Die gestiegenen Zahlen der E-Scooter spiegeln sich auch in der Verkehrsunfallstatistik wider. Foto: Dittrich

Die Elektrofahrzeuge sind inzwischen Alltag in den Städten – auch in der Ortenau. Die Zunahme der Roller hat aus Sicht der Polizei negative Folgen, wie bei der Vorstellung der Unfallstatistik deutlich wurde. Auch bei Pedelecs gibt es bedenkliche Entwicklungen.

Der Anstieg der E-Scooter-Unfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg lässt aufhorchen. Eine Zunahme von 50 Prozent zum Jahr 2023 ist die Bilanz der Beamten. In Zahlen bedeutet das 117 Unfälle (2023 78 Unfälle). Besonders tragisch: Neben mehr Verletzten, gab es erstmals einen tödlichen Unfall. Neben den Elektrokleinstfahrzeugen, wie sie die Polizei nennt, gibt es auch deutlich gestiegene Unfallzahlen bei Fahrrädern mit Elektrounterstützung.

 

Bei den E-Scootern handelt es sich inzwischen um ein „oft gesehenes Verkehrsmittel“, erklärte Polizeidirektor Günther Preis bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2024 in Offenburg. Der Großteil der kleinen Fortbewegungsmittel werde in der Ortenau dabei in Offenburg und Lahr genutzt. Die deutlich steigenden Unfallzahlen hiengen auch mit der großen Zunahme der E-Scooter-Fahrer zusammen.

Der Anstieg der Unfälle mit den Elektro-Stadtflitzern sei zwar der exorbitanteste der gesamten Verkehrsunfallstatistik 2024. Aber: „Wir müssen schauen, wo kommen wir her“, fügte der Polizeidirektor an. Immer wieder verletzen sich Menschen, die mit den E-Scootern unterwegs sind. Neben 74 Leichtverletzten (ein Plus von 25,4 Prozent) im Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums gab es elf Schwerverletzte – 2023 waren es „nur“ vier.

Besonders in Erinnerung ist ein tödlicher E-Scooterunfall geblieben. Ein 25-Jähriger war im Landkreis Rastatt mit einem völlig übermotorisierten, nicht für den Verkehr zugelassenen, E-Scooter gestürzt. „Bis zu 90 Stundenkilometer waren möglich“, erinnert sich Preis an den tragischen Fall. Mit hoher Geschwindigkeit hatte der junge Mann, der auf einem Radweg unterwegs war, die Kontrolle verloren. Ein Großaufgebot an Rettungskräften war schnell an der Unfallstelle. Für den 25-Jährigen kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Pedelec-Unfälle haben auch zugenommen

In zahlreichen Städten gibt es auch kommerzielle Anbieter von E-Scootern. „Wir sind froh, dass es bei uns keine solchen Verleiher gibt“, stellte Preis klar. Und das nicht nur mit Blick auf die Unfälle. Wo kommerzielle Verleiher vertreten seien, würden die E-Scooter oft auch einfach mitten auf den Gehwegen abgestellt werden und so ein Hindernis – etwa für Rollstuhlfahrer – darstellen.

Anders als bei den E-Scootern sind die Unfallzahlen bei Radfahrern gesunken. Mit Blick auf Pedelecs (E-Bikes) sieht die Entwicklung jedoch ganz anders aus. „Wir beobachten eine gegenläufige Bewegung“, schildert Preis mit Blick auf gesunkene Unfallzahlen mit „klassischen“ Rädern. Im gleichen Zeitraum gab es in der Ortenau ein Plus von rund 32 Prozent bei Unfällen mit Pedelecs. Fahrradexperten würden schätzen, dass ein Viertel aller Menschen über 14 Jahren in Deutschland ein E-Bike im Haushalt haben, fügte der Polizeidirektor an.

Manipulierte Pedelecs auf den Straßen unterwegs

Die Kraft, die so ein E-Motor hat, sollte zudem nicht unterschätzt werden. Die Polizei appelliert gerade an diejenigen, die noch keine Erfahrung mit Pedelecs haben. Eine Einweisung oder auch ein Fahrsicherheitstraining sei zu empfehlen. So könnten sich die Radler herantasten, glaubt Preis.

Sorge bereitet der Polizei der „Trend“ manipulierter Pedelecs. Der Elektromotor unterstützt bei gleichzeitigem Treten nur bis zu 25 Stundenkilometern. Mit sogenannten Tuningkits lässt sich diese Begrenzung umgehen. „Der Verkauf ist legal“, so Preis. Für die Straße zugelassen sei das Rad dann aber nicht mehr.

Bausätze im Netz erhältlich

Angeboten werden die Bausätze, der Hauptbestandteil ist ein Computerchip, etwa im Internet. Teilweise haben sich Händler sogar explizit auf solche Produkte spezialisiert. Auf etwa zehn Prozent würde der Anteil der manipulierten Pedelecs geschätzt, erklärt Preis. Mit Blick auf die technischen Manipulationsmöglichkeiten würden die Kollegen geschult, so der Polizeidirektor.

Rechtliche Voraussetzungen

Die E-Scooter (bis 20 Stundenkilometer) sind versicherungspflichtig. Ein Führerschein ist für dieses Elektrokleistfahrzeug jedoch nicht erforderlich. Der Fahrer muss aber mindestens 14 Jahre alt sein, informiert das Bundesverkehrsministerium auf seiner Internetseite. Bei sogenannten S-Pedelecs handelt es sich um E-Bikes, bei denen der Motor bei gleichzeitigem Treten eine Geschwindigkeit von bis zu 45 Stundenkilometern unterstützt. Für diese Fahrzeuge gilt neben der Versicherungs- auch eine Führerscheinpflicht, so das Verkehrsministerium.