CDU verliert 8,5 Prozentpunkte und landet bei 30,8 Prozent. SPD stürzt um 9,7 Punkte auf 13,3 Prozent ab.

Stuttgart - Die Europawahl ist in Baden-Württemberg mit herben Verlusten für CDU und SPD ausgegangen. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis blieb die CDU zwar stärkste Partei, verlor aber 8,5 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2014 und landete bei 30,8 Prozent. Die SPD stürzte um 9,7 Punkte auf 13,3 Prozent ab. Die Grünen legten um 10,1 Punkte auf 23,3 Prozent zu. Das teilte Landeswahlleiterin Cornelia Nesch am frühen Montagmorgen in Stuttgart mit.

Abgegeben 64,0 (52,1) (+11,9)
CDU 30,8 (39,3) (- 8,5)
Grüne 23,3 (13,2) (+10,1)
SPD 13,3 (23,0) (- 9,7)
AfD 10,0 ( 7,9) (+ 2,1)
FDP 6,8 ( 4,1) (+ 2,7)
Die Linke 3,1 ( 3,6) (- 0,5)

Mehr als 8,5 Millionen Menschen im Südwesten waren zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung stieg deutlich auf 64 Prozent - nach 52,1 Prozent 2014. Bei der Europawahl werden die Mitglieder des Europäischen Parlamentes bestimmt. In Baden-Württemberg waren 40 Parteien und politische Vereinigungen angetreten. Parallel gab es im Südwesten Kommunalwahlen. Bis diese Ergebnisse fertig ausgezählt sind, dauert es mehrere Tage.

In Karlsruhe erreichen die Grünen nach der Prognose 30,3 Prozent (plus 10,4 Punkte). Die CDU liegt bei 17,9 Prozent (minus 8,8 Punkte), die SPD bei 14,6 Prozent (minus 7,3 Punkte). Die Linke kommt auf 8,7 Prozent (plus 3,6 Punkte), die AfD auf 6,5 Prozent (plus 0,9 Punkte).

In Mannheim geht die Prognose von 24,9 Prozent für die Grünen aus (plus 8,6 Punkte). Die CDU erreicht 19,3 Prozent (minus 6,8 Punkte) und die SPD 20,8 Prozent (minus 6,5 Punkte). Die FDP kommt auf 6,3 Prozent (plus 1,8 Punkte), die AfD auf 10,5 Prozent (plus 2,7 Punkte).

Der Ausgang der Europa- und Kommunalwahlen ist auch landespolitisch von Interesse: In der Südwest-CDU steht die Frage an, wer die Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2021 führt. Viele gehen davon aus, dass Regierungsvize Thomas Strobl, der auch Landesparteichef ist, die Spitzenkandidatur für sich beansprucht. Konkurrentin könnte Kultusministerin Susanne Eisenmann sein. Beide haben sich noch nicht zu ihren Zukunftsplänen geäußert. Derzeit ist die CDU Juniorpartner in dem grün-schwarzen Bündnis, das von Kretschmann angeführt wird.

CDU-Landeschef Strobl sieht die Ursachen für die herben Verluste seiner Partei nicht im Südwesten. Die CDU sei die mit Abstand stärkste Kraft. "Wir haben in Baden-Württemberg auch ein besseres Ergebnis als die CDU bundesweit und konnten damit einen wichtigen Beitrag leisten", erklärte er. Man sei gerade bei Europawahlen auf die politische Großwetterlage angewiesen. Bundesweit könne das Ergebnis nicht den Ansprüchen der Partei genügen.

Die Grünen-Landesvorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand sehen in ihrem Wahlerfolg ihre Forderungen nach mehr Klimaschutz bestätigt: "Das grüne Rekordergebnis ist dafür ein klarer Auftrag: Deutschland muss zum Klimavorreiter und die Europäische Union zur Klimaunion werden." Im Europäischen Parlament werden voraussichtlich zwei Abgeordnete der Grünen aus dem Land vertreten sein: Michael Bloss und Anna Deparnay-Grunenberg. Beide stammen aus Stuttgart.

SPD-Landeschef Andreas Stoch sagte zu den Ergebnissen für seine Partei: "Es ist ein Wahlabend, über den wir in der Partei fair, aber auch schonungslos und zukunftsgerichtet reden müssen, auf allen Ebenen." FDP-Landeschef Michael Theurer zeigte sich zufrieden: Die FDP liege in ihrem Stammland über dem Bundestrend für die Liberalen.