Vor dem EU-Gipfel wächst der Druck , sich auf ein Paket zur Euro-Rettung zu einigen.
Brüssel - Vor dem EU-Gipfel wächst der Druck vor allem auf Deutschland und Frankreich, sich auf ein Paket zur Euro-Rettung zu einigen. In Krisenberatungen suchten die EU-Finanzminister am Samstag in Brüssel nach Wegen, mehr Geld für das pleitebedrohte Griechenland zu finden.
Banken und Versicherungen dürften dabei erheblich mehr in Pflicht genommen werden als bisher geplant, sagten mehrere Ressortchefs übereinstimmend.
Endgültige Beschlüsse erst am Mittwoch
Beim Gipfel am Sonntag werden die Staats- und Regierungschefs aller 27 EU-Staaten zusammenkommen, es folgt dann eine Runde mit den Spitzen der 17 Eurostaaten. Mit endgültigen Beschlüssen zur Absicherung des Euro wird aber erst am Mittwoch gerechnet, wenn die 17 Eurostaaten erneut auf Gipfelebene tagen werden.
Meinungsunterschiede bei Merkel und Sarkozy
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy wollten bereits am Samstagabend in der belgischen Hauptstadt zusammengekommen, um ihre - offiziell dementierten - Meinungsunterschiede zu überwinden. Deutschland und Frankreich haben als größte Volkswirtschaften besondere Verantwortung für die 12 Jahre alte Gemeinschaftswährung.
Berlin und die Europäische Zentralbank lehnen den Pariser Vorstoß ab, den europäischen Krisenfonds zur klamme Eurostaaten zu einer Bank auszubauen - und damit zu einer Art Finanzierungsmaschine für Staaten zu machen.
An der sogenannten Frankfurter Runde mit Merkel und Sarkozy wollten auch mehrere EU-Spitzen teilnehmen, zu ihr gehören unter anderen EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet.
Bereits Mitte der Woche war der Kreis in Frankfurt am Main zusammengekommen, um eine Lösung im Streit über den Euro-Rettungsfonds EFSF zu finden. Laut Brüsseler Kreisen waren dabei "tiefe Gräben" zwischen Frankreich und Deutschland aufgerissen.
Merkel zu zaghaft?
Die angesehene US-Zeitung "New York Times" forderte Merkel in einem Kommentar zum zügigen Handeln in der Schuldenkrise auf. Unter dem Titel "Wird Mrs. Merkel noch rechtzeitig aufwachen?" spricht sich die Zeitung am Samstag für entschlossene Hilfen für Griechenland aus.
Beim zweiten Griechenland-Paket werden die privaten Gläubiger wie Banken und Versicherungen stärker belastet. Statt des im Juli vereinbarten Abschlags von 21 Prozent ist inzwischen ein Forderungsverzicht von 50 bis 60 Prozent im Gespräch. "Das ist eine Verhandlung, die jetzt beginnt", sagte der belgische Finanzminister Didier Reynders.
Sein schwedischer Amtskollege Anders Borg sagte: "Ich denke nicht, dass wir Banken Geschenke gewähren sollten." Nach seinen Worten ist ein "substanzieller Schuldenschnitt" für Griechenland nötig. Dies hatte zuvor auch schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin angedeutet.
Zweites Griechenland-Hilfspaket muss aufgestockt werden
Am Freitag hatten die Euro-Finanzminister erklärt, Griechenland brauche noch mehr Milliarden, um die Schuldenkrise zu überwinden. Das zweite Hilfspaket von 109 Milliarden Euro müsse aufgestockt werden, erklärten die Minister, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Erst im Juli hatten die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) das neue Paket vereinbart. Zusätzlich sollten Banken und Versicherer bis zu 50 Milliarden Euro beitragen.
Die europäischen Finanzminister besprachen auch, wie Europas Banken mit frischem Kapital gestützt werden können. Geplant ist, dass Großbanken schon Mitte 2012 eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent erfüllen müssen. Damit wollen die Staaten die Geldhäuser auf eine mögliche Umschuldung Griechenlands vorbereiten.