35 000 Zuschauer passen in das neue Stadion.  Foto: Salzer-Deckert

Nach knapp drei Jahren Bauzeit ist es endlich soweit, und das Europa-Park-Stadion in Freiburg kann seiner Bestimmung übergeben werden. Am Donnerstag lud der Verein die Öffentlichkeit dazu ein, einen ersten Blick hinter die Kulissen zu werfen. 

Freiburg - In der VIP-Lounge sind die Tische schon eingedeckt. In den Katakomben, wo die Kicker künftig ihre Waden geknetet bekommen, müssen allerdings noch einige Details gerichtet werden. Vorstand Oliver Leki und Freiburgs parteiloser Baubürgermeister Martin Haag führten am Donnerstag die Presse durch das neue Stadion des SC Freiburg. Er sei froh dass das Projekt, dessen Bau 2015 durch einen Bürgerentscheid beschlossen wurde und wegen dessen Spielbetrieb noch immer einige Anwohnerklagen laufen, nun abgeschlossen sei, so Haag: "Ich habe diesen Bau nun elf Jahre lang beruflich begleitet."

Dortmunder "Gelbe Wand" war das Vorbild für die Südtribüne

Oliver Leki nannte das Stadion "ein besonderes Projekt für den Verein" und zeigte sich überaus zufrieden mit der Vermarktungssituation der neuen Spielstätte: Man habe nicht nur mit dem Europa Park in Rust/Ortenau "einen Wunschpartner" beim Namenssponsoring gefunden, sondern mittlerweile sogar rund 200 neue Sponsoren generieren können und 25 000 Dauerkarten verkauft. "Mehr Dauerkarten wollen wir nicht verkaufen, da wir unsere Spiele nicht zu geschlossenen Veranstaltungen machen wollen", so der Vereinsvorstand am Donnerstag.

Im Europa-Park-Stadion werden künftig bis zu 35 000 Fußballfans Platz finden, 9000 davon werden auf der Südtribüne stehen können, die besonders steil und ohne störende Verbindungswege in nur einem Rang konzipiert wurde, um den Fans die größtmögliche Nähe zum Spielgeschehen zu ermöglichen. Vorbild war die sogenannte "Gelbe Wand" im Dortmunder Signal-Iduna-Park. Auch die Rollstuhlplätze sind dort, wo die Stimmung im Europa-Park-Stadion am größten sein dürfte, integriert.

Außerdem werden am nordöstlichen Ende der SC-Heimstätte bis zu 3500 Gästefans ihre Steh- und Sitzplätze finden. Kommen weniger Fans, so können die Gästeblöcke flexibel abtrennbar dem Heimpublikum zugeschlagen werden. Zu den technischen Details des Bauwerks erklärten die beiden Projektleiter des Vereins und der Stadt Freiburg, Marcel Boyé und Jochen Tuschter, dass man im Innenraum beispielsweise auf eine hochmoderne Konstruktion ohne Stützpfeiler gesetzt habe, um von allen Plätzen aus eine komplett unverstellte Sicht auf das Spielfeld zu ermöglichen.

Das sei möglich, so Boyé, indem man das Gewicht der Dachkonstruktion über zehn Meter tief ins Erdreich eingelassene Pfeiler außerhalb des Stadions abgeleitet habe. Auch auf die Sicht störende Flutlichtmasten wurde verzichtet: Das Spielfeld wird durch rund 170 LED-Strahler an der Stadiondächern ausgeleuchtet. Die Statikplanungen seien "ein kleines Kunstwerk", so Jochen Tuschter.

Tuschter hob am Donnerstag zudem das Energiekonzept der neuen Arena hervor, deren komplettes Dach in Zusammenarbeit mit dem regionalen Energieversorger Badenova zum Solardach ausgebaut werde, sobald die entsprechende Ausschreibung abgeschlossen sei.

Der Wärmebedarf des Stadions wird durch Abwärme des Industrieunternehmens Cerdia im Industriegebiet Nord in Freiburg mit Fernwärme gedeckt. Wo immer es möglich gewesen sei, wurde auch in den Räumlichkeiten des Stadions auf LED-Lampen gesetzt, um den Stromverbrauch zu minimieren, so die beiden Projektleiter stolz.

Mannschaft bestreitet erstes Spiel gegen Kiez-Kicker aus St. Pauli

Im Innenbereich hinter der Westtribüne verfügt das Stadion über 2000 "Hospitality-" und Gästeplätze auf drei Ebenen. Solche VIP-Bereiche fehlten im alten Dreisamstadion größtenteils. Sie gelten als besonders wichtig für die Vermarktung des Bundesligastandorts Freiburg: Hier können sich beispielsweise Sponsoren des Vereins nach Absprache mit dem SC Freiburg auch außerhalb der Spieltage zu Geschäftsterminen in ihren Stadionlogen verabreden.

Eingeweiht wird das Europa-Park-Stadion am 7. Oktober mit einem Freundschaftsspiel gegen den FC St. Pauli. Die Kiez-Kicker dürfen sich in Freiburg als erste Mannschaft auf eine nagelneue, in sanften Grautönen gehaltene Gästekabine mit angrenzendem Physiotherapie-Bereich freuen, die den Gästespielern in Freiburg künftig einen überdurchschnittlichen Komfort bieten wird, so Jochen Tuschter. Die SC-Kabine dagegen ist in der das Stadion in weiten Teilen prägenden Farbe Rot gehalten.

Sein erstes Bundesligaheimspiel bestreitet der Verein eineinhalb Wochen später am 16. Oktober gegen RB Leipzig. Dann muss das Stadion seine Feuertaufe bestehen und beweisen, dass es mit rund 131 Millionen Euro Bau- und Erschließungskosten nicht nur ein Schmuckkasten mit toller Verkehrsanbindung geworden ist, sondern dass die Pläne auch alle praxistauglich umgesetzt worden sind. "Nach dem emotionalen Abschied im Dreisamstadion ist die Vorfreude natürlich ganz groß", so SC-Vorstand Oliver Leki. Und auch Martin Haag ist sicher, dass das Europa-Park-Stadion "eine gute Heimat" für den SC Freiburg werden könne.