Im Mai beginnt die neue Saison in der European League of Football. Schon jetzt herrscht bei Stuttgart Surge eine besondere Spannung – wegen des Endspiels in der MHP-Arena. Das womöglich noch öfter dort stattfindet.
Den Fußballer hat Rouven Kasper einfach nicht aus sich heraus bekommen. Und so blickte er erst einmal auf die kommende Woche. „Da haben wir mit dem VfB schon ein Finale“, sagte der Marketingvorstand der VfB Stuttgart AG – und meinte damit das letzte Spiel der Ligaphase in der Champions League. Die Stuttgarter brauchen gegen Paris Saint-Germain noch einen Punkt, um sicher in der Zwischenrunde der Königsklasse zu sein. Aber eigentlich ging es am Donnerstag in der MHP-Arena ja um ein anderes Endspiel.
Am 7. September findet in der MHP-Arena das Championship-Game der European League of Football (ELF) statt. 10 000 Karten sind bereits verkauft – und die Vorfreude ist vor allem bei einem Team riesig.
Stuttgart Surge ist die Mannschaft, die schon einmal im Finale stand (2023) und im vergangenen Jahr nur knapp im Halbfinale scheiterte – und die nun ihren ersten Titel im fünften Jahr der ELF ausgerechnet in der Heimatstadt holen könnte. „Das“, sagt Louis Geyer, „wäre das Größte.“ Jordan Neuman, der Headcoach, ergänzt: „Diese Chance, in der Heimat um die Meisterschaft zu spielen, ist toll.“ Und eine zusätzliche Motivation für ihn und seinen Kader, der größtenteils steht. Am 17. Mai beginnt die neue Saison, Stuttgart Surge startet am 18. Mai mit einem Heimspiel gegen Frankfurt Galaxy. „Wir werden hart dafür arbeiten, dieses Finale zu erreichen“, sagt Neuman.
In der Finalarena anwesend war am Donnerstag auch der Stuttgarter NFL-Profi Marcel Dabo, der 2021 für Stuttgart Surge auflief und danach den Sprung in die stärkste und populärste Football-Liga der Welt geschafft hat – er spielt für die Indianapolis Colts. Ebenfalls dabei war Patrick Esume.
Patrick Esume hat einst den Eurobowl in Stuttgart gewonnen
Der holte 1996 als Spieler den Eurobowl in der damaligen NFL Europe mit den Hamburg Blue Devils – in Stuttgart. Im früheren Gottlieb-Daimler-Stadion war das Finale der europäischen NFL-Variante von 1994 bis 1997 zu Gast. Nun hätte Rouven Kasper nichts dagegen, dass Stuttgart erneut für mehrere Jahre Gastgeber des Championship-Game wird.
„Wir sind eine europäische Liga, daher können wir das Finale nicht nur in Deutschland spielen“, sagt Patrick Esume zwar. Ausschließen will er eine längere Verabredung aber auch nicht. Mittlerweile ist er der Ex-Profi und -Coach eines der bekanntesten Football-Gesichter im deutschen Fernsehen – und er ist Chef der ELF, die er mit ins Leben gerufen hat. „In der MHP-Arena das Finale zu spielen, bedeutet für die ELF sehr viel“, schmeichelt er den Gastgebern und betont: „Wie sich American Football in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ist unfassbar.“ Vor allem, weil seit 2015 NFL-Spiele im deutschen Free-TV zu sehen seien, habe der US-Sport zuletzt einen großen Aufschwung erlebt.
Die ELF ging 2021 in ihre erste Saison. Der Start war in Coronazeiten schwierig, immer wieder schieden Teams auch aus finanziellen Gründen aus. 2025 spielen 16 statt bisher 18 Mannschaften mit, sieben davon sind in Deutschland angesiedelt. „Die Leistungsdichte ist noch einmal größer geworden“, sagt Esume. Alle anderen Protagonisten am Donnerstag sehen zudem eine immer weiter zunehmende Professionalisierung der Liga. „Das“, versicherte Marcel Dabo, „wird auch in Amerika wahrgenommen.“ Der Surge-Coach Jordan Neuman ergänzt, es sei mittlerweile deutlich einfacher, amerikanische Spieler von einem Engagement in Europa oder speziell Deutschland zu überzeugen.
Überzeugt vom American Football ist übrigens auch Cacau. Der ehemalige Stürmer und heutige Markenbotschafter des VfB Stuttgart ist vor ein paar Jahren beim Besuch eines College-Football-Spiels in Alabama mit dem Virus „positiv infiziert“ worden, wie er sagt. Was ihn neben der sportlichen Leistung begeistert: Wie die Fans eine Partie einen ganzen Tag lang zu einem Familienevent machen. Der Ex-Nationalspieler hat nur ein Problem: Mit seiner Football-Leidenschaft ist er in seiner eigenen Familie recht allein.
Die Macher des VfB wollen am 7. September den Neckarpark mindestens einen halben Tag lang mit zahlreichen Angeboten für die ganze Familie bespielen – und auch lernen, ob das eine oder andere auf ein reines Fußball-Event übertragbar ist. Rouven Kasper schränkt die Experimentierfreude aber auch gleich ein wenig ein: „Wir haben schon eine super Stimmung in unserem Stadion, für die sind wir berühmt, auf die sind wir auch stolz. Deshalb gehen wir da eher vorsichtig vor.“
Neben der Organisation eines richtig guten Events verfolgen VfB und ELF für den Finaltag in den baden-württembergischen Sommerferien übrigens noch ein anderes Ziel. Im vergangenen Jahr sahen das Finalspiel in der Arena auf Schalke 40 000 Menschen. Stuttgart will diesen ELF-Rekord toppen. Erst einmal kommen aber am kommenden Mittwoch 60 000 zum Finale des VfB.