Die SPD-Kreisvorsitzenden Andreas Reichstein (von links) und Daniela Steinrode freuen sich mit der Bundesvorsitzenden Saskia Esken über das gute Abschneiden ihrer Partei bei der Bundestagswahl. Foto: Biermayer

SPD: Kreismitgliederversammlung: Esken kommt in Begleitung eines Kamerateams nach Bad Teinach

Bad Teinach. Es war ein Heimspiel für Saskia Esken. Die Bundesvorsitzende und Wahlkreisabgeordnete ins Bad Teinacher Hotel Eleon. Dort tagten ihre Genossen aus dem Kreis Calw, denen sie bis vergangenes Jahr noch vorstand, und besetzten allerhand Parteiämter neu. Und die Stimmung war sehr gut. Schließlich hat sich die SPD aus dem Tal der Tränen mit der zurückliegenden Wahl wohl an die Spitze einer neuen Koalition katapultiert.

Als Esken also den Saal betrat, übrigens begleitet von einem Kamerateam des ZDF, wurde sie mit großem Jubel und Applaus begrüßt. Die beiden wiedergewählten Kreisvorsitzenden, Andreas Reichstein und Daniela Steinrode, waren voll des Lobes für "Saskia". Denn unter Genossen wird sich selbstverständlich geduzt. Saskia, so Steinrode, habe es geschafft, dass die Partei im Wahlkampf geschlossen aufgetreten sei. Ein guter Spitzenkandidat, ein klares Programm und eine fokussierte Kampagne seien zusätzliche Erfolgsgaranten gewesen.

Dass Esken in ihrem Wahlkreis weit unter dem Ergebnis der SPD im Bundesschnitt blieb und sogar weniger Erst- als Zweitstimmen gewinnen konnte, wurde von ihren Genossen hingegen kaum thematisiert. Der Wahlsieg und die zum Greifen nahe Kanzlerschaft rückten dies wohl in den Hintergrund.

"Wir sind stärkste Partei", stellte Esken dann folgerichtig und zufrieden fest. Die SPD habe die "15-Prozent-Hölle" endlich verlassen, weil sie aus den Fehlern der letzten Wahl gelernt habe. Auch Esken stellte die Geschlossenheit der Partei im Wahlkampf als Erfolgsmerkmal heraus. Man habe so der SPD ihren stolz zurückgegeben.

Auch die Sondierungsgespräche für eine Ampelkoalition seien gut gelaufen. Es habe sich dort ein neuer Politikstil etabliert. "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Ampel zustande kommt", sagte Esken. Sie verwies zudem auf die Akzente, die die SPD in den Gesprächen setzten konnte. Allen voran betonte sie hier immer wieder den Mindestlohn von zwölf Euro, der im ersten Regierungsjahr kommen solle und der eine Gehaltserhöhung für Millionen Deutsche bedeute.

Allerdings sei auch klar, dass in einer solchen Koalition niemand untergehen dürfe. Deshalb werde es zum Beispiel kein Tempolimit geben, meinte sie in Bezug auf die FDP.

Wer in den Pausen der Veranstaltung genau hinhörte, erfuhr aber auch, dass nicht alle an der SPD-Basis voll überzeugt vom Sondierungsergebnis sind. Manche bemängelten, dass es wieder keine Bürgerversicherung geben werde. Anderen fehlten höhere Steuern für Vermögende. "Wir dürfen es jetzt nicht versauen", meinte Esken in diese Richtung.

Ein Mitglied fragte sie, wie die SPD ihr eigenes Profil behalten könnte, ohne eine eigene Regierung permanent zu torpedieren. Man dürfe nicht in alte Muster verfallen, so Esken. Man regiere schließlich für das ganze Land, gab sie sich staatstragend. Um die innerparteiliche Geschlossenheit weiter zu gewährleisten, wolle sie auch Vorsitzende bleiben.

Ausweichende Antwortauf die Frage nacheinem Ministeramt

Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten, ob sie sich ein Ministeramt vorstellen könne, wich Esken aus. Sie sei Abgeordnete für ihren Wahlkreis. Das sei ein wichtiges Amt, ebenso wie der Parteivorsitz. Zudem würden Personalfragen erst am Ende der Koalitionsverhandlungen geklärt. "Olaf Scholz wird Kanzler. Alles andere ist erstmal nicht so wichtig", meinte sie dazu abschließend mit einem Lächeln.