Tauschten sich am Kaffeetisch im Garten über Kunst und Politik aus: Grünen-Landtagsabgeordnete Sandra Boser (vorne links), Grünen-Bundestagskandidatin Heike Dorow (dahinter) und Galerie-Inhaberin Linda Treiber (vorne rechts) mit Familie. Foto: Masson

Corona: Sandra Boser spricht mit Galerie-Inhaberin Linda Treiber über die Probleme Kulturschaffender

Wie kann die Kulturarbeit im ländlichen Raum besser laufen – gerade zu Corona-Zeiten? Zum Gespräch über dieses Thema lud Lina Treiber die Grünen-Landtagsabgeordnete, Sandra Boser, in ihre Galerie nach Ettenheimmünster ein.

Ettenheimmünster. Das Gespräch zwischen der Galerie-Inhaberin und der Grünen-Landtagsabgeordneten und neuen Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium fand im Treiber’schen Garten statt. Auch Linda Treibers Ehemann und die beiden Töchter Gretje und Dortje Treiber setzten sich mit zu Kaffee und Kuchen. Die Lahrer Grünen-Bundestagskandidatin Heike Dorow war ebenfalls dabei – schließlich wohnt sie im selben Ort.

Boser berichtete eingangs über aktuelle Diskussionen zum Wiederaufmachen, jetzt, wo die Corona-Lage noch als entspannt gilt. Bis zum Herbst müssten Öffnungsvoraussetzungen endlich bundesweit geregelt werden. Doch wie? Das weiß auch Boser noch nicht. Jedenfalls sei es dringend nötig, öffentliches Leben wieder zu ermöglichen – die Bevölkerung warte zu Recht darauf. Dabei spielten nicht nur wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Man müsse auch dem längst entstandenen sozialen Spannungsfeld in der Bevölkerung etwas entgegensetzen. Nicht zuletzt auch in den Schulen, wo Kinder und Jugendliche samt ihren Eltern besonders unter den bisherigen schweren Einschränkungen litten. Man müsse generell mehr Freiheiten unabhängig von der jeweiligen Corona-Inzidenzlage anstreben.

Was Treiber über die Schwierigkeiten von ländlichen Galerien außerhalb städtischer Strukturen berichtete, war Boser nicht neu. Ebenso wenig die Tatsache, dass sich die einschränkenden Corona-Regeln und Vorschriften immer wieder ändern und dabei schnell die Übersicht verloren geht. "Ich traue mich kaum noch, neue Veranstaltungen zu planen!", machte Treiber deutlich. Zumal der Großteil ihrer Besucher ältere Menschen seien, die diese Angebote zum Teil noch scheuen, oder eine weite Anreise hätten.

Für Treiber sei es bedeutend dass Kunst und Kultur auch im öffentlichen Raum mehr Wertigkeit erhalten. Boser räumte ein, dass es mehr Fördermöglichkeiten für Kulturprojekte im ländlichen Raum geben müsse.

Bürokratie macht Künstlern und Galerie zu schaffen

Treiber sprach aber auch bürokratische Hürden an: Wegen dieser habe sie etwa Schwierigkeiten frühere Kooperationen mit Schulen mit den stets kostenlosen Klassenbesuchen in der Galerie fortzusetzen. Auch freischaffende Künstler hätten angesichts "schwieriger" Projekt-Förderrichtlinien oft resigniert, berichtete Treiber aus ihrem weit reichenden künstlerischem Bekanntenkreis und den dortigen enormen Existenzproblemen.

Indes: Auch Boser kann nur hoffen, dass bei einer eventuellen neuen Corona-Welle kein neuer Lockdown verhängt werden muss. Sie wisse selbst nur zu gut, dass man in jedem Falle bisherige bürokratische Hürden beseitigen müsse. Ebenso müsse man unbedingt den Präsenzunterricht in den Schulen weiter stärken. Trotzdem könne es ab September dort vereinzelt zu Quarantäne-Phasen kommen, falls die Corona-Kurve wieder nach oben steigt und die Appelle zu Impfungen nicht ausreichend Widerhall finden.

Die Galerie Linda Treiber wurde 1984 in den Räumen einer ehemaligen Zigarrenfabrik in Ettenheimmünster gegründet. Es gibt dort beständig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Der Schwerpunkt der Galerie liegt auf Handzeichnung und Bildhauerei im weitesten Sinne. Bis Ende August sind dort Zeichnungen und Malereien von Sam Szembek ausgestellt. Wer sie sehen möchte, muss sich dazu bei Linda Treiber per E-Mail an info@galerielindatreiber.de oder unter Telefon 07822/54 64 anmelden.