Er soll den »Adventure Club of Europe« gegründet haben: Entdecker und Freibeuter Bartholomeus van Robbemond Foto: Europa-Park

Der "Adventure Club of Europe" soll die Erlebnisse im Europa-Park noch packender machen. Kooperation seit 2017.

Rust - Wer genau hinsieht, wird seine Spuren im Europa-Park entdecken: Der "Adventure Club of Europa" (ACE) – auf Deutsch: Abenteuerclub von Europa – arbeitet seit 2017 mit dem Park zusammen.

Fiktive Figuren in der Europa-Park-Welt 

Im Internet findet man sogar eine eigene aufwendig gestaltete Homepage des Clubs, auf der die einzelnen Mitglieder und ihre Verdienste sowie fiktive Schriftstücke und Erbstücke von ihnen vorgestellt werden. Zu finden sind dort etwa die Brüder Eulenstein (Erfindung von "Flugapparaten"; "Voletarium"), Robbemond (Kampf um den Feuerdolch; "Die Piraten von Batavia") oder Kapitän Ander Svensson (Entdeckung von "Rulantica").

So überzeugend das jedoch auch aussieht: Bei all dem handelt es sich nicht um historische Tatsachen oder reale Personen, sondern Erfindungen von Tochterfirma Mack Next. Die Lahrer Zeitung hat sich auf die Spuren der erfundenen Legenden des Europa-Parks begeben und im Interview mit Dick Snyder, ACE-Adjutant für die Kooperation mit dem Europa-Park, Hintergründe aufgedeckt.

Herr Snyder, laut "Legende" wurde der Adventure Club of Europe 1716 gegründet, wann begann die "Zusammenarbeit" mit dem Europa-Park?

Die Besucher des Europa-Parks erfuhren zum ersten Mal von der Zusammenarbeit als 2017 das "Voletarium" eröffnet wurde.

Die guten Beziehungen zwischen dem ACE und den Inhabern des Europa-Park, der Familie Mack, bestehen allerdings bereits seit Generationen. Es gibt Hinweise, dass schon der Gründer des ACE, der Freibeuter Bartholomeus van Robbemond, mit einem der Vorfahren der Macks befreundet war. Ein entsprechender Brief an Robbemond und eine historische Porträt-Zeichnung der beiden sind heute im Wartebereich der Attraktion "Piraten in Batavia" zu sehen, wo mit Robbemonds Entdeckungsfahrt nach Batavia die Gründungsgeschichte des ACE erlebt werden kann.

Der Gründer des Familienunternehmens Mack wiederum, der Wagenbauer Paul Mack aus Waldkirch, war um 1800 sehr eng mit den Brüdern Eckbert und Kaspar Eulenstein befreundet: Die beiden legendären ACE-Mitglieder entwickelten als Forscher und Erfinder Fluggeräte, die ihrer Zeit weit voraus waren. Als Wagenbauer war Paul Mack selbst ein genialer Tüftler und tauschte sich intensiv mit den Eulensteins sowie anderen ACE-Erfindern aus.

Es ist wohl kein Zufall, dass die Familie Mack den Europa-Park 1975 auf eben jenem Gelände gründete, auf dem auch die Werkstatt der Eulensteins gestanden hatte, das "Voletarium". Viele der Abenteuer, die man fortan im Park erleben konnte, basieren ursprünglich auf Expeditionen und Entdeckungen des ACE. Allerdings bestand der ACE lange auf absolute Geheimhaltung. Erst 2017 entschloss sich der Club, seine geheimen Archive zu öffnen und sein Wissen Stück für Stück mit der Öffentlichkeit zu teilen. Im Zuge dessen wurde dann auch das Voletarium in enger Zusammenarbeit von ACE und Familie Mack restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei dieser Gelegenheit erfuhren die Parkbesucher dann vom ACE, dessen Geschichten den Park allerdings schon lange vorher geprägt hatten.

Wie läuft die "Zusammenarbeit" zwischen Park und ACE ab? Inwiefern wirkt diese für den Park bereichernd?

