Weihnachten steht vor der Tür, und der erste Advent fällt in diesem Jahr auf den 1. Dezember. Aber warum feiern wir diese Zeit überhaupt? Und wie hat sich das Fest in den letzten Jahren entwickelt? Unsere Redaktion ist dem Advent auf der Spur.
Advent, Advent ein Lichtlein brennt – es ist so weit und die erste Kerze auf dem Adventskranz darf angezündet werden. Dann heißt es für viele: Lichter, Tannenzweige, Gemütlichkeit und allerlei Leckereien, wie Plätzchen und gebrannte Mandeln. Doch warum gibt es diese Tradition eigentlich, und warum feiern wir den Advent überhaupt?
Das Wort Advent kommt aus dem lateinischen „Adventus“ und bedeutet so viel wie Ankunft. Im Christentum ist hierbei die Ankunft Jesu Christi gemeint, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern.
Diese Geschichte wird in einigen Haushalten und auch auf manchen Weihnachtsmärkten durch eine Krippe symbolisiert. Die Bilder zeigen das Ende der Reise von der hochschwangeren Maria und Josef, die auf dem Weg zu einer Volkszählung, auf der Suche nach einem Schlafplatz, in einem Stall unterkommen. Dort kommt Jesus zur Welt, umgeben von einem Esel und einem Ochsen.
Fastenzeit nicht mehr zu spüren
Die Adventszeit gilt als Vorbereitungszeit auf Weihnachten und ist somit unmittelbar damit verknüpft. Dabei ist die Vorbereitung nicht etwa materiell, wie bei einem Geburtstag oder einer Hochzeit, sondern vielmehr geistlich. Hinzu kommt, dass mit der Adventszeit auch das neue Kirchenjahr beginnt.
Ursprünglich wurde in den Wochen vor Weihnachten gefastet – das sollte das eigentliche Fest besonderer und intensiver wirken lassen. Das bedeutet, dass ab dem Martinstag am 11. November bis zum ursprünglichen Weihnachtsfeiertag, dem 6. Januar, weder getanzt noch gefeiert werden durfte. Heutzutage ist das nicht mehr der Fall. Die Adventszeit, wie wir sie kennen, existiert seit etwa dem 4. Jahrhundert.
Nun duftet es schon Wochen vor Weihnachten nach frisch gebackenen Plätzchen, Lebkuchen und Punsch. Auf den Straßen entstehen regelrechte kleine Adventsdörfer, die sich Weihnachtsmärkte nennen, auf denen besinnliche Klänge zu hören sind. Zu kaufen gibt es oftmals Kränze und Kerzen. Aber warum gibt es überhaupt einen Adventskranz?
Adventskranzes und Adventskalender hängen zusammen
Johann Wichern – Gründer des Rauen Hauses – erfand im 19. Jahrhundert den Adventskranz – damals noch mit 24 Kerzen. Dieser sollte das Warten für die Kinder sinnlich erfahrbar machen und Vorfreude wecken, erklärt Michael Schneider, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Balingen. Heute sind meist nur noch vier Kerzen für die vier Adventssonntage übrig geblieben, manchmal auch nur eine große Kerze in der Mitte – doch der Zweck ist der gleiche, er soll Vorfreude wecken.
Aus der Idee von Wichern und weiteren Impulsen, entwickelte sich nach und nach der Adventskalender. So darf an jedem Dezembertag bis zum 24. Dezember, Heiligabend, ein Türchen geöffnet werden und eine kleine Leckerei oder Überraschung entdeckt werden.
Wird der Grund des Feierns vergessen?
Doch wurde bei all den entstandenen Traditionen und Feierlichkeiten der Grund des Feierns vergessen? Ist ein Esel doch nur ein Esel? Und der Tag nur ein Grund sich Geschenke unter einen mit Glaskugeln behangenen Tannenbaum zu legen? „Heute erleben wir eine sehr starke Säkularisierung des Advents. Weihnachtsmärkte und Adventskalender stehen im Mittelpunkt“, findet Schneider. Dennoch ist er sich sicher, dass es immer noch eine Zeit der inneren Vorbereitung auf Weihnachten ist.
„Adventszeit ist oft Stresszeit“
Aber: „Adventszeit ist oft Stresszeit, statt Besinnung.“ Die Ansprüche an das Fest seien oft hoch. Bekomme ich noch alle Geschenke? Habe ich genug Plätzchen gebacken? Ist das Fest besinnlich genug? Doch auch vor 2000 Jahren sei es für Josef und Maria nicht gerade besinnlich gewesen, erwidert Dekan Michael Schneider. Daher sei es für ihn mittlerweile wichtiger, dass man sich genau in dieser Zeit nicht unter Stress setzen lässt.
So können wir noch drei Mal die Kerzen anzünden und weitere 23 Türchen öffnen, bis Weihnachten ist. Danach heißt es: Wenn die fünfte Kerze brennt, hast du Weihnachten verpennt.