Ringsheim will den Tourismus regulieren und hat deswegen ein Ferienwohnungskonzept verabschiedet. Foto: Bildstein

Ringsheim profitiert vom Tourismus, bekommt aber zusehendes auch dessen negativen Auswirkungen zu spüren. Eine davon ist der Wegfall von Wohnraum zugunsten von Ferienwohnungen. Ein neues Beherbergungskonzept soll nun Abhilfe schaffen.

Ringsheim - "Der Tourismus entwickelt sich mittlerweile zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor in Ringsheim", erklärte Bürgermeister Pascal Weber. Das mache sich bei den Arbeitsplätzen und dem Erscheinungsbild des Ortes bemerkbar und übe Druck auf diesen aus – auch in Sachen Beherbergung. Im Gewerbegebiet "Leimenfeld 3.0" hat die Gemeinde Platz für Hotels geschaffen. Der Baugrund ist bereits verkauft, dennoch gebe es weitere Anfragen, die aber nicht mehr bedient werden würden, so Weber.

Was es aber in der Gemeinde noch zu klären gebe, sei die Beherbergungsform "Ferienwohnung". Man wolle kein zweites Rust, betonten Bürgermeister Weber und Planer Tobias Jägle vom Büro Mathis und Jägle immer wieder. Dennoch wolle man aus den Erfahrungen, die Rust und Kappel-Grafenhausen mit ihren Konzepten gemacht hatten, lernen.

Sechs Zonen zur Orientierung

So teilt das neue Beherbergungskonzept Ringsheim in Sachen Ferienwohnungen zunächst in drei Zonen ein: In "Grünen Zonen" wie dem Gewerbegebiet, sollen Ferienwohnungen zulässig sein. Die "Blauen Zonen", die die Ringsheimer Dorfmitte umfassen, erlauben Ferienwohnungen begrenzt. In diesem Gebiet soll "bedarfsgerecht und situativ" vorgegangen werden. In den "Roten Zonen", wie Wohngebieten, schließlich sollen Ferienwohnungen grundsätzlich nicht zu lässig sein. Alle drei Farben hatte das Planungsbüro auf seiner Darstellung dann noch dunkler eingefärbt, wenn es dort bereits Konzepte für Ferienwohnungen gibt. Helle Farben hingegen drückten Handlungsbedarf aus, sprich die dementsprechende Änderung von Bebauungsplänen.

Diese Änderung von Bebauungsplänen sei eine Angelegenheit von fünf bis acht Jahren, dämpfte Bürgermeister Weber die Erwartungen an schnelle Lösungen. Er gehe davon aus, dass der Gemeinderat ein bis zwei Bebauungspläne pro Jahr entsprechend ändern könne. Zunächst wolle man mit den Besitzern von Ferienwohnungen, Monteurswohnungen oder anderen Beherbergungsstrukturen in Kontakt treten und sie über das neue Konzept informieren, erklärte Weber.

Das Verfahren im Einzelfall

Wie man sich ein solches Bebauungsplan-Änderungsverfahren im Einzelfall vorstellen könnte, wollte Anja Biehler wissen. Das Verfahren selbst sei im konkreten Fall ein ganz normales Änderungsverfahren. Man werde auf dieses im Mitteilungsblatt hinweisen und es werde eine Offenlage der Pläne geben. Man werde aber nicht jeden Bürger des betroffenen Gebietes einzeln anschreiben, sondern nur diejenigen, deren Beherbergungsbetriebe betroffen seien. "Für 95 Prozent der Bürger ändert sich nichts", so Bürgermeister Weber.

Lob für den Planer

Gemeinderat Klaus Weber lobte, dass man mit dem neuen Konzept "das Thema Beherbergungsbetriebe frühzeitig angehe". Somit beuge man vor, anstatt hinterher Betriebe schließen zu müssen und dadurch eventuell Existenzen zu gefährden. Gemeinderat Martin Weber fragte, wie es mit der Grenzbebauung in der Dorfmitte aussehe, wenn es einen neuen Bebauungsplan gebe. So gebe es dort vielerorts Überbauungen von Grenzen. An historischen Strukturen wolle man prinzipiell festhalten, erklärten Jägle und Weber.

Ansonsten lobte der Gemeinderat Jägle für seine Arbeit. Das Beherbergungskonzept biete "eine gute Richtschnur für die nächsten Jahre".

Kosten für die Umsetzung des Konzepts

Anja Biehler fragte, was die Bebauungsplanänderungen die Gemeinde Ringsheim denn kosten würden. Das sei – je nach Aufwand – sehr unterschiedlich, erklärten Weber und Jägle. Müsste man, weil nicht vorhanden, einen kompletten Bebauungsplan aufstellen, wären das 10 000 bis 20 000 Euro. Gebe es nur textliche Änderungen, käme man wesentlich günstiger. Finanziert werden soll das Beherbergungskonzept teilweise über die Übernachtungssteuer.