Gregor Faller (von links), Victor Zehnder und Meinrad Jauch gründeten im April 1919 den Musikverein Mariazell. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Musikverein: Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag / Kulturangebot im Dorf bereichert

Am heutigen Freitagabend fällt der Startschuss zum Jubiläums-Festwochenende des Musikvereins Mariazell mit einer 80er- und-90er-Party.

Eschbronn-Mariazell. An vier Tagen werden neben Musik in vielen Stilrichtungen auch Showtänze und alte Traktoren zu sehen sein.

Rechtzeitig zum Festwochenende hat der Verein eine Jubiläumsfestschrift erstellt, in der die 100-jährige Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen ausführlich beschrieben wird. Bevor Meinrad Jauch, Gregor Faller und Viktor Zehnder den Verein im April 1919 unter dem Vorsitz von Jauch gründeten, war es musikalisch sehr ruhig im Ort. In einigen Häusern wurde Stubenmusik mit der Zither gespielt und in der Kirche sang an hohen Festtagen der Kirchenchor.

Deshalb hatte sich das Trio zum Ziel gesetzt, das kulturelle Leben im Dorf nach Ende des ersten Weltkriegs wieder zu beleben. Sie gewannen schnell weitere Musikkameraden hinzu, und es wurden Instrumente, Noten und Notenständer beschafft.

Im März 1920 trat der Musikverein erstmals öffentlich bei einer Tanzveranstaltung im Gasthaus Sonne auf. Die erste Hauptversammlung fand dann am 19. Juni 1920 mit 15 Mitgliedern aus Mariazell und drei aus Locherhof statt, darunter Johannes Rapp, der die Kapelle 40 Jahre lang dirigierte. Jährlich trat der Verein mit einem Frühjahrs- und Herbstkonzert, an Fronleichnam und bei der Erstkommunion öffentlich auf, was bis heute Ehrensache ist. In den Folgejahren wuchs der Musikverein in musikalischer wie personeller Hinsicht und heimste Erfolge bei Preisspielen ein.

Während der Zeit des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkriegs wurde das Vereinsleben stark beeinträchtigt, und durch die Einberufung vieler Musiker musste die Vereinstätigkeit schließlich eingestellt werden.

Ab 1947 entwickelte sich der Wunsch nach einem musikalischen Neubeginn, und im Januar 1948 erfolgte die Neugründung. Karl Flaig führte wieder den Verein. Das 30-jährige Bestehen wurde mit Verspätung 1950 drei Tage lang gefeiert. Höhepunkt war ein Massenchor mit rund 200 Musikern aus Mariazell und Umgebung.

Im Jubiläumsjahr 1959 übergab Dirigent Johannes Rapp den Taktstock an Meinrad Jauch, ein Jahr zuvor hatte Karl Echle den Vorsitz vom unerwartet verstorbenen Karl Flaig übernommen. In den Folgejahren gab es weitere Wechsel an der Vereinsspitze und im Dirigentenamt, aber auch neue Uniformen veränderten das öffentliche Bild des Musikvereins.

Zuletzt übernahm 1999 Armin Kaltenbach aus Fischbach das Dirigat von Manfred Graf und kann in diesem Jahr sein eigenes kleines Jubiläum feiern.

Dafür muss sich der heutige Vorsitzende Joachim Schaumann noch etwas gedulden. Er hatte 2001 Elmar Zehnder abgelöst. Entscheidende Veränderungen gab es beim Musikverein Mariazell auch 1987, als die Bläserjugend gegründet und durch eine Satzungsänderung ein eigenständiger Verein wurde. Seither sind schon viele junge talentierte Musiker ins Hauptorchester übergetreten und haben im Hauptverein Verantwortung übernommen.

Das ständige Wachsen des Musikvereins – aktuell spielen 48 Musiker im Hauptorchester und 32 in der Bläserjugend – hatte zur Folge, dass bisher sechsmal das Probelokal gewechselt werden musste. Begonnen im "Armenhaus" wurde später im Gasthaus Sternen, Schulhaus, Feuerwehrhaus und in der Mühlbachhalle geprobt. Aber auch letzteres Domizil ist schon wieder zu eng, weshalb der Verein auf der Suche nach einer neuen räumlichen Lösung ist.