Am 4. September 1939 erblickt ein gewisser Erwin Teufel in Rottweil als Sohn eines Landwirts das Licht der Welt. Damals konnte noch keiner ahnen, welch große politische Laufbahn ihm bevorstehen wird. Foto: dpa

Ehrungen von Schwarzwaldverein bis zum Freundeskreis historischer Bürgerwehren zeigen, wie tief verankert Erwin Teufel in der Tradition des Südwestens ist. Der ehemalige Regierungschef feiert am 4. September seinen 75. Geburtstag.

Ehrungen von Schwarzwaldverein bis zum Freundeskreis historischer Bürgerwehren zeigen, wie tief verankert Erwin Teufel in der Tradition des Südwestens ist. Der ehemalige Regierungschef feiert am 4. September seinen 75. Geburtstag.

Stuttgart - Von Spaichingen nach Stuttgart - der Weg zwischen beiden Orten steht sinnbildlich für die politische Karriere des Bauernsohns Erwin Teufel: Vom landesweit jüngsten Bürgermeister einer Gemeinde hatte es Teufel 1991 bis zum Regierungssitz in der Hauptstadt des Landes geschafft. Die rund hundert Kilometer Distanz zwischen dem Heim im Landkreis Tuttlingen und dem Chefsessel im Staatsministerium legte der Diplom-Verwaltungswirt fast täglich zurück - anders als sein Nachfolger Günther Oettinger, der sich in der Dienstvilla bei Stuttgart häuslich einrichtete. Als bodenständig, herzlich, heimatverbunden, aber auch durchsetzungsstark beschreiben Weggefährten den ehemaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, der am Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiert.

Als Mann der Fusionen wird Teufel in die Geschichte Baden-Württembergs eingehen. Er führte die beiden Rundfunkanstalten, die beiden Wohlfahrtsverbände sowie die Stromversorger EVS und Badenwerk zusammen. Als dickster Brocken gilt die Verschmelzung von Landesgirokasse, Südwestdeutscher Landesbank und Landeskreditbank zur Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die neue Landesmesse und das Bahnprojekt Stuttgart 21 gehören zu den Infrastrukturprojekten, die in seiner Ära vorangetrieben wurden.

Auf das Konto des gebürtigen Rottweilers geht auch die Verwaltungsreform, die der oft als beratungsresistent geltende Regierungschef im stillen Kämmerlein austüftelte. Das Ziel des auch in der eigenen Partei nicht unumstrittenen Projektes war die Integration von Sonderverwaltungen wie Gewerbeaufsicht oder Gesundheitsämtern in die allgemeine Verwaltung. Die von Teufel erhoffte „Effizienzrendite“ durch weniger Personalbedarf von 20 Prozent stellte sich vielfach auch ein. Damit stärkte der Anhänger der kommunalen Selbstverwaltung auch die Landkreise.

Doch Teufels politische Laufbahn war nicht nur von Erfolgen gepflastert. Vor allem sein Abgang war nicht so, wie er ihn sich erträumt hatte. Weder konnte er den Zeitpunkt noch die Umstände wählen, sondern er wurde von seiner Fraktion bedrängt, abzudanken. Den endgültigen Ausschlag im wahrsten Sinne des Wortes gab ein Zwist, bei dem der damalige Staatsminister Christoph Palmer (CDU) den CDU-Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer ohrfeigte, weil er ihn der Intrigen gegen Teufel verdächtigte. Am 25. Oktober 2004 trat Palmer zurück, und Teufel kündigte seinen Rückzug aus dem Amt an.

Teufel als Prototyp des Landesvaters

Auch in seiner Nachfolge lief nicht alles nach Wunsch des damals 65-Jährigen. Seine Favoritin, Kultusministerin Annette Schavan (CDU), unterlag in der Mitgliederbefragung Fraktionschef Günther Oettinger, als liberaler urbaner Managertyp das Gegenbild zum Landesvater Teufel. Der heutige CDU-Fraktionschef Peter Hauk sieht den Stabwechsel damals so: „Die gesellschaftspolitischen Strömungen verändern sich, etwa in der Familienpolitik, und niemand hat einen Anspruch auf Ämter.“ Größtes Verdienst des Mannes, der als erster in seiner Familie ein Gymnasium besuchte, seien die Investitionen in Forschung und Wissenschaft, um das Land zukunftsfähig zu machen, meint Hauk.

Er und die Fraktion feiern ihren früheren Vorsitzenden (1978 bis 1991) bei der Klausur in Baden-Baden Mitte September. CDU-Landeschef Thomas Strobl würdigt den Jubilar und Vorgänger an der CDU-Spitze als „einen Mann der Grundsätze, persönlich und als Politiker tief in seinem Glauben verwurzelt“.

Teufel, der mit seiner Frau Edeltraud vier Kinder hat, wird heute noch gerne als Urtyp des Landesvaters genannt - auch im Vergleich mit dem derzeitigen grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der deutlich mehr landesväterliches Charisma verbreitet als Teufels Nachfolger Oettinger und Stefan Mappus (CDU). Gemeinsam ist den beiden belesenen Männern ihr Engagement im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, ihr Interesse an Philosophie und Geschichte.

Auch fühlen sich Beobachter an Teufel’sche Zeiten erinnert, wenn der Amtsinhaber SPD-Mann Kurt Schumacher zitiert: „Die Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit.“ Allerdings strebt der 66-jährige Grüne in dem Alter, in dem Teufel der aktiven Politik den Rücken kehrte, bei der Landtagswahl 2016 wieder das Spitzenamt an.