Im Damwildgehege im Rottweiler Eschachtal wurden seit Anfang Dezember zehn Tiere tot aufgefunden. Dass es der Wolf war, davon zeigte sich der Besitzer überzeugt. Jetzt folgt die schockierende Enthüllung.
Der Berufsschäfer und Besitzer des Damwilds Matthias Meerwarth ist fest davon überzeugt, dass nur der Wolf seinen Damwildbestand im Eschachtal derart reduziert haben könnte. Zudem fühlt er sich vom Veterinäramt Rottweil und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg (FVA) allein gelassen.
Von der Pressestelle des Landratsamts Rottweil sowie von der FVA bekommen wir auf Nachfrage nun die Auflösung zu diesem mysteriösen Fall. Zugleich stellen diese beiden Ämter noch einige gegenteilig wiedergegebene Aspekte klar, die sich während des Untersuchungsverlaufs im Damwildgehege über die vergangenen Wochen ergeben haben.
„In der Regel geben wir keine detaillierten Untersuchungsergebnisse heraus, in diesem Fall hat sich der Tierhalter jedoch selbst an die Redaktion gewandt und dadurch ein öffentliches Interesse an dem Thema geweckt, dem wir natürlich gerne nachkommen,“ lässt uns die Pressesprecherin Andrea Schmider des Rottweiler Landratsamts wissen.
Umgehend bearbeitet worden
Charlotte Steinberg aus dem Fachbereich Wolf und Luchs der FVA klärt uns auf:„Meine Kollegen aus dem Monitoring-Team der FVA sowie der zuständige Wildtierbeauftragte des Landkreises waren von Anfang an, mit der Meldung des ersten toten Tieres, in Kontakt mit dem Besitzer.“ Jede Meldung zu einem gerissenen Tier sei umgehend bearbeitet worden, stimmt die Pressesprecherin des Landratsamt den Angaben der FVA zu.
„An allen Tieren wurden mehrere DNA-Proben an den Fraßspuren genommen, diese Probeentnahme dient dazu, einen Wolfverdacht entweder zu bestätigen oder gänzlich auszuschließen. Umso mehr verwundert es uns, dass Herr Meerwarth sich von den Behörden alleingelassen fühlt,“ erklärt Schmider ratlos.
Untersucht worden seien zudem drei Stücke Damwild, die von den Wildtierbeauftragten an das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Stuttgart geschickt wurden, erläutert sie.
Bissspuren deuten nicht auf Wolf hin
Das CVUA habe in ihrem Befund „postmortalen Fraß“ dokumentiert, das heißt, dieser ist erst nach dem Tod aufgetreten. Sowohl bei Tier eins als auch bei Tier zwei der drei eingesendeten Tiere, gäbe es keine Hinweise darauf, dass das Damwild bereits vor dem Tod verletzt wurde.
„Die Todesursache dieser beiden Tiere bleibt unklar, weil sowohl der Hals- als auch der Kehlbereich durch postmortalen Fraß nicht mehr vorhanden waren“, heißt es im Bericht des Landratsamts.
„Beim dritten Tier waren Hals- und Kehlbereich noch vollständig erhalten“, erklärt Schmider. Die Bissspuren in diesem Bereich würden laut CVUA am ehesten auf einen kleinen bis maximal mittelgroßen Kaniden, etwa einen Fuchs, als Verursacher hindeuten, so Schmider.
Schockierende Enthüllung
„Unser Wildtierbeauftragter hat zur Überwachung zusätzlich eine Kamera im Gatter installiert“, so die Pressesprecherin des Landratsamts und darauf ist interessanterweise zu sehen, dass sich ausschließlich Füchse und Waschbären an dem extra zurückgelassenen zehnten Damwildkadaver zu schaffen machen.
Ein Video zeige auch einen freilaufenden Schäferhund außen am Zaun, der die bereits kommunizierten DNA-Ergebnisse erklären würden. Auf weiteren Bildern sähe man das Damwild – das teilweise sehr schlecht läuft.
Schockierend ist die folgende Feststellung der Behörde: „Im pathomorphologischen Befund aller drei Tiere wird der Ernährungszustand als ‚hochgradig abgemagert‘ beschrieben“, so Schmider.
„Es deutet also alles darauf hin, dass die Tiere so wenig Futter bekamen, dass sie aufgrund ihrer Schwäche zu einer leichten Beute für Füchse wurden, die nach übereinstimmender Einschätzung aller Experten durchaus in der Lage sind, massive Mengen zu fressen“, erläutert die Pressereferentin. Das Veterinäramt stelle inzwischen die Fütterung der Tiere sicher.
Keinen Hinweis auf den Wolf
„Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Untersuchungen der verendeten Tiere beim CVUA keinerlei Hinweise auf einen Wolf ergeben haben, so wenig wie die DNA-Untersuchungen oder die Spurenlage im und außerhalb des Gatters, die dank Schneefalls sehr gut nachvollzogen werden konnte“, so Schmider.
„Es lässt sich gänzlich ausschließen, dass ein Wolf für die Vorfälle im Damwildgehege verantwortlich war“, stimmt Johanna Fritz aus dem Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit zum Wolf und Luchs des FVA zu.
„Der Vorwurf, die Behörden wollten das Auftreten eines Wolfes vertuschen, entbehrt jeder Grundlage – die Rückkehr des Wolfes wird immer durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet“, meint Schmider verständnislos.
Zusätzliche Informationen
Für alle Interessierten des Wolfs hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft eine umfangreiche Webseite mit allen wichtigen Informationen erstellt. Hier lassen sich Ansprechpartner, der Zugang zu Fördermitteln und die Auflistung eindeutiger Nachweise finden. Es besteht auch die Möglichkeit sich für einen Wolf-Newsletter anzumelden, über den man zu neuen Nachweisen informiert wird.