Am Aussichtsturm bei den ehemaligen Windrädern (von links): Staatsministerin Rita Schwarzelühr-Sutter, SPD-Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner mit Jörg Bold und Christian Ringwald von der Bürgerenergie sowie Bürgermeister Bruno Metz und Bernhard Weißmüller von der Bürgerenergie Foto: Decoux-Kone

Besuch: Stadt und Ettenheimer Bürgerenergie zeigen Politkern, wie Klimaschutz vor Ort funktioniert

Wie kann die Energiewende vor Ort klappen? Die Ettenheimer Bürgerenergie zeigte den Politikern Rita Schwarzelühr-Sutter und Johannes Fechner, wie Kommunen und Bürger die regenerative Energiegewinnung selbst in die Hand nehmen.

Ettenheim. "Politische Ziele werden in Bund und Land vorgegeben. Umgesetzt werden sie idealerweise vor Ort", erklärte Rita Schwarzelühr-Sutter, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt- und Naturschutz. Sie besuchte zusammen mit SPD-Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Emmendingen-Lahr, Johannes Fechner, die Ettenheimer Energiegenossenschaft. Umgekehrt könnte auch ein Schuh daraus werden: Sich mit den Sichtweisen vor Ort gründlich auseinandersetzen, ehe die Ziele dann in den Ministerien formuliert werden.

Empfangen wurden die beiden Politiker beim Brudergarten, von wo aus es dann hinaufging zum Schindlenbühl. Nicht erst seit den jüngsten Flutkatastrophen vor der Haustüre seien Klimaschutz und damit verknüpfte Energiefragen ein wichtiges Anliegen der SPD, versicherte Johannes Fechner, der um die besonderen Anstrengungen Ettenheims bei dieser Zielsetzung wusste.

Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz erklärte dann wie auch Jörg Bold, Vorsitzender der Ettenheimer Bürgerenergiegenossenschaft, wie man in Ettenheim schon Ende des 20. Jahrhunderts gemeinsam Wege zu regenerativer Energiegewinnung beschritten habe. Photovoltaik-Dächer, Carsharing, Windräder oder der Schüler-Wettbewerb Solar Challenge sind in Ettenheim längst etabliert.

Erforderliche Entscheidungen in der Zielsetzung erneuerbarer Energie fänden im Ettenheimer Gemeinderat längst hundertprozentige Zustimmung, so Bruno Metz. "Wenn’s im Bund genauso funktionieren würde wie in Ettenheim, kämen wir deutlich schneller voran", stellte Bold nüchtern fest.

Am Schindlenbühl habe man bereits im Jahr 2000 drei Windräder errichtet. Mit später sechs Windrädern habe man dann vorübergehend den größten Windpark Baden-Württembergs besessen.

Vorschriften oder Bedenken erschweren Projekte oftmals

Mit den geplanten weiteren, noch leistungsfähigeren Windrädern wird man in absehbarer Zeit allein auf Ettenheimer Gemarkung 45 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Bei einem Bedarf von rund 60 Millionen Kilowattstunden für Gesamt-Ettenheim eine respektable Menge, mit der man sich einer autarken umweltfreundlichen Energieversorgung deutlich früher nähere, als dies als bundesweites Ziel formuliert ist.

Beide wussten aber auch um all die Erschwernisse, die aus Paraphen oder Bedenken von Bürgern oder Organisationen resultieren können. Wenn man alle Möglichkeiten umweltverträglicher Energiegewinnung ausschöpfen wolle, um das Gebot des Klimaschutzes ernst zu nehmen, dann dürfe Optik kein Hinderungsgrund sein, bekannte die Staatssekretärin.

Gerade in einem Bürgerengagement wie der Bürgerenergie sahen sowohl Fechner als auch Schwarzelühr-Sutter einen wichtigen Schritt hin zur notwendigen CO2-Neutralität. Entsprechend ihr Lob und ihre Ermutigung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, andere zum Gleich-Tun zu animieren.

Die Ettenheimer Bürgerenergiegenossenschaft wurde 2011 gegründet. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien will sie zu einer nachhaltigen, preisstabilen und sicheren Energieversorgung beitragen. Seit 2016 ist die Bürgerenergie zu 25,5 Prozent am Bürgerwindpark Südliche Ortenau mit sieben Windkraftanlagen zwischen Ettenheim und Schuttertal beteiligt. Derzeit hat sie 282 Mitglieder, von denen die meisten aus Ettenheim oder Umgebung kommen.