Die Vielfalterei Ettenheim gab ihren Hoffest-Gästen eine Führung über das Gelände. Foto: Decoux

Beide „Solawis“ öffneten ihre Tore und stellten ihre Arbeit vor. Dabei wurde klar: Künftig wollen sie ihr Angebot ausbauen.

Die Vielfalterei Ettenheim und die „Solawi“ Mahlberg bieten beide solidarische Landwirtschaft an. Wer Mitglied ist, kann sich dort jeweils also regelmäßig frisches Gemüse abholen. Wie das Ganze abläuft und was sich in der vergangenen Saison getan hat, präsentierten sie bei ihren Hoffesten. Ein Überblick.

 

Vielfalterei Ettenheim: Führungen durch das Ackergelände, Akrobatik, Musik und Tanz sowie Mitmachangebote gab es beim Fest der Vielfalterei. Begonnen wurde das Ganze mit zwei Führungen und Infos zum allgemeinen Konzept der solidarischen Landwirtschaft und dem Anbau. Rückblickend zeige das erste Jahr viel Positives, so Hannes Küchlin und Milena Biallowons, die die 1,4 Hektar große Fläche zwischen Ettenheim und Ettenheimweiler bewirtschaften. Der Anbau lief erfolgreich, die Gemeinschaft rund um die Vielfalterei habe sich als bereichernd erwiesen, so die beiden Gärtner. Im kommenden Jahr ist sogar eine Flächenvergrößerung, die Pflanzung mehrjähriger Kräuter und Grünspargel geplant, sowie eine Verfeinerung des Anbauplans, damit weitere Teilnehmer aufgenommen werden können. Die Kosten eines Anbaujahres werden verlässlich von den Mitgliedern in monatlichen Raten gedeckt, die Ernte dann unter allen aufgeteilt. Gemeinsam mit Hannah Nussbaumer, die die Planung übernommen hat, wurden Stauden sowie Gehölze, Obstbäume und Beerensträucher gepflanzt, sodass der Acker in den kommenden Jahren zu einem Naschgarten wächst. Anfang des Jahres begann der Anbau mit zunächst 100 Erwachsenen und ihren Kindern, im Laufe des Jahres wuchs die Teilnehmerzahl auf 130. Auf rund 2500 Quadratmetern werden etwa 56 Kräuter- und Gemüsesorten sowie eine kleine Auswahl an Schnittblumen angepflanzt, um das ganze Jahr über eine große Vielfalt zu bieten. Alle Sorten sind samenfest; Jungpflanzen ziehen die Mitarbeiter der Blumenwerkstatt in Altdorf vor. Der Anbau erfolgt weitgehend ohne Traktoren und nach ökologischen Richtlinien. Die Selbsternte erfolgt von Mitte März bis Mitte November durch die Teilnehmer, in den Wintermonaten wird vorab geerntet, damit das Gemüse dann auf dem Acker abgeholt werden kann. Ernteort, Menge und Zeiten kommunizieren Fahnen, Schilder, E-Mail und eine Tafel vor Ort. Die Mitglieder dürfen jederzeit und so oft ernten wie sie wollen.

Bei der „Solawi“ Mahlberg hatten Besucher die Möglichkeit, ihr Geschick an einem Bagger auf die Probe zu stellen. Foto: Decoux

„Solawi“ Mahlberg: Außergewöhnlicher Betrieb mit Hunderten Gästen herrschte bei der ehemaligen Gärtnerei Zipf in der Mahlberger Eisenbahnstraße. Dort hat 2023 die „Solawi“ den Betrieb pachtweise übernommen, jetzt lud sie zum mittlerweile zweiten eigenen Hoffest auf das Gelände. Mittlerweile rund 150 Genossenschaftsmitglieder finanzieren mit ihren Beiträgen die Produktionskosten des saisonalen Gemüseanbaus, teilen die Ernten dann nicht nur anteilmäßig unter sich auf, sondern vertreiben sie mittlerweile auch auf Wochenmärkten bislang in Herbolzheim, Lahr und Seelbach. Kürbisse, Wassermelonen, Gurken, Tomaten, Paprika, Rote Bete, Zwiebeln oder Bioäpfel: Das und nahezu weitere 50 Kulturen werden im sozialen Miteinander selbst produziert. Jetzt diente das zweite Hoffest abermals dazu, den neuen Gästen auch auf mehreren Führungen den Bio-Produktionsalltag nahezubringen. Wie die Vorstandsmitglieder Niels Horstrup und Tanja Ross dabei erläuterten, findet der auf einem Flächenhektar des ehemaligen Gärtnereigeländes einschließlich zweier Gewächshäuser statt, überdies zusätzlich auf nahebei weiteren gepachteten fünf Acker-Hektar am Ortsrand. Dazwischen wurden übrigens auch Insekten-Blühstreifen, Hecken, Gräben und Wiesenstücke mit angelegt. Manche der Genossenschafter beteiligen sich auf freiwilliger Basis gerne an Arbeitseinsätzen mit noch sehr viel Handarbeit und Muskelkraft. Aktuell bereitet sich die junge Genossenschaft darauf vor, erste ihrer bisherigen Pachtflächen anzukaufen. Dazu hat sie sich, berichtete die dritte Vorständin Pia Löffler, speziell mit der „Kulturland-Genossenschaft“ aus dem norddeutschen Hitzacker im Wendland zusammen getan, um das ambitionierte Vorhaben mit deren Hilfe vorzufinanzieren. Das ergebe dann für die Mahlberger „Bio-Bauern“ mehr Planungssicherheit. Langweilig wurde es den Besuchern bis zum Abend nicht. Neben Führungen und Info-Ständen konnten sie vor Ort auch zahlreiche Gemüse-Proben verkosten. Zwischendurch hatte ein Freiburger Gitarrist kubanische Klänge ertönen lassen, später auch die Mahlberger Band „Four Trouble“ eher Rockiges. Überdies reizte ein betagter gelber Kleinbagger zum Versuch, mit ihm alte Autoreifen aufeinanderzustapeln.