CDU-Stadtverbandsvorsitzender Klaus Keller und seine Stellvertreterin Ulrike Schmidt (links) gratulierten Landesjustizministerin Marion Gentges am Freitag sowohl für die ersten 100 Tage im Amt als auch – etwas verfrüht – zum 50. Geburtstag. Foto: Decoux-Kone

Gesprächsrunde: Landesjustizministerin Marion Gentges feiert ihren Geburtstag

Ettenheim - Für Marion Gentges gab es im Ettenheimer Prinzengarten gleich zwei Gründe zum Feiern: Zum einen war die CDU-Landtagsabgeordnete am Freitag genau 100 Tage Landesjustizministerin, zum anderen wird sie am heutigen Montag 50 Jahre alt.

Wenn sie vor fünf Jahren jemand gefragt hätte, ob sie wohl ihren 50. Geburtstag als Justizministerin des Landes feiern werde, "ja, da hätte ich mich wahrscheinlich ziemlich über diese Frage gewundert", bekannte Marion Gentges beim Gespräch mit den örtlichen CDU-Oberen am Freitagabend im Prinzengarten. Als die Koalitionsvereinbarung im Frühjahr 2021 dann stand, da habe sich diese Berufung dann aber doch abgezeichnet – und so ist sie es nun seit 100 Tagen Justizministerin.

Klaus Keller, Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Ettenheim, wusste den Gast bei der Begrüßung dann auch gebührend anzusprechen: "Frau Ministerin", um später dann zum "eher etwas familiäreren Frau Gentges" überzugehen. Der Stadtverband hatte eingeladen – rund zwei Dutzend interessierte Zuhörer lauschten dem Frage- und Antwortspiel zwischen Keller, seiner Stellvertreterin Ulrike Schmidt und Gentges. "Es iste eine große Ehre für uns", sagte Keller und meinte damit sowohl die Ernennung der hiesigen Wahlkreis-Abgeordneten wie auch deren Zusage, zum kleinen Jubiläum nach Ettenheim zu kommen.

"Kurze Frage, kurze Antwort" lauteten die Spielregeln für das nachfolgende Gespräch, in dem man überwiegend Persönliches von der Ministerin erfuhr: Frühaufsteher, lieber Tatort als TV-Herzschmerz, Sachbuch vor Unterhaltung, Sommer- vor Wintersport, Berge vor Strand, eher Weißwein als Rotwein. Auch vom nächsten Wortpaar ließ ich Gentges nicht ins Boxhorn jagen: "Kretschmann oder Söder?" "Die Frage stellt sich nicht", antwortete Gentges und verzog kaum eine Miene, ihr Auditorium lachte.

Auch Afghanistan kommt zur Sprache

Dann musste sie erzählen, wie es gelaufen ist bei den Koalitionsverhandlungen und ihrer Ernennung. Erst wurden die Sachthemen erörtert, dann ging es um die Verteilung der Ressorts, ganz am Schluss erst um Personalentscheidungen. Da ihr Name zunehmend die Runde gemacht habe, stellte es letztendlich auch keine große Überraschung dar, am Samstag offiziell von Innenminister Thomas Strobl über sein Ansinnen informiert worden zu sein und am Montag zusagen zu müssen. Mit Ehemann und Tochter habe sie gesprochen, beide hätten sie zum Ja ermutigt. Freilich: das Familienleben habe sich nunmehr verändert. Fünf Tage in der Woche ist sie in der Regel von Zuhause weg. Und Ja: auch der Inhalt ihres Kleiderschranks habe sich vergrößert, vor allem in den dunklen Farben.

Danach ließen sich Schmidt und Keller die Struktur von Gentges Ministeriums, ihre Aufgabenbereiche, den Geschlechterproporz erklären, der offenbar ganz ordentlich ist. Bei den Aufgaben hat sich Gentges große Ziele gesetzt: mehr Haftplätze in den Strafvollzugsanstalten, ein neues Vollzugskrankenhaus, Verbesserung der Personalausstattung, Digitalisierung, beschleunigte Verfahren, Häuser des Jugendrechts. Zu den Aufgaben des Justizministeriums neu hinzugekommen: Migrationsrecht.

So locker-flockig das Frage-Antwort-Spiel bisweilen ablief: Als Marion Gentges auf die aktuelle Situation in Afghanistan kam, wurde sie ernst, ihre Zuhörer ebenso. 13 Prozent der Ortskräfte entfallen auf Baden-Württemberg – will heißen: von den 10 000 Ortskräften, die man aus Kabul ausfliegen will, kommen 1300 in das Bundesland. Gentges spracht von moralischer Verpflichtung. Die juristischen Begleitaspekte rückten in ihrer deutlichen Betroffenheit angesichts des Schicksals der Menschen dort in den Hintergrund.

Publikum hat viele Fragen an die Ministerin

Nach einem "Werbeblock" für den anwesenden CDU-Bundestagskandidaten Yannick Bury war es an den Zuhörern, ihre Fragen an die "Frau Ministerin" loszuwerden. Bei der Besetzung der Ettenheimer Notariatsstelle verbot ihr die laufende richterliche Prüfung eine Aussage. Antworten durfte sie aber darauf, wie viele Urlaubstage eine Ministerin hat, ob sie ihren 50. Geburtstag in einem Gefängnis verbringen werde oder wie sie die Vielzahl von Gesetzen im Zaum halten will.

Viele Glückwünsche

Eigentlich soll man ja zum Geburtstag nicht im Voraus gratulieren. Die Gastgeber machten es dennoch: Klaus Keller mit warmen Worten, das Publikum mit Applaus, Ulrike Schmidt ließ Blumen sprechen. Nun ja: die sollten eigentlich noch bis zum heutigen tatsächlichen "halben Hundert", gehalten haben.