Diese Meldung lies viele Handys laut schrillen. Foto: Kupferschmidt

Der Warntag 2022: Großzügig im Voraus angekündigt sorgte er um Punkt elf Uhr für Aufregung – auch in der Horber Redaktion. Und diese machte ganz unterschiedliche Beobachtungen.

Horb/Waldachtal/Rottenburg - Es ist kurz vor elf, in der Redaktion steigt die Spannung. Immer wieder gucken wir auf die Uhr und unser Handy. Denn: Es ist bundesweiter Warntag. Punkt elf soll auf allen Mobiltelefonen eine Nachricht aufgeploppt sein, unter dem Betreff "Notfallalarm". Das Ziel der Behörde ist es dabei, herauszufinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Ein Erfahrungsbericht unserer Redaktion.

Zwei Minuten vor elf: Das erste Handy vibriert, auf dem Bildschirm erscheint die Warnung. Eilig greifen wir zur Kamera, um das Bild einzufangen. Punkt elf dann die zweite Warnung, diesmal ertönt sogar ein schriller Ton. Dieses Geräusch begleitet uns solange, bis wir das perfekte Foto gemacht haben, und die Warnung wegklicken können.

Feuerwehr dreht ihre Runde

Wir gehen vor die Redaktion, um zu beobachten, wie die Menschen reagieren. Werden wir Szenen sehen wie aus einem dieser unzähligen Weltuntergang-Actionsfilmen aus Hollywood? Wir blicken auf den Parkplatz am Flößerwasen – nichts. Eine Frau überquert mit ihrem Kleinkind seelenruhig das Gelände.

Dann schließlich doch noch ein Ereignis: Die Feuerwehr fährt mit einem ihrer Fahrzeuge durch die Straßen und macht Durchsagen zu dem Warntag. Eine Massenpanik bleibt aus und die Feuerwehrleute machen ihre Arbeit vorbildlich. Aber andererseits gibt es ja auch keinen Meteoritenhagel oder Angriff unbekannter Flugobjekte. Sondern nur einen seit langem angekündigten Warntag.

Warnung kommt nächstes Mal vom Band

"Achtung, Achtung, das ist eine Probedurchsage", mit diesen Worten war die Feuerwehr in der Horber Kernstadt sowie den Teilorten Talheim, Obertalheim, Bildechingen und dem Hohenberg unterwegs, berichtet der Pressesprecher der Feuerwehr, Jan Straub. Darüber hinaus löste die Feuerwehr auch die elf Sirenen aus. "Weil die Übung unter der Woche war, waren wir auf die Ehrenamtlichen angewiesen", so der Pressesprecher. Mit der Einsatzbereitschaft sei er jedoch zufrieden: Insgesamt war die Feuerwehr am Donnerstag mit fünf Fahrzeugen und zehn Personen im Einsatz.

"Die Übung war wichtig, sie hat gezeigt, was funktioniert und was nicht." Und was hat nicht so geklappt? In Zukunft werde die Feuerwehr allerdings eine Audiodatei benutzen, um nicht den selben Text immer und immer wieder sagen zu müssen. Auch sei die Lautstärke qualitativ nicht so hochwertig. Deshalb sei es wichtig, dass man die Menschen über vielfältige Kanäle erreiche – also nicht nur über das Smartphone, sondern auch über andere Medien. So habe die Feuerwehr die Warnungen auch über die Kanäle ihrer Sozialen Medien ausgespielt.

Die Erreichbarkeit über die Smartphones hat bei der Feuerwehr besser funktioniert, als in unserer Redaktion: "Wir alle haben eine Benachrichtigung erhalten", erzählt der Pressesprecher.

Nich alle Sirenen funktionsfähig

Auch bei der Stadt gab es gemischte Gefühle zum Warntag. Mittels der Feuerwehr wurden so alle funktionsfähigen Sirenen ausgelöst, erklärt Inge Weber von der Pressestelle Horb. Dass dies nicht in allen Fällen geklappt hat, ist ihr jedoch klar. "Die Stadt steht in Kontakt mit den jeweiligen Wehren, um abzuklären, wo Sirenen nicht funktioniert haben." Momentan gehe sie davon aus, dass die Warnsirenen in großen Ortschaften wie etwa Talheim nicht überall zu hören waren.

"Wir hatten bereits einen Förderantrag zur Ertüchtigung der Sirenen gestellt", erläutert Weber die präventiven Maßnahmen der Kommune. Doch sei dieser in der ersten Antragsrunde abgelehnt worden. So gebe es Ortsteile – etwa Horb selbst – in denen keine einzige Sirene vorhanden sei. "Die Feuerwehr gab per Lautsprecher Durchsagen", beschreibt sie die Behelfslösung.

Doch da so ein Fahrzeug auch nur über eine begrenzte akustische Reichweite verfüge, gäbe es auch hier sicherlich "taube" Flecken.

Horb-App war zuverlässig

Was aus ihrer Sicht hingegen gut funktionierte, war die stadteigene Warnung über die Horb-App. "Wir versendeten die Warnung als Push-Nachricht ebenso wie 30 Minuten später die Entwarnung", erklärt sie. Auch über die Sozialen Medien sei die Warnung verbreitet worden.

Warnung funktioniert nicht überall

Andernorts ist von einem Warntag nichts zu hören. In Rottenburg etwa kündigte Telefonica zwar am 1. Dezember an, dass es zu Testzwecken einen Probealarm geben werde, doch bis Redaktionsschluss wartete man vergeblich auf eine Alarmmeldung. So auch bei einer unserer Redakteurinnen im Home-Office: Auf ihrem Handy hat sich gar nichts getan – dieses blieb auch noch Stunden nach den Warn-Minuten um 11 Uhr stumm. Und die Sirenen draußen, die hat sie auch nicht gehört. Spektakulärer geht also anders.