Regionale Produkte liegen im Trend: Das wissen der Vorsitzende des Vereins Bürger für Eschbronn, Jochen Auber (von links), der Betreiber des Dorfladens, Martin Fischer, und Bürgermeister Franz Moser. Fotos: Schönfelder Foto: Schwarzwälder Bote

Dorfladen: Adresse für den täglichen Einkauf und das Schwätzchen mit den Nachbarn / Belebung in der Dorfmitte

Es ist ein Risiko gewesen und ist es noch – von Anfang an. Es ist ein Projekt der Eschbronner, viele stehen dahinter, viele haben investiert und viele sind ganz bewusst Kunden des Dorfladens "Treff-Punkt" in der Mariazeller Dorfmitte.

Eschbronn-Mariazell. Dabei ist es Ansichtssache, was zuerst da war, die Henne oder das Ei, beziehungsweise in diesem Falle der Verein Bürger für Eschbronn (BüfE) oder der Dorfladen. BüfE war in der Gründungsphase der Motor hinter dem Dorfladen und ist heute Besitzer der Immobilie und Träger des Dorfladens.

Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, wie der BüfE-Vorsitzende Jochen Auber und Bürgermeister Franz Moser erläutern. Das für das Dorf stets zentrale Gebäude war Bad-, Milch- und Waschhaus, beherbergte den Bauhof und die Kreissparkasse, stand allerdings auch eine ganze Weile leer. Es bot sich als Standort eines möglichen Dorfladens geradezu an.

Der Wunsch nach einer gewissen Nahversorgung war das Ergebnis einer Bürgerversammlung, die sich unter anderem damit beschäftigt hatte, wie Eschbronn für Senioren lebenswerter gemacht werden kann. Wichtig sei eine Einkaufsmöglichkeit, für die, die kein Auto besitzen.

"Schnell war klar, dass das nicht mit reinem bürgerschaftlichen Engagement zu stemmen ist. Da ist ein Profi gefragt", schildert Auber erste Überlegungen. Die gängigen Discounter winkten ab – zu wenig potenzielle Kunden. Der Laden trage sich nicht.

Dennoch gibt es solche Profis, die sich an ein solches Projekt wagen. Man kam in Kontakt mit Helmut Preuhs, der bereits Läden in Ravensburg und Weingarten betrieb. Er sah Potenzial in der Ladenidee und stieg ein. Allerdings benötigte er einen Ansprechpartner. Und diese Rolle übernahm der frisch gegründete Verein. Jedoch, das Gebäude entsprach in keiner Weise den Anforderungen, die an einen Laden zu stellen sind. Ein Umbau war angesagt, und der kostet Geld.

Projekt steht auf drei finanziellen Stützen

"Wir hatten vor, das Projekt auf drei finanzielle Beine zu stellen", so Jochen Auber. Zuerst einmal konnten sich die Eschbronner mit einer Einlage am Dorfladen beteiligen. Die Höhe der einzelnen Einlage war gedeckelt, um möglichst viele Interessenten zum Zuge kommen zu lassen. Das Echo war unerwartet groß, "obwohl ich den Leuten immer wieder gesagt habe, dass die Sache auch durchaus riskant ist." Eine Anzeige am Gebäude zeigte deutlich, wie weit man vom Ziel entfernt war. Schließlich sprang der Zeiger auf "Grün". Statt der geplanten 60 000 Euro waren es am Ende mehr als 80 000 Euro. Das zweite Standbein ist ein Bank-Kredit, der natürlich fristgerecht abzutragen ist. Auber gibt sich optimistisch, man liege im Plan, bestätigt er. Das dritte Standbein sind Landesmittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), das auch Infrastrukturprojekte fördert.

Der Umbau begann, viel Eigenleistung war gefragt, die örtlichen Firmen waren mit im Boot. Und es klappte. Im September 2016 öffnete der Dorfladen – und wurde von den Kunden gleich gut angenommen. Der von vielen Skeptikern befürchtete Einbruch, wenn die erste Euphorie vorbei ist, blieb aus. Viele kaufen ganz bewusst in "ihrem" Laden ein. Manche kommen sogar mehrmals am Tag, der Dorfladen hat sich zu einem echten Treffpunkt entwickelt, wie von BüfE erhofft.

