Weil die Flächen im Gebiet Würzbacher Kreuz langsam knapp werden, befasst sich der Zweckverband mit einer Erweiterung. Bis es so weit ist, dürfte es aber noch dauern.
Wer einen Blick auf die Flächenübersicht des Interkommunalen Gewerbegebiets Würzbacher Kreuz wirft, sieht vor allem eins: rote Symbole. Die zeigen an, was dort bereits verkauft wurde.
Gerade mal zwei vergleichsweise kleine Grundstücke sind noch frei, zwei weitere vorgemerkt. Ansonsten: Rien ne vas plus, nichts geht mehr.
Entsprechend überrascht es nicht, dass nun aktuell Pläne im Raum stehen, das Gewerbegebiet zu erweitern. Der Zweckverband Würzbacher Kreuz, dem Calw, Oberreichenbach und Bad Teinach-Zavelstein angehören, befasste sich damit in seiner jüngsten Sitzung.
Das Vorhaben
„Wir sind ja im Grunde fast voll“, meinte Calws Oberbürgermeister Florian Kling einleitend. Andreas Quentin, Calws Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen erklärte daher, dass eine Vergrößerung um einen dritten Bauabschnitt vorgesehen sei.
Konkret geht es um sechs Hektar zusätzliche Baufläche, die entlang der Straße Richtung Altburg entstehen soll. Aktuell umfasst das bestehende Gebiet eine Fläche von 9,9 Hektar. Die Erschließung sei dabei kein Problem; für eine potenzielle Erweiterung seien bereits Flächen freigehalten worden.
Genauere Informationen für die Bürger zum Vorhaben soll es unter anderem noch im Rahmen einer Bürgerversammlung in der Calwer Aula geben.
Der lange Weg zum Ziel
Bis im Würzbacher Kreuz neue Bauplätze entstehen können, das machte Quentin unmissverständlich klar, gebe es nun aber erst noch einiges zu tun und mehrere Hürden zu nehmen.
Ein Schritt stellt dabei die Fortschreibung des Flächennutzungsplans dar, die aktuell und laut Quentin voraussichtlich noch bis etwa 2027 läuft.
Dieser Plan legt, vereinfacht gesagt, grundsätzlich fest, wo in einem bestimmten Gebiet einer Kommune was gebaut werden darf – oder wo eben nicht. Der dritte Bauabschnitt des Gewerbegebiets muss darin aufgenommen werden.
Bevor der Flächennutzungsplan aber genehmigt werden kann, muss dieser mehrere Phasen durchlaufen, darunter etwa im zweiten Quartal 2025 die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden.
Diese können dabei Bedenken, Ergänzungen und Vorschläge vorbringen, die auch zu Bedingungen werden können, um bestimmte Vorhaben umsetzen zu dürfen.
Insbesondere durch die Behördenbeteiligung, bei der auch die Naturschutzverbände Stellungnahmen abgeben können, werde sich zeigen, wie aufwendig die Umweltprüfung sein müsse.
Eine Umweltverträglichkeitsprüfung wiederum ist zwingend erforderlich, sobald ein Eingriff in die Natur mehr als zehn Hektar Wald betrifft. Dabei zählen auch die bereits erschlossenen Flächen des Würzbacher Kreuzes mit.
Maßnahmen, wie etwa ein Ausgleich des Eingriffs in die Natur durch ökologische Aufwertung andernorts, gehen damit einher.
Da voraussichtlich erst nach der Sommerpause mit den Ergebnissen der Beteiligungsverfahren zu rechnen sei und die anschließende Umweltprüfung in der Regel eine Vegetationsperiode dauern müsse, sei mit dem Abschluss dieser Maßnahme nicht vor Herbst 2026 zu rechnen.
Immerhin, so ergänzte Quentin, werde auf dieser Seite der Nagold wohl keine Aufforstung an anderer Stelle gefordert. Dies habe den Zeitplan beim Gewerbegebiet Lindenrain massiv verzögert, da für die 21 Hektar gerodeter Fläche 63 Hektar aufgeforstet werden mussten – und bei einem Waldanteil von mehr als 70 Prozent im Stadtgebiet sei es nicht einfach, überhaupt 63 Hektar zu finden, die aufgeforstet werden können.
Der Zeitplan
Angesichts dieser vielen Schritte, die Unwägbarkeiten mit sich bringen, wollte Quentin eigentlich nicht vor Herbst über einen Zeitplan sprechen.
Auf Nachfrage von Dieter Kömpf (Freie Wähler) nannte er dann aber doch einen groben Termin: Mitte/Ende 2027 könnten, „wenn alles optimal läuft“, die Voraussetzungen geschaffen sein, um mit der Erschließung zu beginnen.
„Realistisch sind’s wahrscheinlich fünf bis sechs Jahre“, meinte dazu Adrian Hettwer (GfC) mit Blick auf die Erfahrungen, die die Stadt Calw mit dem Gebiet Lindenrain bei Holzbronn gemacht hatte.
Die Alternativen
Was also für bauwillige Firmen tun, bis es soweit ist, wenn doch Lindenrain größeren Unternehmen vorbehalten und das Würzbacher Kreuz fast voll sei?
Da sich das Verfahren eher nicht beschleunigen lasse, erklärte Kling, bleibe nur eine Nachentwicklung bereits existierender Flächen – also brachliegender Areale, die neu genutzt und bebaut werden könnten. Das sei aber nicht so einfach, weil hier zunächst Klinken geputzt und mit den bisherigen Eigentümern Einigungen gesucht werden müssten.
Alles etwas größer?
Doch wenn das alles so kompliziert sei – warum dann nicht gleich eine Erweiterung um sieben oder acht Hektar planen?, wollte Kömpf wissen.
Grundsätzlich könnten nicht beliebig viele Flächen für Wohn- oder Gewerbebebauung auf dem Flächennutzungsplan ausgewiesen werden, erklärte Quentin. Dabei spiele unter anderem auch der nachweisbare Bedarf eine Rolle. Dieser sei angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage momentan nicht groß genug.