Gegenwind für den Deutsch-Israelischen Arbeitskreis kommt derzeit hauptsächlich von ehemaligen Mitgliedern. Symbolfoto: Kalaene Foto: Lahrer Zeitung

Kritik: Wie geht es im Arbeitskreis weiter?

Während ehemalige Mitglieder deutliche Kritik an der Vereinsspitze des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises (DIA) geübt haben, geben sich offizielle Stellen zugeknöpft. Der DIA-Vorstand berät am Freitag zu den Entwicklungen der vergangenen Tage.

Ettenheim. Ettenheims Bürgermeister rang im Gespräch mit der Lahrer Zeitung hörbar um (die richtigen) Worte. "Es ist ein heikles Thema", weiß Bruno Metz. Dass sich die DIA-Vorsitzende Simone Schermann Anfang Oktober bei einer Kundgebung in Lahr mit der rechtspopulistischen Bewegung Pax Europa solidarisiert hat (wir berichteten mehrfach), beäugt auch der Rathauschef, in dessen Stadt der Arbeitskreis seit seiner Gründung 1974 zu Hause ist, mit gewisser Sorge. "Im Verein gibt es offenkundig ein Problem, das dringend der Klärung bedarf", sagt Metz. Der Frage, ob die Stadt dabei mithilft, möglicherweise als Vermittlerin auftritt, weicht der Bürgermeister aus: "Ich vertraue darauf, dass der DIA die Kraft hat, sich selbst zu bereinigen." Außer Frage stehe für ihn, "dass die wichtige Versöhnungsarbeit, die der Verein in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat, künftig fortgesetzt werden muss", sagt Metz.

Viele Ex-Mitglieder glauben indes nicht mehr daran, dass dies unter der aktuellen Vereinsführung möglich ist. Nach Schermanns Rede an der Seite des wegen Volksverhetzung verurteilten Islamkritikers Michael Stürzenberger legten sie der Vorsitzenden vergangene Woche in der LZ den Rücktritt nahe. Rechtspopulismus gehe nicht mit der Pflege der Freundschaft zwischen Deutschland und Israel zusammen, so die Überzeugung von Jürgen Milde, Achim Schwab und Martin Groß, allesamt einst lange Jahre Mitglied im DIA. Groß stand dem Arbeitskreis sogar fast 20 Jahre vor, bis ihn Schermann im Mai 2018 ablöste.

Wie reagieren offizielle Stellen auf die Unruhen rund um den Deutsch-Israelischen Arbeitskreis? Antwort: wenig bis gar nicht. Der Zentralrat der Juden, die größte jüdische Dachorganisation in Deutschland, verwies auf Nachfrage "an den zuständigen Landesverband", die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden. Dort verhallte eine Bitte um Stellungnahme bis Redaktionsschluss am Montag unbeantwortet. Ebenso wie bereits vergangene Woche eine entsprechende Nachfrage bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin. Deren Dependance in Freiburg blieb wenigstens nicht gänzlich stumm: "Bitte verstehen Sie, dass wir uns nicht zu internen Angelegenheiten des DIA äußern", teilte die Vorsitzende Andrea Lauser mit und ließ überdies vielsagend wissen, dass "wir uns derzeit aus diversen Gründen aus der Zusammenarbeit mit dem DIA zurückgezogen" haben.

Aussage lässt Raum für Spekulationen

Eine Aussage, die Raum für Spekulationen öffnet. Möglicherweise spielt Schermanns kurzes politisches Gastspiel eine Rolle. Im Oktober 2018 war sie Gründungsmitglied der JAfD, der Jüdischen Bundesvereinigung in der AfD, trat nach eigenen Angaben aber wenig später wieder aus. Vielleicht hat man in Freiburg aber auch im DIA selbst unliebsame Strömungen wahrgenommen. So hatte Martin Groß seine Mitgliedschaft im Arbeitskreis wegen einer aus seiner Sicht "bedingungslosen Loyalität zur israelischen Regierungspolitik" beendet und "islamophope Tendenzen" beim DIA-Mitgründer und stellvertretenden Vorsitzenden Robert Krais ausgemacht.

Krais wollte sich auf wiederholte LZ-Anfrage "nicht zu dem Thema äußern". Am kommenden Freitag sei eine Vorstandssitzung anberaumt. "Da werden wir unsere Sicht der Dinge und unser weiteres Vorgehen besprechen."

Josef Schuster, Präsident des Zentalrats der Juden, hat 2016 vor Rechtspopulisten gewarnt: Damals erklärte er beim jüdischen Gemeindetag, die AfD versuche unter dem "Deckmäntelchen der Israel-Freundschaft", Stimmen der Juden zu gewinnen. Wenn Stimmung gemacht werde gegen Muslime oder sogenannte Eliten, seien früher oder später auch Juden gemeint, so Schuster. Der Zentralrat habe sich schon immer für andere Minderheiten wie Muslime eingesetzt.