Freuen sich über die Auszeichnungen, aber auch über das, was sie beim Wettbewerb gelernt haben (von links): Mara Glanzmann, Eva Loewer, Eric Bastian, Joëlle Nicolson und Nicola Heckner (Schulleiterin der Realschule) Foto: Jakob Katzmann

Politische Teilhabe: Ettenheimer Schüler belegen beim Wettbewerb des Landtags zweiten und dritten Platz

Ettenheim - "Komm heraus, mach mit": Unter diesem Motto stand der diesjährige Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg zur Förderung der politischen Bildung – und dessen zweiter und dritter Platz an die Ettenheimer Heimschule St. Landolin gingen. Die Teilnehmer Joëlle Nicolson (R10d), Mara Glanzmann, Eva Loewer und Eric Bastian (alle J1) bekamen für ihre Beiträge Urkunden und Preise überreicht (siehe Info). Im Rahmen der Preisverleihung blickten die begleitenden Lehrer Holger Gißler und Jakob Katzmann mit ihnen auf ihre Arbeit zurück.

Herzlichen Glückwunsch zu den Siegerurkunden und Preisen. Welche Bedeutung haben sie für euch?

Joëlle: Ich freue mich natürlich und wenn ich eine Urkunde von der Landtagspräsidentin bekomme, ist meine Oma stolz. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht dafür an dem Wettbewerb teilgenommen, sondern weil es eine gute Möglichkeit war, seine Meinung zu einem Thema, das aus meiner Sicht wichtig ist, zeigen zu können.

Eric: Das würde ich auch sagen: Der Preis ist eigentlich nicht so wichtig. Aber natürlich bin ich schon ehrgeizig, wenn ich an einem Wettbewerb teilnehme – und freue mich daher über den Erfolg.

Wenn es nicht die Aussicht auf tolle Preise war – was hat euch denn dann motiviert, an dem Wettbewerb teilzunehmen?

Joëlle: Auch wenn ich bisher selbst nicht Opfer von schlimmen rassistischen Beleidigungen geworden bin, ist Rassismus für mich ein persönliches Thema. Mir war es wichtig, in meinem Kommentar darzustellen, dass es nach wie vor so ist, dass Rassismus in unserer Gesellschaft ein Problem ist. Und über den Wettbewerb hatte ich die Möglichkeit, meine Ansicht dazu auch nach außen zu tragen.

Eva: Für uns war erstmal weniger das Thema als die Methode etwas Neues und Interessantes. Selbst eine Umfrage zu entwerfen, dann Daten zu erheben und schließlich auszuwerten, das kommt im Unterricht ja normalerweise nicht vor und wir hatten Lust, das einmal auszuprobieren.

Eric: Für mich stand auch eher im Vordergrund, mich selbstständig so intensiv mit einem Thema auseinandersetzen zu können, das ich für wichtig halte.

Was ist das Wichtigste, was ihr gelernt habt oder aus euren Projekten für den Wettbewerb mitnehmt?

Mara: Wir haben vor allem daraus gelernt, was wir zuerst einmal für Fehler gemacht haben. Es war nicht so leicht, zu unserem Thema Digitalisierung Thesen zu formulieren und dann dazu eine Umfrage zu machen, mit deren Hilfe man diese überprüfen kann. Ich nehme aber mit, dass man auch nach Fehlern an einem Projekt dranbleiben muss und dass wir dazu jetzt schon einmal etwas Handwerkszeug gelernt haben.

Eric: Beim Stichwort "Handwerkszeug" schließe ich mich an. Ich denke, dass ich jetzt viel besser zu einem Thema solide recherchieren kann und dann einen gut strukturierten Text mit Bezug zu meinen Quellen verfassen kann.

Joëlle: Ich würde sagen, dass ich inhaltlich gar nichts Neues gelernt habe. Eigentlich wusste ich schon alles, was ich in meinem Kommentar aufgeschrieben habe. Aber für mich war es neu, dies in einem Text zusammenzufassen und dann auch den Mut zu haben, das einzureichen und damit öffentlich zu machen. Aber auch das habe ich gelernt: Zu meiner Meinung zu stehen, auch wenn ich es damit vielleicht nicht allen recht mache.

Der Wettbewerb möchte erreichen, dass Jugendliche sich zu politischen Themen äußern. Wie schätzt ihr das ein: Werden Jugendliche mit ihren politischen Anliegen ausreichend gehört in unserer Gesellschaft?

Eric: Das finde ich schon! Natürlich muss man sich auch als Jugendlicher engagieren, sich informieren und sich einbringen. Meine Erfahrung ist aber, dass Politikerinnen und Politiker dann durchaus auch an unseren Meinungen interessiert sind.

Und wie schätzt ihr als politisch interessierte Jugendliche es dann ein, wie Politik in der Schule vermittelt wird?

Eric: Ich finde vor allem – bei allem Respekt für den Gemeinschaftskundeunterricht – dass Politik in der Schule doch immer sehr theoretisch bleibt, weil wir Themen zwar besprechen und diskutieren, aber nichts – wie in der richtigen Politik – wirklich entscheiden. So kommen aus meiner Sicht auch nie richtig kontroverse Diskussionen auf. Es wäre schön, wenn wir als Schülerinnen und Schüler noch mehr politische Prozesse – so wie in der Schülermitverwaltung – selbst gestalten könnten. Dann säßen hier vielleicht auch nicht vier, sondern zwanzig Schülerinnen und Schüler, die bei so einem Wettbewerb mitmachen.

Joëlle: Ich finde schon, dass bei uns im Unterricht richtig diskutiert wird. Mir gefällt es, dass häufig deutlich wird, wer in meiner Klasse zu welchem Thema welche Meinung hat.

Eva: Ich denke, das Problem ist eher der Schritt aus der Schule heraus. In der Schule finden die meisten Schülerinnen und Schüler den Politikunterricht schon interessant – aber wie gelingt es, dass sich auch mehr junge Menschen außerhalb der Schule informieren und in die Politik einbringen?n Die Fragen stellten Holger Gißler und Jakob Katzmann

Info

Mara Glanzmann und Eva Loewer starteten zum Thema "No future? Ideen, Ängste und Hoffnungen von Menschen in eurem Alter" eine Umfrage zur Haltung von Jugendlichen gegenüber der Digitalisierung. Joëlle Nicolson verfasste einen Kommentar zum Thema Rassismus und bekam dafür den dritten Platz. Eric Bastian beschäftigte sich in einer Facharbeit mit der Frage, ob die Europäische Union eine echte Gemeinschaft oder nur noch ein Name ist. Diese Arbeit wurde mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.