak überzeugte Jury und Publikum schon bei ESC-Vorentscheid

Der 29 Jahre alte Ostwestfale profitierte im ersten Halbfinale des ESC am Dienstagabend von einer Neuerung: Die fürs Finale gesetzten Starter der fünf großen Geldgeberländer durften sich früher nur kurz in den Halbfinalshows vorstellen - seit diesem Jahr dürfen sie ihr vollständiges Lied präsentieren. Das ist eine große Chance, sich bekannter zu machen. Und Isaak nutzte sie.

Beim deutschen ESC-Vorentscheid im Februar hatte Isaak zwar sowohl bei der Jury als auch beim Publikum die Abstimmung gewonnen. Doch viel Kritik gab es damals an seiner uninspirierten Bühnenshow. Der beim ESC federführende Norddeutsche Rundfunk (NDR) nahm die Kritik offensichtlich auf und ließ Isaak mit der Feuershow ein Bühnenbild kreieren, das seine ausgeprägte Stimmstärke unterstreicht und gleichzeitig mit den vielen Spektakelklischees des ESC kokettiert. 

Auftritt im Halbfinale lässt Isaak nach oben klettern

Im Finale am Samstagabend in Malmö wird der Deutsche die Show ein zweites Mal zeigen können. Mehr als 160 Millionen Menschen dürften ihm dann weltweit zusehen - eine gewaltige Bühne. Es scheint sich allmählich international zu verbreiten, dass Isaak singen kann. Er kletterte nach dem Auftritt im Halbfinale bis auf Platz 19 der derzeit noch 32 Starter. Im April hatte Isaak noch fast ganz hinten gelegen.

Isaak Guderian kam am 31. Januar 1995 zur Welt, er wuchs im kleinen ostwestfälischen Costedt auf und lebt heute gut 30 Kilometer von dort entfernt mit seiner Frau Loreen in Espelkamp. Er sei in eine musikalische Familie geboren worden, sagte Isaak einmal seiner Lokalzeitung, dem „Mindener Tageblatt“. Mit sechs Jahren fing er selbst an, Schlagzeug zu lernen. Gesungen habe er schon immer. Mit zwölf Jahren kam in einem Urlaub aus Langeweile als Instrument die Gitarre dazu.

Karrierestart schon als Teenager

Schon als Teenager stellte sich Isaak in die Mindener Innenstadt und machte Straßenmusik. Er sang und begleitete sich dabei selbst, das Rüstzeug holte er sich aus dem Internet. Das Internet sollte fortan das Vehikel für seine Ambitionen werden. 2017 veröffentlichte er Pinks Hit „Who Knew“. Als der US-Superstar von einem Magazin seine Coverversion vorgespielt bekam, erhielt Isaak ein überragendes Lob. „Ich mag seine Stimme - der Junge kann singen“, sagte Pink. „Er ist besser als Ed Sheeran.“

Das große Kompliment sorgte allerdings nicht für den Durchbruch. Zwischendurch musste Isaak von Hartz IV leben. Neuen Schwung nahm seine Karriere erst durch „ShowYourTalent“ auf, ein Castingformat von Internetstar Knossi, bei dem Isaak 2021 gewann.

Danach nahm ihn das Label Universal unter Vertrag. Trotzdem stellte sich weiterhin noch nicht der große Erfolg ein. Womöglich auch deshalb klingt die erste Strophe seines ESC-Lieds „Always on the Run“ so pessimistisch: „Ich bin nicht mehr als durchschnittlich - auch wenn ich für manche besonders sein mag“, singt Isaak in dem Lied, das nach seinen Worten sehr persönlich gedacht ist und „sehr grob mein ganzes Leben“ beschreibt.

ran/cfm