Mit seiner Attraktion "Yullbe" will der Europa-Park die Nutzer in virtuelle Welten entführen. Doch "Yullbe" soll nicht auf Rust beschränkt bleiben.
Rust - Mit dem Hamburger Miniatur-Wunderland hat der Park einen ersten Kooperationspartner gefunden. Eine interessante Kombination, liegen die beiden doch seit Jahren im Wettstreit um den ersten Platz der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Unsere Redaktion hat das Kooperationsergebnis getestet und Marcus Ernst, Projektmanager bei Mack Next, zu den Hintergründen befragt.
Wie kam es zu der Kooperation?
Durch die Corona-Zeit: Während dieser habe man sich als touristische Attraktion gegenseitig ausgetauscht und sei so auch auf "Yullbe" zu sprechen gekommen. Allerdings wollte das Miniatur-Wunderland ein "Yullbe"-Abenteuer mit eigenen Inhalt und eigener Optik. Betritt der Benutzer das Wunderland-Abenteuer, wird er auf ein Siebenundachtzigstel seiner Körpergröße geschrumpft – so der Eindruck. Die Figuren, die einem bei den Miniatur-Wunderland-Abenteuern begegnen, sind bewusst wie kleine Plastik-Figuren gestaltet. Trotzdem wirkt die Interaktion überzeugend, fand die Berichterstatterin.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sieht der Park für "Yullbe"?
Mit "Yullbe" wollte Mack Next bewusst eine neue Art von Attraktion schaffen. Eine, die man im Gegensatz zu einer Achterbahn auch an anderen Orten als Freizeitparks finden kann und die eine ganz andere Zielgruppe ansprechen soll. "Besonders ›Yullbe Go‹ ist nicht mehr eine rein statische Attraktion, die immer nur an einem Ort zu finden ist. Mit ihr könnte man fast schon wie Schausteller auf Tournee gehen", erklärt Ernst. So sieht er die Attraktion etwa auch bei Konferenzzentren, Hotels, Kartbahnen oder Diskotheken. Wie in einer Videothek könnte der Gast dabei stets an allen Orten alle Abenteuer auswählen und spielen. Eine weitere Möglichkeit ist die kundenspezifische Anpassung, wie sie etwa beim Miniatur-Wunderland geschehen ist. Auch der Europa-Park hat eine "Go"-Variante mit seinen eigenen Maskottchen: "Ed und Edda – Die Jagd nach dem magischen Zepter".
Wie läuft der Start in Hamburg?
Sehr gut, "Yullbe" scheint auch außerhalb von Rust zu funktionieren. "Wir sind super zufrieden und haben Wahnsinnsverkäufe in Hamburg", berichtet Ernst.
Wird die Technik hinter "Yullbe" auch außerhalb der Unterhaltungsindustrie angewendet?
Das generelle Interesse an der "Virtuellen Realität" ist groß, berichtet Ernst. Für die virtuelle Realität im Allgemeinen gebe es durchaus Anwendungsmöglichkeiten für die Industrie, Medizin, Rettungskräfte oder auch von Militärseite. Aber: "Wir bei Mack Next bleiben unserer Tradition treu. Wir bleiben im Freizeitbereich."
Wer ist außer dem Miniatur-Wunderland noch an "Yullbe" interessiert?
"Wir haben im Juni mehrere neue Installationen in Deutschland, Österreich und sogar in England", erklärt Ernst. Diese können entweder zeitlich befristet sein – wie die eine Woche beim "Trickfilm-Festival" in Stuttgart sowie die zwei Wochen im Outlet-Center in Metzingen – oder dauerhaft bleiben wie beim Miniatur-Wunderland.
Wo ist die Attraktion derzeit zu finden?
In Rust ist "Yullbe" seit September 2020 als eigenständige Attraktion neben der Wasserwelt Rulantica beim Hotel Kronasar zu finden. Dort sind alle Abenteuer spielbar. Seit zumindest für die Sommersaison ist "Yullbe" auch in der "Arena of Football" im Europa-Park zu finden – allerdings ist dort nur die "Go"-Variante spielbar. Und natürlich findet man "Yullbe" auch in Hamburg neben dem Miniatur-Wunderland.
Was ist der Unterschied zwischen "Yullbe Go" und "Yullbe Pro"?