Inzwischen hat der Laden, darauf weist Bürgermeister Franz Moser mit besonderem Stolz hin, eine Ruf, der weit über die Dorf- und sogar über die Kreisgrenzen hinausgeht. Inzwischen kommen die Kunden auch beispielsweise aus Weiler, Schönbronn, Lackendorf und Flözlingen. "Der Laden ist im Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Eschbronn", sagt Franz Moser stolz.

Inzwischen hat sich Helmut Preuhs zurückgezogen, vor mehr als zwei Jahren hat Martin Fischer übernommen. Indes, das Geschäft ist nicht einfach. "Man muss dranbleiben, das ist beileibe kein Selbstläufer." Fischer räumt gleich mit dem Vorurteil auf, ein Dorfladen sei teurer als die Konkurrenz. Bis auf die Kampfpreise der Großen kann er durchaus mithalten.

Aber er muss sein Sortiment ständig den Kundenwünschen anpassen. "Manche Dinge gehen, manche eben nicht. Beim beschränkten Platz im Laden muss das Angebot passen", so Fischer. Inzwischen kommen auch immer mehr Schüler und jüngere Kunden in den Laden. "Schlecksachen" seien beliebt, und immer mehr Kunden griffen bewusst zu regionalen Produkten, die einen großen Anteil am Sortiment hätten. Laut Fischer fragen sich inzwischen viele: "Was ess’ ich da eigentlich täglich?", und schwenkten um. "Klar, wir können nicht alles bieten, und das Geschäft ist nicht einfach, aber bisher haben wir es geschafft", so Fischer.

Der Laden ist "nur" an den Vormittagen geöffnet. Zwar habe es einen Aufschrei gegeben, aber nachmittags kämen kaum Kunden, und dafür könne der Dorfladen nicht das Personal unterhalten.

Soziale Funktion liegt BüfE am Herzen

Fischer ist optimistisch für die Zukunft: "Der Laden hat die richtige Größe und wird sich weiter etablieren." Er wird weiter kämpfen und jeder Kunde zählt, der den Laden unterstützt. Keine leichte Aufgabe, aber, so Fischer: "Was ist schon einfach?"

Und doch ist die Nahversorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs nur eine Seite der Medaille. Eine andere Funktion liegt BüfE ebenso sehr am Herzen. Der Dorfladen ist inzwischen zu einem echten Treffpunkt und Kommunikationsort geworden. Das zwanglose Schwätzchen, die Begegnung mit Nachbarn und Freunden im angeschlossenen Café oder auf dem Bänkle unter der nebenstehenden Linde sind zu Nachrichtenbörsen des Dorfgeschehens geworden. "Der Dorfladen hat die Ortsmitte belebt," hat Bügermeister Moser festgestellt. Martin Fischer plant, in regelmäßigen Abständen Events im kleinen Rahmen anzubieten. Den Anfang macht eine Märchenerzählerin am Donnerstag, 27. Februar, die Märchen für Jung und Alt erzählt. Im Laden liegt eine Liste aus, um die Zahl der Gäste abzuschätzen.

Äußerst beliebt sind die von Werner Ginter und seinem Team organisierten Senioren-Ausfahrten, die BüfE anbietet. "Am Anmeldetag legen die Interessierten die Telefone im Rathaus lahm", freut sich Franz Moser. In der Regel gebe es immer eine Warteliste. Volksliedersingen, Weihnachtsfeier, Dorfputzete, ein Bücherschrank in Locherhof sind weitere Ecksteine im Angebot. BüfE sieht sich ausdrücklich als Verein der Gesamtgemeinde, wie Jochen Auber betont. Er fasst es so zusammen: "Wir wollen als Verein die Gemeinschaft der Bürger beleben. Und wir haben noch viele Ideen."