Durch die Freundschaft zwischen Familie Mack und ACE erhält die Leitung des Parks exklusive Einsicht in die geheimen Archive des ACE. Die dort aufbewahrten Geschichten und Artefakte bieten einen reichen Schatz an Inspiration für die Gestaltung neuer Attraktionen und Erlebnisse.

Der ACE wiederum profitiert von der Erfahrung des Europa-Park, Welten und Geschichten in unvergleichlicher Detailliertheit zum Leben zu erwecken. Die Familie Mack ist für den ACE also der ideale Partner, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, die Öffentlichkeit in Zukunft stärker an seinen Entdeckungen teilhaben und in seine Geschichten eintauchen zu lassen.

Es macht seit jeher den besonderen Zauber des Europa-Park aus, dass die Thematisierung hier nicht einfach nur "Kulisse" ist, sondern authentisch und mit viel Liebe zum Detail mit Leben gefüllt wird. Jeder Ort im Park, jedes Objekt, jede Figur erzählt eine Geschichte. Die Geschichtswelt um den ACE führt diese Tradition fort und vertieft sie. Sie ermöglicht es den Besuchern, auch zu Hause etwa mit den Büchern oder Hörspielen zum ACE tiefer in diese Geschichten einzutauchen und beim nächsten Parkbesuch Charaktere oder Schauplätze wiederzuentdecken. Das macht das Gesamterlebnis intensiver und emotionaler.

Wie groß ist das Team, das den ACE betreut? Wer hat dazu die Ideen?

Die Ideen und kreativen Anregungen für neue Figuren und Geschichten kommen in der Regel von Michael Mack, geschäftsführender Gesellschafter Europa-Park. Ein kreatives Team bei Mack Next gestaltet sie dann weiter aus: Hier arbeiten Medienmanager, Designer, Storyteller und Filmemacher eng zusammen, um die ACE-Geschichten zum Leben zu erwecken.

Je nachdem in welchen Formaten eine Geschichte erzählt wird, kommen dann noch Kooperationspartner dazu, wie Verlage, Spiele-Entwickler oder freie Autoren. So ist etwa im November 2020 eine neue Kinderbuchreihe zum ACE im Coppenrath-Verlag gestartet, "Die fliegende Schule der Abenteurer". Dafür konnten wir den erfolgreichen Kinderbuchautor Thilo (Pseudonym von Thilo Petry-Lassak) gewinnen, der die Geschichten zusammen mit uns entwickelt und schließlich in Romanform bringt.

Wird der ACE in Zukunft noch mehr Mitglieder erhalten?

Zum einen hatte der ACE in seiner über dreihundertjährigen Geschichte sehr viele Mitglieder – zum Teil auch ausgesprochen bekannte historische Persönlichkeiten –, deren Mitgliedschaft bislang aus gewichtigen Gründen noch geheim gehalten wurde. Hier wird es in Zukunft gewiss die eine oder andere verblüffende Enthüllung geben. Zum anderen ist er stets offen für neue Mitglieder. Wenn sich jemand als begabter Abenteurer, unerschrockener Entdecker oder genialer Wissenschaftler erweist, ist nie auszuschließen, dass er oder sie früher oder später vom ACE kontaktiert wird. Zudem bildet der ACE in seiner "Fliegenden Schule der Abenteurer" die Abenteurer von morgen selbst aus und veröffentlicht Berichte über die spannendsten Unternehmungen dieser angehenden Entdecker kontinuierlich auch in Buchform. Man wird also in Zukunft noch von vielen neuen Mitgliedern und ihren Unternehmungen hören.

Werden die Mitglieder des ACE im Europa-Park langfristig noch präsenter sein, als sie es jetzt schon sind?

Insbesondere in neuen Attraktionen werden der ACE und seine Mitglieder stets sehr präsent sein. Neuheiten werden auf der Grundlage der ACE-Welt und in Einklang mit bestimmten ACE-Geschichten gestaltet. Aber auch bei bestehenden Attraktionen werden zukünftig erscheinende Bücher genauer erklären, inwiefern sie schon auf Expeditionen und Geheimwissen des ACE basieren.