Raum, Ausrüstung und Zeit – und damit auch die Überzeugungskraft der Welt, in der man sich befindet, machen den Unterschied. "Yullbe" besticht in beiden Varianten damit, dass man sich frei im Raum bewegen kann. Der ist bei "Pro" mit 250 Quadratmetern allerdings vier Mal größer als bei "Go" mit 80 Quadratmetern. Während man bei der "Go"-Variante nur mit Helm mit Brille und einem Controller ausgestattet wird, bekommt man bei der "Pro"-Variante eine 15 000-Euro-teure Ausrüstung umgeschnallt – ebenfalls mit Helm und Brille, aber ohne Controller, dafür mit Hand- und Fußtrackern und einem Rucksack. 120 Kameras zeichnen die eigenen Bewegungen auf, man kann Hände und Füße sehen. "Der gesamte Körper ist in der virtuellen Welt", veranschaulicht Ernst. Zudem gibt es bei "Pro" sogenannte "Props", Gegenstände im Spiel, die man anfassen und bewegen kann, sodass das Ganze noch realistischer wirkt. Während man "Go" als Einzelperson erlebt, agiert man bei "Pro" in der Gruppe. So gibt es bei "Die verrückte Schrumpftour" etwa ein Draisinen-Rennen, bei dem der Einsatz der eigenen Gruppe entscheidet, ob man gegen eine andere Gruppe gewinnt oder verliert. Und letztendlich: ein "Pro"-Abenteuer dauert etwa 30, ein "Go"-Abenteuer zehn Minuten. Vom Hamburger Miniatur-Wunderland gibt es übrigens sowohl eine "Go"- ("Walking in Wunderland") als auch eine "Pro"-Variante ("Die verrückte Schrumpftour").
Wie überzeugend ist "Yullbe"?
Bereits die "Go-Variante" besticht durch ihre Grafik und Interaktionsmöglichkeiten und lässt den Besucher die erlebte Welt als unglaublich realistisch erleben. Der "Go"-Favorit der Berichterstatterin bleibt auch nach dem Spielen mehrerer anderer Abenteuer dabei "Walking in Wunderland": egal ob die Fahrt mit der Gondel durch Venedig, der Bahn oder das Überwinden von Abgründen – alles wirkt absolut überzeugend. Obwohl man weiß, dass man ja eigentlich nur durch einen Raum läuft oder sogar nur steht. Interaktionen wie das Bemalen von Figuren machen das Ganze dann noch realistischer. Das Einzige, was stört und einen daran erinnert, dass alles nicht echt ist, sind die anderen "Yullbe"-Nutzer – besonders wenn es voll ist. Sie werden einen als rote Kugeln angezeigt, umso zu verhindern, dass man in sie hinein läuft. So überzeugend "Go" jedoch auch ist, die "Pro"-Variante zieht einen ungleich stärker in den Bann. Die Interaktion mit anderen, das tatsächliche Anfassen von Gegenständen, die zu erledigenden Aufgaben: Diese Welt wirkt so realistisch, dass man sich vollkommen in ihr verliert und sie für einen in dem Moment, wo man sie spielt, zur Realität wird.
Wann kommt das nächste Abenteuer?
So überzeugend "Yullbe" bereits ist, mit dem neuen "Amber Blake" will der Europa-Park im Sommer noch eins draufsetzen, kündigt Ernst an: "Es wird wirklich spektakulär. Es gibt neue Technologien, intensiviere Gruppenarbeiten, neue haptische Elemente. Wir werden mit Amber Blake an die Grenzen des Virtual-Reality-Bereichs stoßen." Weitere Details wird und darf er aber noch nicht verraten.
Wie viel kostet es, "Yullbe" zu spielen?
"Yullbe Go" ist für Kinder ab acht Jahren freigegeben und kostet zwischen 9,90 und zwölf Euro für circa zehn Minuten. Eine Ausnahme ist "Traumatica", das erst ab 18 Jahren gespielt werden darf. Die beiden derzeit verfügbaren "Pro"-Abenteuer "Mission Rulantica" und "Die verrückte Schrumpftour" dauern über eine halbe Stunde, sind beide ab zwölf Jahren und kosten 29 Euro. Das neue "Pro"-Abenteuer von "Amber Blake" ist erst ab 16 Jahren freigegeben.