Wer sein Haus gut dämmt, kann den Energieverbrauch senken und Kosten sparen. Foto: dpa

Hauseigentümer beklagen, dass sie Investitionen nicht auf die Mieter umlegen können. Der Koalitionsvertrag, fürchten Experten, könnte mehr Wohnungsnot verursachen.

Hauseigentümer beklagen, dass sie Investitionen nicht auf die Mieter umlegen können. Der Koalitionsvertrag, fürchten Experten, könnte mehr Wohnungsnot verursachen.

Stuttgart - Bund und Länder müssen mehr Anreize schaffen, damit Hauseigentümer ihre Gebäude energieeffizient sanieren. Das fordert der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Joachim Pfeiffer, der mit einem Direktmandat des Wahlkreises Waiblingen im Bundestag sitzt.

„Die Sanierungsgeschwindigkeit hat sich in den vergangen Jahren leider nicht erhöht“, sagt der CDU-Politiker auf dem Energiegipfel Süddeutschland in Stuttgart. Er hebt die Bedeutung von gedämmten Gebäuden für die Energiewende hervor: „40 Prozent des Energieverbrauchs insgesamt sind gebäudebezogen.“

Derzeit werde etwa ein Prozent des Bestands im Jahr saniert. Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, dass Gebäude im Jahr 2050 gegenüber 2008 insgesamt 80 Prozent weniger Energie verbrauchen. Um das zu erreichen, müssten doppelt so viele Häuser im Jahr gedämmt werden.

Einige Ziele der künftigen schwarz-roten Bundesregierung dürften die Gebäudesanierung erschweren. Zum Beispiel die Mietpreisbremse. Diese sieht vor, dass Hauseigentümer die Miete bei bereits bestehenden Verträgen sowie bei Neuvermietungen nur noch begrenzt erhöhen dürfen. Die Eigentümergemeinschaft Haus und Grund kritisiert, dass die Kosten für Vermieter künftig steigen dürften. „Bisher konnten die Mieter an elf Prozent der EEG-Umlage beteiligt werden. Jetzt sind es nur noch zehn Prozent“, sagt der Ulrich Wecker, Geschäftsführer von Haus und Grund Stuttgart. „Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Da nützt es nichts, dass die Politiker mit erhobenem Zeigefinger nur auf die Eigentümer zeigen.“ Investitionen dürften für Hausbesitzer zumindest kein großes Verlustgeschäft sein, sagt Wecker.

„Ich denke, eine Deckelung der Mietpreise ist sehr kontraproduktiv“

Auch in CDU-Kreisen ruft die Mietpreisbremse Unmut hervor, die von der SPD im Koalitionsvertrag verankert wurde. In Kreisen der CDU-Fraktion ist von der „Mietpreisbremse als einem Kollateralschaden“ der Verhandlungen mit dem Koalitionspartner die Rede.„Ich denke, eine Deckelung der Mietpreise ist sehr kontraproduktiv: Es ist scheinbar eine süße Pille für die Mieter, in Wahrheit aber eine ganz bittere Pille für den Wohnungsmarkt insgesamt“, sagt Geschäftsführer Ulrich Wecker.

Der Koalitionsvertrag von CDU und SPD nennt unter dem Punkt „Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz“ zwar einige Vorhaben, um die Gebäudesanierung anzukurbeln. Dazu zählen eine kostenlose Energieberatung von Haushalten und die Aufstockung von vergünstigten KfW-Darlehen. „Wir brauchen aber mehr als diese verbilligten Darlehen“, sagt Wecker.

Dazu zählten zum Beispiel Vergünstigungen bei dem Austausch von Heizungen. „Derzeit wird aus Kostengründen nur dort energieeffizient saniert, wo eh schon gearbeitet wird und ein Gerüst steht“, sagt der Geschäftsführer.

Auch Joachim Pfeiffer hält die geplante Mietpreisbremse für einen Fehlgriff. „Sie wird dazu führen, dass sehr viel weniger gebaut wird“, sagt der CDU-Politiker. Wenn Kosten nicht auf Mieter umgelagert werden könnten, würden außerdem auch Investoren verschreckt.

Dass eine Mietpreisbremse die Wohnungsknappheit in deutschen Großstädten noch vergrößern könnte, ist auch ein Ergebnis einer vor kurzem veröffentlichten Studie. Die Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostiziert, dass die Mieten künftig kräftig steigen: So dürften sie im dritten Quartal 2014 um 3,5 Prozent über dem Vorjahr liegen.

Vor allem in den Innenstadtlagen der Metropolen sind die Mieten für viele Menschen immer weniger bezahlbar. Und so kann die künftige Mietpreisbremse laut den Wissenschaftlern des Instituts eben noch einen unerwünschten Effekt haben: Die gesetzliche Regelung könnte Knappheit von Wohnraum auf längere Sicht dort noch sehr viel stärker erhöhen. „Die Maßnahmen, die die Große Koalition im Fall ihres Zustandekommens umsetzen möchte, verfehlen in der Summe ihre beabsichtigte Wirkung“, lautet daher das Urteil der Studie.