Dies bedeutet aber nicht, dass diese Attraktionen nun umgestaltet und überall nur noch ACE-Charaktere zu sehen sein würden. Vielmehr geht es darum, die bisher verborgenen Geschichten hinter dem Park zu erzählen und damit das Park-Erlebnis noch facettenreicher zu gestalten.

Robbemond, Madame Freudenreich und Rulantica sind nicht nur Mitglieder beziehungsweise Forschungsgegenstand des ACE, sondern haben auch eigene Buchreihen. Bei Rulantica ist es so, dass Leser Elemente und Figuren aus dem Buch im Spaßbad wiederfinden. Wie viel Freiheit haben die Autoren?

Die Geschichten um den ACE und Rulantica werden in der Regel zuerst entwickelt, bevor sie dann zur Grundlage für die neuen Attraktionen und Themenbereiche werden. Das Kreativteam konzipiert in enger Absprache mit den externen Autoren die Welt, die Figuren und die Geschichten. Dabei geht es vor allem darum, einzigartige Geschichten zu erzählen und sympathische Figuren zu schaffen, die Eindruck hinterlassen.

Im nächsten Schritt entstehen dann auf der Basis dieser Geschichten das Design und die Thematisierung der Attraktionen. So ist von Beginn an gewährleistet, dass die Autoren die kreativen Freiheiten haben, die es für eine gute Geschichte braucht, und dass zugleich eine starke Kohärenz zwischen Park und Medienprodukten besteht. Allerdings gibt es in den Büchern immer noch tiefergreifende Hintergrundgeschichten zu entdecken und andersherum kann man im Park auf ganz eigene Weise in die Welten eintauchen. So ergänzen sich Park und Bücher mit ihren Besonderheiten zu einem Gesamterlebnis.

Maskottchen, ACE und Buchreihen – der Europa-Park wird immer mehr zu einer eigenen Welt. Haben Sie keine Angst, dass die Besucher irgendwann durcheinanderkommen oder dass ihnen die Meta-Ebenen zu viel werden?

All das ist ja so konzipiert, dass man die Geschichten dahinter nicht unbedingt kennen muss, um das Erlebnis im Park zu genießen. Die Atmosphäre im Wasserpark "Rulantica" etwa ist fantastisch, unabhängig davon, ob man alle Zusammenhänge der Welt kennt. Genauso kann man bei der Bootsfahrt durch "Batavia" einfach die faszinierende Piratenwelt auf sich wirken lassen, ohne nun im Detail zu wissen, welchen Schatz Bartholomeus van Robbemond dort sucht. Allerdings fühlt es sich gerade deshalb so authentisch und lebendig an, weil jeweils eine kohärente Geschichte dahintersteht.

Wie eine Reise durch Europa 

Man kann das vielleicht mit einer "normalen" Reise durch Europa vergleichen: Städte wie Paris oder Rom erhalten ihren Charme gerade durch ihre lange und wechselvolle Geschichte, auch wenn man als Besucher nicht immer weiß, was es mit welcher Sehenswürdigkeit genau auf sich hat.

Man kann aber jederzeit nachlesen, wieso dort der Eiffelturm steht oder was sich im Kolosseum abgespielt hat. In gleicher Weise kann man eben auch bei einer Reise in den Europa-Park oder nach Rulantica etwa in der "Rulantica"-Romanreihe oder in den Büchern zur "Fliegenden Schule der Abenteurer" die jeweiligen Geschichten nachlesen und damit das Erlebnis noch vertiefen.

Insbesondere aber entsteht dadurch die Möglichkeit, nicht nur das Parkerlebnis vor Ort zu bereichern, sondern es über den Besuch hinaus zu erweitern: Über die Geschichten aus den Chroniken des ACE in den verschiedenen medialen Formen bringen wir die Attraktionen des Europa-Park zu den Gästen nach Hause.

In gewisser Weise gehen wir hier ähnlich vor wie Disney, nur andersherum: Kamen dort zuerst die Filme und später die Parks, steht bei uns der Park am Anfang und nun kommen die Bücher, Filme und weitere Medienprodukte.