Der heutige Welttag der seelischen Gesundheit soll auf psychische Krankheiten aufmerksam machen. Judith Wildt-Bastos erklärt, weshalb das wichtig ist.
Wenn man körperlich fit, aber dennoch krank ist, liegt die Ursache oft bei der seelischen Gesundheit. Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde leiden hierzulande rund 18 Millionen Erwachsene an einer psychischen Erkrankung – und die Tendenz steigt. Ansprechpartner für Betroffene aus Ettenheim und Umgebung ist Beraterin und Therapeutin Judith Wildt-Bastos.
Frau Wildt-Bastos, heute ist der Welttag der seelischen Gesundheit. Also noch ein weiterer Gedenktag...
Ja, aber ein wichtiger! Während wir zum Beispiel bei Rückenschmerzen selbstverständlich zum Arzt gehen, zögern viele noch, sich bei seelischen Belastungen Unterstützung zu holen. Der Welttag der seelischen Gesundheit durchbricht dieses Tabu. Er erinnert uns daran, dass psychische Gesundheit genauso wichtig ist wie körperliche – und dass es ein Zeichen von Stärke ist, rechtzeitig Hilfe anzunehmen.
Wer braucht dabei Hilfestellung?
Potenziell jeder von uns – denn niemand ist immun gegen Momente, in denen die Zuversicht schwindet: bei beruflicher Überlastung, in Lebenskrisen, nach Verlusten oder in Umbruchphasen. Meine Aufgabe als Therapeutin ist es, Menschen in genau diesen Momenten zu unterstützen. Gemeinsam arbeiten wir daran, Klarheit zu schaffen, verborgene Stärken sichtbar zu machen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wiederzufinden – die sogenannte Selbstwirksamkeit.
Kommen diese Menschen aus eigenem Antrieb, werden sie von jemandem ermutigt, oder kommen sie gar auf ärztliche Empfehlung hin?
Viele kommen aus eigenem Antrieb oder auf Empfehlung ehemaliger Klienten. Andere möchten eine Wartezeit auf einen Psychotherapie-Platz sinnvoll überbrücken oder folgen einer ärztlicher Empfehlung.
Welche konkreten Angebote unterbreiten Sie?
Meine Arbeit teilt sich in zwei Bereiche auf: Als systemische Beraterin und Familientherapeutin begleite ich in meiner Praxis in Ettenheim Einzelpersonen und Paare durch schwierige Lebensphasen. Für alle, die ihre psychische Widerstandskraft vorbeugend stärken möchten, biete ich Gruppenkurse zu Resilienz und Stressmanagement an – aktuell im Wintersemester an der Volkshochschule Lahr.
Sie beschreiben Ihre Hilfestellungen als „systemische Beratung/Therapie“. Was hat man darunter zu verstehen?
Systemisch bedeutet: Ich betrachte Menschen nicht isoliert, sondern in ihrem Beziehungsgeflecht – Familie, Beruf, Freundeskreis. Probleme entstehen oft im Zusammenspiel dieser Systeme, nicht nur im Einzelnen. Statt uns auf Defizite zu fokussieren, suchen wir nach Ressourcen und neuen Handlungsspielräumen. Mein Ziel: Veränderungen anstoßen, die im Alltag wirklich ankommen.
Wie ist Ihre Erfahrung: Macht ein solcher Gedenktag Menschen erst richtig bewusst, dass ihnen eine solche Hilfestellung guttäte? Gibt das vielen Menschen einen Impuls, sich Hilfe zu holen?
Ja, definitiv. Solche Gedenktage senken die Hemmschwelle – und das ist der erste wichtige Schritt. Viele Menschen wissen längst, dass sie Unterstützung bräuchten, trauen sich aber nicht. Ein Aktionstag gibt ihnen die Bestätigung: Es ist okay, Hilfe anzunehmen. Das allein kann dann der Impuls sein, Mut zum Anrufen zu fassen.
Info – Zur Person
Judith Wildt-Bastos ist systemische Beraterin und zertifizierte Familientherapeutin. In ihrer Praxis in Ettenheim begleitet die 44-Jährige Einzelpersonen (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) und Paare durch Krisen, Konflikte und Veränderungsprozesse – in einem geschützten, vertrauensvollen Rahmen. Zudem bietet sie Kurse zu Resilienz und Stressmanagement an der Volkshochschule Lahr an. Wildt-Bastos ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.