Anders Mol (links) und Christian Sorum sind eine Klasse für sich Foto: dpa/Christian Charisius

Anders Mol und Christian Sorum sind im Beachvolleyball weltweit das Maß aller Dinge und können sich wohl nur selbst schlagen. Bei der EM in München gehen sie als turmhohe Favoriten an den Start, weil sie so athletisch sind und so außergewöhnlich cool.

Sie mischen sich ein. Beachvolleyball war lange die Domäne von Brasilianern, gelegentlich haben Olympiasieger wie die Deutschen Julius Brink und Jonas Reckermann dieses Unter-sich-Sein gestört. Aber Norwegen? Das Land der Biathleten, Langläufer und Skispringer? Dort, wo die Küste felsig ist und wenig zu tun hat mit dem Lebensgefühl an der Copacabana?

Anders Mol und Christian Sorum lachen sich schief, wenn sie das hören. Natürlich sind die beiden Norweger auch Wikinger im weitesten Sinn, aber was sie in die „Sandkästen“ dieser Welt zaubern, hebt den Sport auf eine neue Ebene. Experten sprechen von einem Gesamtkunstwerk, wenn sie an die zwei lebensfrohen Burschen denken. Die beiden sind athletisch, technisch versiert, strategisch und mental stark. Die Frage ist, wer die Norweger bei den European Championships in München überhaupt schlagen soll? Gute Frage.

Nur ein Titel fehlt

Viermal in Folge wurden sie Europameister, im vergangenen Jahr Olympiasieger, 2022 Weltmeister. Jetzt noch der fünfte EM-Titel, und die beiden Wundermänner aus dem hohen Norden hätten das Jahr perfekt gemacht. Bei allen Ehren, aber norwegischer Meister war Sorum noch nie. „Dass muss ich jetzt unbedingt noch nachholen, dann ist die Sammlung komplett“, sagt er mit einem Lächeln.

Christian Sorum ist mit einer Größe von 1,93 Metern das etwas kleinere der beiden Beach-Asse, Anders Mol ein gestandener Zwei-Meter-Mann. Er betrachtet die dominanten Jahre des Duos als einen Auftrag, den er und sein Kumpel erfüllen wollen. „Ich hoffe, wir können mit unserem Spiel viele Menschen inspirieren, diesen wunderbaren Sport zu betreiben“, sagt der 25-Jährige, dessen Partner ein Jahr älter ist.

Im besten Alter

Sie sind also noch im besten Alter – und haben noch einiges vor sich. Für den ehemaligen Olympiasieger und TV-Experten Julius Brink ist es eine Augenweide, dem Gespann zuzusehen. Die zwei Norweger bringen seiner Ansicht nach die besten Zutaten für Beachvolleyball auf höchstem Niveau mit. Es ist nicht nur die Athletik, die sie auszeichnet, für Brink stimmt das Gesamtpaket. „Sie sind Ausnahmetalente, die über alle Mittel verfügen, die man im Beachvolleyball benötigt. Sie verstehen sich gut, arbeiten höchstprofessionell und flippen nicht aus. Da kommt ziemlich viel zusammen“, sagt der Deutsche voller Bewunderung.

Der Sprungaufschlag von Mol wird in der Beach-Szene als Waffe beschrieben, allerdings macht er da immer auch wieder Fehler. Sie nennen ihn auch ehrfurchtsvoll das Blockmonster. Er katapultiert seinen Körper aus einer tiefen Position heraus nach oben und ist oft im richtigen Moment an der richtigen Stelle. Außerdem verfügt das Duo über eine herausragende Break-Quote.

Starke Nerven

Anders Mol und Christian Sorum behalten eben die Nerven, gelten als cool und abgezockt, in den entscheidenden Momenten blühen sie richtig auf und machen die wichtigen Punkte. Die Nordländer ruhen in sich. Das führt auch manchmal dazu, dass sie sich am Anfang eines Turnier ein paar holprige Spiele leisten, sich im Verlauf des Wettbewerbs aber immer besser zurechtfinden, sicherer werden – und dann auch fast unschlagbar sind.

Anders Mol entstammt einem richtigen Volleyball-Clan. Seine Eltern Merita und Kare standen sowohl in der Halle als auch im Sand auf dem Feld, heute sind sie Trainer. Auch die vier Geschwister sind in beiden Disziplinen aktiv. Mol kommt aus der verschlafenen 520-Seelen-Gemeinde Strandvik, das ist ein Ortsteil der Gemeinde Bjornafjorden im Süden Norwegens.

Die Talentschmiede

Dort residieren die Beachvolleyball Vikings, das ist das Team von Anders Mol und seinem Partner Christian Sorum. Eine richtige Beach-Hochburg ist da entstanden. Und dort werden auch Talente gefördert, mit der für Norweger typischen Herangehensweise. In der Ruhe liegt die Kraft – so sieht es aus, das Erfolgsrezept. Die Jugendlichen bekommen bei den Vikings mehr Zeit für ihre Entwicklung als anderswo und werden in einem lässigen Umfeld groß. Die nächsten Wunderwaffen sind also bereits in Arbeit – und die Brasilianer müssen sich auch weiterhin verdammt warm anziehen.