Großer Bahnhof für Günther Oettinger (rechts, mit seiner Freundin Friederike Beyer (links) und dem Fraktionsvorsitzenden der SPD in Baden-Württemberg, Claus Schmiedel (zweiter von links)): Etwa 600 Gäste sind am Dienstagabend zur Feier des 60. Geburtstags des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten und heutigen EU-Kommissars in Fellbach bei Stuttgart gekommen. Foto: dpa

Großer Bahnhof für Günther Oettinger: Etwa 600 Gäste sind am Dienstagabend zur Feier des 60. Geburtstags des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten und heutigen EU-Kommissars in Fellbach bei Stuttgart gekommen.

Fellbach - Eigentlich hätte sich ja auch in Brüssel eine Halle finden lassen, um Geburtstag zu feiern. Schließlich lebt und arbeitet Günther Oettinger in der Europametropole. Aber der EU-Kommissar wollte seinen 60. lieber im Kreis seiner Familie feiern, und das heißt für den Ex-Regierungschef: bei der CDU Baden-Württemberg. Also hat die Partei eine Party für ihn organisiert, und zwar dort, wo sie es auch sonst so richtig krachen lässt: in der Fellbacher Alten Kelter. Hier zelebriert sie ihren Politischen Aschermittwoch.

„Willkommen in der Familie CDU“, begrüßt Landesparteichef Thomas Strobl die 600 Gäste. Schon erstaunlich, wen er da so alles dazuzählt. Bahn-Chef Rüdiger Grube zum Beispiel. Oder Daimler-Vorstände wie Andreas Renschler und Thomas Weber. Oder SPD-Politiker wie Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel und Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler. Oder den Grünen Rezzo Schlauch. Oder den Unternehmer Hans Peter Stihl. Oder Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.

Der "mächtigste Schwabe bei der EU"

Rank und schlank steht Oettinger neben seiner Lebensgefährtin Friederike Beyer am Eingang und nimmt das Defilee der Gratulanten ab. Viele haben sich eingereiht: Ex-Ministerpräsidenten aus dem Land wie Lothar Späth und Erwin Teufel. Ex-Ministerpräsidenten aus anderen Ländern wie Roland Koch (Hessen), heute Chef des Baukonzerns Bilfinger. Oder Peter Müller (Saarland), heute Richter am Verfassungsgericht.

Natürlich überreicht auch sein Freund Matthias Wissmann, Ex-Bundesminister und heute Chef des Automobilverbands, ein Geschenk. Dazu frühere Landesminister wie Hermann Schaufler, Gerhard Mayer-Vorfelder, Helmut Rau oder Ulrich Goll.

Und alle, alle loben sie ihn, den „mächtigsten Schwaben“ bei der EU, wie einer stolz bekundet. Wegen seiner Intelligenz. Wegen seiner Weitsicht. Weil er so schnell denkt. Weil er so schnell redet. Und weil er an sieben Orten zugleich sein kann. Und was man sonst so alles sagt bei dieser Gelegenheit. Aber in Wirklichkeit, das dringt überall durch, mögen sie Oettinger vor allem deshalb, weil er Schwabe geblieben ist. Denn eigentlich ist er ja öfter zwischen Main und Mainau unterwegs als im Rest Europas. Beim Sprechen kann er die Herkunft ohnehin nicht verleugnen. Sein berühmter Satz „In my homeland we are all sitting in one boat“ wird an diesem Abend immer wieder zitiert.

„Günther, so geht das nicht.“

Nur einem fällt dann doch etwas Negatives ein. Saarlands Ex-Regierungschef Müller nennt Oettinger einen Feigling. Kneife er doch, wenn er sich einem Skat-Wettbewerb stellen soll: „Günther, so geht das nicht.“

Die Feier kostet die CDU übrigens 40 000 Euro. Oettinger hat um Spenden dafür gebeten. Bisher sind 20 000 Euro eingegangen. Unter den Gästen: Hamburgs früherer Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus, Stuttgarts Ex-OB Wolfgang Schuster, Bauernverbandschef Joachim Ruckwied, Dollenberg-Hotelier Meinrad Schmiederer, Landtagspräsident Guido Wolf, der Boxer Luan Krasniqi und die Schriftstellerin Gaby Hauptmann.