Wurden für ihre langjährige Tätigkeit im Vorstand der Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim ausgezeichnet (von links): Leo Enderle, Gerd Tränkle, Hans-Peter Tränkle und Josef Breig. Foto: Decoux-Kone

Versammlung: Schlechtes Wetter, hohe Auflagen und Corona gefährden Weinwirtschaft

Münchweier - Weniger Erntemenge und weniger Umsatz: Die Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim blickt auf ein schlechtes Vorjahr zurück – auch das aktuelle droht nicht wesentlich besser zu werden.

Es geriet zum langen Abend: Sowohl die Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim (WG) als auch die Weinbau- und Vertriebsgenossenschaft als Tochter der WG brachten bei einer Hauptversammlung in der Münchweirer Weinprobierstube ihre Mitglieder auf den neuesten Stand.

2020 hatte es mit der WG nicht gut gemeint, berichtete WG-Vorsitzender Klaus Rösch: Während der Umsatz zurückgegangen war, waren die Betriebskosten gleich geblieben. Um das coronabedingt schlechte Betriebsergebnis ausgleichen zu können, erfolgte erstmals in der Geschichte der WG eine Rücklagenentnahme von 4000 Euro. Zudem wurden 2020 6,2 Prozent weniger Trauben beim Badischen Winzerkeller abgeliefert. Dieser Negativtrend könnte sich, fürchtete Rösch, 2021 fortsetzen.

Positiv jedoch: Der Jahrgang 2020 bekam 13 Qualitätsmedaillen in Gold (7), Silber (4) und Bronze (2) verliehen. Dabei spielten auch mengenreduzierte Ausbauten im Premiumbereich für spezielle Abnehmer wie Lidl oder Aldi eine Rolle.

Der seit einem Jahr amtierende Geschäftsführende Vorstand des Badischen Winzerkellers (BWK), André Weitz, warb bei den Winzern um Verständnis für die schwierige Lage. Man habe bislang trotz eigenem negativem Geschäftsausgang alle Winzer ausbezahlt. Damit das so bleibt, sei ein Dreijahresplan in Arbeit.

Manuela Wagner folgt Leo Enderle als Geschäftsführerin

Zudem versprach er, wie von den Münchweirer Genossen erneut vehement verlangt, mehr Traubengeld. Im Fachhandel samt Gastronomie habe der BWK nach Einbrüchen zwar wieder einen Umsatz-Anstieg zu verzeichnen. Jedoch: "Bei den Discountern verlieren wir!" Die internationale Wein-Konkurrenz drücke mit großen Mengen auf den Markt. Darum, so Weitz, versuche man sich, auch mit deutlich geringerer Ernte-Ertragserwartung im laufenden Jahr, auf die Zukunft vorzubereiten. Auch angesichts des Klimawandels sei das frühere hohe Ernte-Niveau einfach nicht zu halten. Er wisse, dass viele Winzerfamilien existenziell auf das BWK angewiesen sind. Drum wolle man ihnen als Abnehmer auch künftig über Deckungsbeiträge hinaus bezahlen.

Aufsichtsrats-Geschäftsführer Leo Enderle bekräftigte, dass immer mehr Auflagen und Vorschriften sowie unzureichendes Traubengeld und zunehmende Wetterextreme den Winzern das Leben schwerer machen: "Solche Rahmenbedingungen gefährden die Zukunft des Weinbaus." Konkret hatte der Corona-Stillstand auch beim eigenen WG-Vertrieb empfindliche Auswirkungen gehabt: Keine Veranstaltungen mehr, geschlossene Weinhöfe und wenig Weinverkauf.

Bei den Neuwahlen ergaben sich einige Wechsel: Im WG-Vorstand wurden für die nächsten fünf Jahre Klaus Rösch als Vorsitzender und Heidi Ernst als seine Stellvertreterin bestätigt. Geschäftsführer sind Volker Meier und neu Manuela Wagner als Nachfolgerin für den ausscheidenden Leo Enderle. Dem Aufsichtsrat gehören weiterhin Bernd Wangler als Vorsitzender und neu Siegfried Ibert an. Bei der Weinbau- und Vertriebsgenossenschaft bleibt Heidi Ernst Vorsitzende und Klaus Rösch Stellvertreter. Im entsprechenden Aufsichtsrat bleibt Thorsten Wangler, neu hinzu kommt Manuela Wagner als Geschäftsführerin, ebenso Klaus Ibert. Bernd Wangler ist neuer Aufsichtsrats-Vorsitzender.

Extra aus Stuttgart war Verena Nopper angereist, um für den Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) Ehrennadeln und Urkunden zu verteilen. Allen voran stand der aus seinen Ämtern scheidende Leo Enderle, der vor 31 Jahren als Aufsichtsrat begonnen hatte und dann lange Vorstandsmitglied und bis zur Versammlung Geschäftsführer gewesen war. Das sei, hob Rösch hervor, ein Glücksfall für die WG gewesen, denn mit Enderle habe man einen versierten Banker gewinnen können, der die WG auch als Doppel-Geschäftsführer durch turbulente Zeiten gebracht habe. Dafür bekam Enderle nun die Schulze-Delitzsch-Medaille überreicht. Eine silberne BGWV-Anstecknadel erhielten Josef Braig, der unter anderem 17 Jahre lang Aufsichtsratsvorsitzender gewesen war, Hans-Peter Tränkle, der nahezu 31 Jahre lang in Vorständen und Aufsichtsräten aktiv gewesen war, und Gerd Tränkle für seine mehreren Jahrzehnte dauernder Vorstandstätigkeiten. Richard Fossler ist der letzte verbliebene Winzer, der schon vor mehr als 50 Jahren in die junge Münchweirer WG als Gründungsmitglied eintrat. Heidi Ernst ist seit 25 Jahren Genossin.